VIe CONG. INTERN. REPROD. ANIM. INSEM. ARTIF., PARIS, 1968, VOL. II DAS CHROMOSOMALE BILD DES TESTIKULÄREN HERMAPHRODITISMUS BEI SCHWEI«= NEN UND DIE VERERBUNG DIESER STÖRUNG L. LOJDA Forschungsanstalt für Veterinärmedizin, Brno, Tschechoslowakei Der Prozess der sexualen Differenzierung, die zur Trennung zwei- er verschiedener Geschlechter in der Population führt, pflegt auch bei phylogenetisch höheren Arten spontan gestört zu werden und in der Po- pulation entstehen Intersexformen. Bei den Haustieren treffen wir die- s3e Zustände auch bei Schweinen an, besonders bei Bastarden verschiede- ner Rassen oder ihren Abkömmlingen (4, 5,.6, 7). In latzter Zeit verfolgten wir einige Schweinefamilien mit verein- zelten Erscheinungen von Hermaphroditismus bei Abkömmlingen verschie- dener Würfe. Eine der beobachteten Familien unterschied sich jedoch auffallend durch ein hohes Auftreten von Intersexformen als auch durch die Art der Vererbung. Da es sich hier in absoluter Mehrheit um einen dem Syndrom der testikulären Feminisierung beim Menschen sehr ähnli- chen testikulären Hermaphroditismus handelte, gestatten wir uns, die- sen Fall eingehender zu behandeln, Unsere Beobachtung, wie aus dem genealogischen Schema auf Tabelle Nr. l zu ersehen ist, umfasst die Familie einer Sau, nach und nach von 4 Ebern bedeckt, die sowohl untereinander als auch zur angeführ ten Sau keine Verwandschaft aufwiesen. Die Sau entstand durch Kreuzung der weissen Edelrasse und Landrace. Im Rahmen der ganzen Familie wurden 62 Abkömmlinge gewonnen. Insgesamt wurden die Abkömmlinge aus 5 Würfen der Familiengründe- rin und aus einen durch Inzucht unter den Abkömmlingen des 5. Wurfes gewonnenen Wurfe beobachtet. Wie aus dem Schema Nr. l ersichtlich ist, traten in jedem Wurf einige, durch Adspektion sogleich nach der Geburt feststellbare testikuläre Hermaphroditen auf. Solche Einzelindividuen hatten wir in der gesamten Tiergruppe 18 Stck. Bei 8 uraprünglich als normal betrachteten Sauen wurde in der Bauchhöhle das Vorhandensein von Hoden festgestellt, ausnahmsweise im Leistenkanal erst nach der Schlach- tung. Bei manchen Hermaphroditen war gleichzeitig auch ein Hodensack- bruch vorhanden, der einige Wochen nach der Geburt zustande kam und sich in der Regel im Alter von 1/2 - 1l Jahr spontan geregelt hatte. Ferner waren in dieser Familie 2 Fälle von ambiglandulärem Herma«- phroditismus vorhanden, ein jeder nach einem anderen Vater., Im ersten Falle handelte es sich um Hermaphroditismus ambiglandularis unilatera« lis alternans mit zystösem linksseitigem Eierstock und einer Hode auf der rechten Seite. Im zweiten Fall wurde bilateraler ambiglandulärer Hermaphroditismus festgestellt. Manche Sauen wiesen am Genitalapparat verschiedene Anomalien auf, wie z.B. Verdoppelung der Scheide oder zystöse Eierstockdegeneration, 897