$ 6. Mängel ‘ des Stufenkalküls. 105 Um nach dem Vorbilde des Cantorschen Beweises zu verfahren, gehen. wir aus von der Annahme, es sei irgendeine Zuordnung der ver- langten Art gegeben, d. h. eine Aussage R(x, P„), welche für eine feste Zahl x genau durch ein Prädikat P, erfüllt wird. Wir betrachten das- jenige Prädikat Pc(x), welches für eine Zahl x dann und nur dann zutrifft, wenn das ihr zugeordnete Prädikat nicht auf sie zutrifft. Es ist Pc(x) also definiert durch (Pn) (R(x: Pn) E Pn(x)) < Von diesem Prädikat können wir auf Grund seiner Definition beweisen, daß es mit keinem der den Zahlen zugeordneten Prädikate überein- stimmt. Wäre nämlich Pc der Zahl m zugeordnet, so müßte einer- seits R(m, Pc) gelten. Andererseits müßte zufolge der Definition von Pc(x) und wegen der Eindeutigkeit der Zuordnung Pce(m) > (R(m, Pc) —> Pce(m)) sein. Aus diesen beiden Beziehungen würde sich Pc(m) &> Pc(m), also ein Widerspruch, ergeben. Mit dieser Feststellung müßten wir nun, gemäß der Analogie zum Cantorschen Beweise, schon am Ziele sein. Tatsächlich haben wir jedoch nur die Existenz eines Zahlenprädikates erkannt, welches von allen durch das Prädikat R den ganzen Zahlen zugeordneten Prädikaten verschieden ist, ohne aber nachzuweisen, daß dieses Prädikat Pc zu unserer Menge gehört; und diese Forderung ist tatsächlich auch nicht erfüllt. Denn die Menge enthält ja nur Prädikate %ter Stufe, während der definierende Ausdruck für Po(%): (Pr)(R(%, Pa) — Pa(%)), von der (x + 1)ten Stufe ist. Es kommt also zufolge der Stufenunter- scheidung der gewünschte Beweis gar nicht zustande. Ganz ähnlich wie bei diesem Beispiel tritt an mehreren anderen entscheidenden Stellen der Fall ein, daß wir durch die Sonderung der Stufen daran verhindert werden, gewisse mathematische Schlußweisen durch den logischen Kalkül nachzubilden. Insbesondere gilt das für die Begründung der Theorie der reellen Zahlen. In der Mathematik sind verschiedene Einführungen der reellen Zahlen gebräuchlich; man defi- niert eine reelle Zahl mit Hilfe einer Cantorschen Fundamentalreihe oder durch einen unendlichen Dezimalbruch bzw.. Dualbruch oder durch einen Dedekindschen Schnitt. Für den Anschluß an die Logik empfiehlt sich das Dedekindsche Verfahren, und zwar brauchen wir bei den Ein- teilungen ‚ der rationalen Zahlen, welche einen Schnitt bilden, jeweils nur die Klasse der kleineren zu betrachten. Eine Klasse oder eine Menge von Rationalzahlen ist gegeben durch ein definierendes Prä-