Viertes Kapitel. Der erweiterte Funktionenkalkül. $ 1. Notwendigkeit einer Erweiterung des Kalküls. Für die inhaltliche Einstellung, welche wir bisher dem logischen Funktionenkalkül zugrunde legten, war wesentlich, daß wir die Aus- sagen und logischen Funktionen scharf von den Gegenständen sonderten, welche als Argumentwerte der Funktionen in Betracht kommen. Nun hindert uns aber nichts, die Prädikate und Aussagen selbst als Gegen- stände zu betrachten, denen Eigenschaften zukommen und zwischen denen Beziehungen bestehen. Betrachten wir z. B. einen logischen Ausdruck von der Form (x)(4 — F(x)). Dieser kann als eine Beziehung P(A4, F) zwischen einer Aussage und einem Prädikat aufgefaßt werden. Eine falsche Aussage A steht mit jedem / in der Beziehung P(A, F); eine richtige Aussage A nur mit solchen F, für die (x) F(x) gilt. Weitere Beispiele liefern die Eigenschaften der Reflexivität, der Symmetrie und Tramnsitivität von zweigliedrigen Relationen. Diesen ent- sprechen 3 Funktionen: Ref (R), Sym (R) und ‚Tr (R), deren Argu- ment R ein Funktionszeichen mit zwei Leerstellen ist. Symbolisch drücken sich diese drei Eigenschaften folgendermaßen aus: Refi{R): (x)R(x; x); qym (R): (%) (y)(R(x, y) — R(y, %)) (%) T (R) (*)(V)()[(R( y) & R(y, z) — R(x, 2))]. Alle drei Eigenschaften sind bei dem Prädikat =(x, y) (x ist iden- tisch mit y) erfüllt, bei dem Prädikat < (x, y) hingegen nur die der Transitivität. Es stellen also die Formeln Ref=), Sym(s), Tr6), Tr(<) richtige Aussagen dar, während Ref(<) und Sym(<) falsche Aussagen sind. Eine Relation zwischen zwei Prädikaten ist die Beziehung der „Ägquivalenz‘, Aeq (F, G), welche durch den Ausdruck (x)(F(x) > G(x)) definiert wird, und die darin besteht, daß die Prädikate F und G für dieselben Argumentwerte zutreffen bzw. nicht zutreffen. Weitere Be-