$ 12. Die Widerspruchsfreiheit des Axiomensystems. 29 Formel (20): XY & XZ —> X(Y &Z). Beweis: Y—>(Z—>VY &Z) [Formel (18)], (Z>Y &Z)>(XZ > X(Y &Z)) [Axiom d)], Y —> (XZ —> X(Y &Z)) [Regel V], XZ > (Y —> X(Y &Z)) [Regel VII], (Y > X(Y &Z)) > [XY > X(X(Y &Z))] [Einsetzung in XZ > [XY > X(X(Y & Z))] [Regel VI, Axiom d)], X(X(Y &Z)) kann durch (XX)(Y &Z) und weiter durch X(Y & Z) ersetzt werden. NS Z Daraus ergibt sich die obige Formel nach Regel VII. Aus Formel (19) und (20) zusammen mit Regel VI erhält man die Ableitung des Distributivgesetzes. Ein weiteres Ableiten von Formeln und Regeln erweist sich als unnötig. Es zeigte sich nämlich, daß die Regeln a 1)—a4), b1)—b3), die wir früher aufgestellt hatten, sich aus den Axiomen als abgeleitete Regeln gewinnen lassen. Daraus folgt, daß alle die Bemerkungen, die wir früher im Anschluß an diese Regeln machten, z. B. die, die das Prinzip der Dualität und die Normalform betrafen, sich auch axioma- tisch wiedergewinnen lassen. Demnach braucht man, um die Beweis- barkeit einer Formel zu zeigen, nicht jedesmal bis auf die Axiome zurückzugehen. Denn eine Aussagenformel ist dann und nur dann aus den Axiomen beweisbar, wenn in der zugehörigen konjunktiven Normalform jeder Summand zwei Faktoren enthält, von denen der eine das Gegenteil des anderen ist. $ 12. Die Widerspruchsfreiheit des Axiomensystems. Die axiomatische Einführung des Aussagenkalküls macht es uns möglich, auf den Aussagenkalkül die Fragestellungen und Betrach- tungen, die der axiomatischen Methode eigentümlich sind, anzuwenden. Die wichtigsten der entstehenden Fragen sind die nach der Widerspruchs- freiheit, Unabhängigkeit und Vollständigkeit des Axiomensystems. Wir wollen uns zunächst mit der Widerspruchsfreiheit der Axiome be- fassen. Die Frage nach der Widerspruchsfreiheit kann hier in einem über- tragenen Sinne gestellt werden. Wir wollen die Axiome widerspruchs- frei nennen, wenn es unmöglich ist, mit Hilfe des Kalküls zwei Aus- sagenverbindungen abzuleiten, die in der Beziehung des Gegenteils zu- einander stehen, die man also aus dem Aussagenpaar X, X erhält, wenn man X beide Male in gleicher Weise ersetzt.