4 Der Aussagenkalkül. 4. X —> Y (lies „‚wenn X, so Y‘“) bezeichnet die Aussage, die dann und nur dann falsch ist, wenn X richtig und Y falsch ist. 5. X>Y (lies „X gleichwertig Y‘), auch wohl X <& Y oder X —Y geschrieben, bezeichnet die Aussage, die dann und nur dann richtig ist, wenn X und Y beide richtig oder X und Y beide falsch sind. X> Y bedeutet also, daß X und Y beide denselben Wahrheitswert haben. Zu 3. bemerken wir, daß die Verknüpfung ‚„‚,X oder Y“ nicht mit dem ausschließenden oder, im Sinne des lateinischen aut — aut, ver- wechselt werden darf. Dieses ‚‚oder‘““ hat vielmehr die Bedeutung von „oder auch‘ im Sinne des lateinischen vel, d. h. die Möglichkeit des Zusammenbestehens von X und Y wird mit zugelassen!. Die Beziehung ‚„wenn X, so Y“ ist nicht so aufzufassen, als ob damit ein Verhältnis von Grund und Folge gesagt werden soll. Viel- mehr ist die Aussage X —> Y immer schon dann richtig, wenn X eine falsche oder auch, wenn Y eine richtige Aussage ist. So haben z. B. folgende Aussagen als richtig zu gelten: Wenn ‚„2mal 2 gleich 4‘, so „ist der Schnee weiß“‘. Wenn „2mal-:2 gleich 5°, so.„‚ist der Schnee weiß“‘, Wenn „2mal 2 gleich 5‘“, so .‚,‚ist der Schnee schwarz‘‘. Falsch wäre dagegen die Aussage: Wenn „2mal 2 gleich 4‘, so „ist der Schnee schwarz‘‘. Immerhin hat die Beziehung X — Y mit der Beziehung von Grund und Folge das gemeinsam, daß im Falle der KRichtigkeit von X —> Y aus dem Bestehen von X das Bestehen von Y entnommen werden kann. Die Beziehung X> Y hat nicht etwa den Sinn, daß X mit Y gleichbedeutend ist, sie besteht vielmehr zwischen irgend zwei richtigen und auch zwischen irgend zwei falschen Aussagen. Z. B. sind die Aus- sagen (2 und 2 gleich 4) > (der Schnee ist weiß) (2 > 3) —> (der Schnee ist schwarz) richtig. Besonders wichtig ist noch‘ die allgemeine Bemerkung, daß nach unserer Definition der logischen Grundverknüpfungen die Richtigkeit | oder Falschheit einer Aussagenverknüpfung nur von der Richtigkeit und _ Falschheit der verknüpften Aussagen, nicht aber von ihrem Inhalt ab- hängig ist. Bezeichnen wir zur Abkürzung eine richtige Aussage mit % und eine falsche Aussage mit %, so ist z. B. die Verknüpfung — dadurch gekennzeichnet, daß die Aussagen R—> R, F—R und F —F richtig sind, X — & aber falsch ist. Für die Verknüpfung & ist R& richtig, R &F, F&R, F&F sämtlich falsch. Entsprechendes gilt für die übrigen Verknüpfungen. 1 Das ausschließende ‚„‚entweder — oder‘‘ kann natürlich auch durch eine Kombination der Grundzeichen ausgedrückt werden. ‚‚Entweder X oder Y“ ist die Negation von X Y und wird dargestellt durch X Y.