236 Die Spectralanalyse der Gestirne. Eigenschaft, nach der sie Prismen mit gerader Durchsicht (»ä vision di- recte«) benannt werden. Sol- che Prismensysteme haben mancherlei Vortheile gegen- über den ablenkenden, und es ist ohne weiteres klar, dass nach diesem Principe gebaute Apparate der Hand- lichkeit in höherem Masse dienen, als es bei jenen der Fall ist, die wir bisher kennen gelernt haben. Das Princip diesesSystems ist an der Hand der Abbildung Fi- gur 497, welche das Hof- mann’sche »Taschenspec- troskop« darstellt, mit weni- gen Worten erklärt. An dem vorderen, nach der Licht- Fig. 501. Cooke’s Spectroskop »a vision directe« mit Winkelprismen. sungen aus. Eine ältere Anordnung von beschei- denen Dimensionen veran- schaulicht die Figur 500, welche einen 4zölligen Merz’schen Refractor in Verbindung mit einem Spec- tralapparat darstellt. Letzte- rer ist, wie zu ersehen, ein solcher ä vision directe. Re- fractorrohr (mit abgenomme- nem Ocular) und Spectro- skop (p in) sind bei der Colli- matorlinse verschraubt. Der Spalt befindet sich bei p und ist durch eine kleine Schraube regulirbar. Das Beobachtungsrohr wird mit- telst einer Schraube derart im Prismenrohr hin- und hergeführt, dass das ganze gebildet wird 71 ■■ ■■■ Fig. 502. Einstellung des Spectro- skopes bei Protuberanzenaufnahmen mit dem Spalte am Sonnenrande. (Vgl. Fig. 471 auf Seite 229.) 0 4 0 big- 503. Zöllner’s Ocular- spectroskop. quelle gerichteten Theile befindet sich der Spalt S, der durch zwei und vermittelst der Schraube F und einer entgegenwirkenden Fe- der leicht erweitert und verengt werden kann. Bei L ist die Linse l eingefügt, welche die durch den Spalt divergirend ein- fallenden Strahlen parallel macht und auf die dahinter gestellten fünf Prismen p wirft. Letztere, von denen das erste, dritte und fünfte Crownglas, das zweite und vierte Flintglas sind, bilden ein zusammengesetztes System mit derart bemessenen Winkeln, dass die aus demselben austretenden farbigen Spectralstrahlen die Richtung der einfallenden Strah- len haben und daher in dem Rohre L G M 0, in welchem die vereinigten Prismen die Stelle zwischen L und G einnehmen, geradlinig fortgehen. Die Lin- sen al und a hinter G bilden das Objectiv, o1 und o in dem ausziehbaren kleinen Rohre 0 das Ocular des Fernrohres, durch welches man das Spectrum be- trachtet. Das Ganze ist auf ein kleines Stativ montirt, doch kann das Spectroskop auch mit freier Hand, etwa wie ein Taschenperspectiv, gebraucht werden. Die meisten kleinen, für Liebhaber bestimmten Spectro- skope sind nach diesem Principe hergestellt und sie haben mit- unter eine so compendiöse Gestalt, dass man sie mit Recht »Westentaschenspectroskope« genannt hat. Figur 498 und 499 stellen zwei solche niedliche, billige, dabei gleichwohl gut zu gebrauchende Apparate von Browning dar. Der in Figur 498 dargestellte Apparat ist mit einem kleinen Scalenmikrometer versehen, um Messungen anstellen zu können. Die Scala befindet sich in einem kleinen Nebenrohr und wird durch das recht- winkelige Prisma auf die letzte Fläche des Prismensatzes und von hier in das Auge des Beobachters reflectirt. Die eine Ka- thetenfläche des recht winkeligen Prismas ist nicht plan, sondern convex, und wirkt gleichzeitig als Vergrösserungslupe. Alle bisher beschriebenen Apparate finden nur bedingte Anwendung. Für weitgehendere astronomische Zwecke, zumal für Beobachtungen der Spectren der Planeten, Fixsterne, Nebel u. s. w. — den sogenannten Sternspectroskopen — muss eine Einrichtung getroffen werden, durch welche es möglich wird, den Spectralapparat in passender Weise mit dem betreffen- den Fernrohre (Refractor) in Verbindung zu bringen. Abgesehen von der Ingeniosität, mit welcher derlei Apparate construirt sind, zeichnen sie sich, conform den mitunter gewaltigen Dimen- sionen moderner Refractoren, durch aussergewöhnliche Abmes- Spectrum sich überschauen lässt, ein kleines Vergleichsprisma. Der sich fünf Ein- dass ■■ Fig. 504. Spectroskop am Refractor des Halsted-Observatoriums. (Constructeur: John A.Brashear, Allegheny.) a W ■pii Vor dem Spalt befindet Prismensatz besteht aus Prismen, doch ist die richtung getroffen, sich gegebenen Falles (z. B. bei Sonnenbeobachtungen) noch ein Prismensatz, even- tuell zwei Prismensätze ein- fügen lassen. Da jeder Pris- mensatz eine Dispersions- kraft von 8° hat (von D bis II), so ist die Dispersions- kraft der drei Prismensätze gleich 2 4°; es reichen indess schon zwei Prismensätze aus, um mit ihnen die Chromo- sphäre durchsuchen zu kön- nen. Die übrigen Details der