Die Spectralanalyse der Gestirne. 235 flexionsprismas genau rechtwinkelig zur Richtung a d, d. h. zur Richtung der unter dem Minimum der Ablenkung aus dem Prisma P, kommenden Strahlen steht. Die starren Stücke sind unter der Mitte der Prismenfläche EH im Punkte a um diesen drehbar befestigt und werden genöthigt, an dem Punkte d unter der Mitte der Prismen- fläche F K zu gleiten. Während also bei der Bewegung des ganzen Systems, wobei die Prismen ABE und B CF sich gegen- einander im Punkte B drehen, die Länge der Stücke a d veränderlich ist, bleibt deren Richtung constant diejenige der Verbin- dungslinie der Mitte der Prismenseiten E II und FK, somit constant diejenige der im Minimum der Ablenkung aus Prisma P, kommenden Strahlen. Während also bei Hilger vier bewegliche Punkte (ab c d) vor- kommen, hat die Krüss’sche nur einen (B) und fallen hier die achsialen Arme R., 0 u. s. w. ganz fort. Bezüglich der anderen Theile des In- strumentes und deren Functionirung wäre noch Folgendes zu bemerken: Die aus dem Collimatorrohre kommenden Strahlen fallen G ''' - L'J r fl WA’5''?*# Fig. 497. Hofmann’s Taschenspectroskop. zunächst auf das Halbprisma R (30"), welches festgelegt ist. Dieses Prisma, sowie die beiden anderen (P., und PJ von je 6o° brechendem Winkel sind fest auf grössere Stücke aufgesetzt, welche untereinander in den Punkten B{ Ct D verbunden sind, wobei letztere derart gewählt sind, dass sie den Schnitt- punkten der betreffenden Prismen- seiten entsprechen. Das Reflexions- prisma kann in die Träger R.> R$ rechtwinkelig zur Richtung der Strah- len aufgestellt werden. Durch das- selbe werden die Strahlen, welche auf dem Herwege die Prismen in ihrer oberen Hälfte durchlaufen, ge- zwungen, in der untere Hälfte zurück- zugehen. Sie treten aus der letzten Fläche des Prismas P{ normal aus und gelangen mit Hilfe des recht- winkeligen Reflexionsprismas v durch Spiegelung aus dessen Hypothenusen- 11’S- 499- fläche in das Beobachtungsfernrohr, welches um die halbe Höhe der Prismen tiefer liegt, als das Collimatorrohr. Von der Beschreibung der übrigen Einrichtungen des Apparates, welche zum Messen und Registriren der Er- scheinungen im Spectrum dienen, sehen wir ab. Bei allen Apparaten der vorbeschriebenen Art behalten Fig. 498. Browning’s Taschenspectroskop mit verschiebbarem Scalenrohr. Browning’s Taschenspectroskop. bei der automatischen Einstellung die einzelnen Prismen untereinander die gleiche Neigung, und die Verschie- bung des ganzen Systems kann nur in ganz bestimmter Weise erfolgen, und zwar derart, dass der Bedingung des Minimums der Ablenkung der beobachteten Strahlen genügt wird. Die mechanische Ausführung dieser Einrichtung bietet einige Schwierig- keiten, sofern man einen tadellosen Gang des Mechanismus herstellen will, und es gelingt meistens nicht, den todten Gang aufzuheben, so dass man bei Messungen im Spectrum stets nur von einer Seite her einstellen darf. Krüss hat eine Construction ersonnen, welche diesem Uebelstande in radica- ler Weise abhilft. Dieselbe ist in Figur 494 abgebildet. Der Constructeur beschreibt seinen Ap- parat (in der »Zeitschrift für Instrumenten- kunde«, 1890) wie folgt: Auf die im Mittel- punkte des Prismentellers befestigte verticale Achse A sind sieben Ringe R gesteckt, welche durch eine gemeinsame Mutter M miteinander verbunden sind, sich an der Achse auf- und niederschieben sowie gegeneinander um die Achse drehen können. Mit jedem dieser Ringe 77/ Fig. 500. Kleiner Refractor mit Spectralappaiat. ist ein radialer Atm /> derart verbunden, dass er sich mit seinem oberen Ende um die horizontale Achse a, mit seinem unteren Ende aber um die Achse b drehen kann. Durch die letztere ist die Verbindung des Armes B mit dem Stücke c hergestellt. Die durch letzteres hindurchgehende Schraube e bildet mit ihrem unteren Ende den Stützpunkt des Mechanismus auf dem Prismenteller, während sie gleichzeitig je zwei Seitenstücke (C) mit dem Stücke c und dadurch mit der centralen Achse A verbindet. Auf den Seiten- stücken C stehen die Prismen P und nehmen an jeder Bewegung der ersteren theil. Das Spaltrohr 5 und das Beobachtungsrohr 11 sind mit rechtwinkeligen Reflexionsprismen p versehen. Ersteres ist fest mit dem Prismenteller verbunden, letzteres um die Achse A drehbar. Durch die Träger T beider Rohre ist eine in horizontaler Richtung bewegliche Stange D ge- steckt, welche genau auf die Mittelachse A gerichtet ist. Das dem Mittelpunkte nähere Ende dieser Stange D ist mit einem Gewinde versehen und kann mit dem- selben in die Stücke c geschraubt werden. Die Stange D des Spaltrohres S wird in dieser Weise mit dem ersten Stücke c verbunden. In Folge dessen kann dieses sich nur mehr in der Richtung des Radius des Kreises verschieben. Die entsprechende Stange D des Beobachtungsfernrohres 11 wird gleich- falls mit dem letzten Stücke c verschoben. Dreht man das Beobachtungsfernrohr um die Achse A, so wird der ganze die Prismen tragende I Mechanismus in Bewegung gesetzt, und zwar in der Weise, dass die Grundflächen der Prismen immer Tangentialebenen an einem Cylinder bleiben, dessen Mitte die Achse A ist; die Veränderung in der Länge der Radien dieses Cylinders, d. h. die Projection der radialen Arme B auf den Prismenteller, wird hierbei durch Auf- und Absteigen der Ringe li an der Achse A ermöglicht. Die getroffene Einrichtung gestattet des weiteren, anstatt sechs eine geringere Anzahl von Prismen zu benützen; die überflüssigen Prismen werden abgehoben und die horizontale Stange des Beobachtungsrohres von dem letzten Stücke c abgeschraubt. In diesem Falle lässt sich das Beobachtungsfernrohr mit seinem Re- flexionsprisma p über die Träger der ab- genommenen Prismen fortbewegen und hinter dem letzten der noch zu benützenden Prismen durch Festschrauben der Stange D mit dem betreffenden Stück c und dieser Art mit dem ganzen Bewegungsmechanismus der Prismen- kette verbinden. Der Prismenteller ist am Rande V mit einer Kreistheilung versehen und nimmt der mit dem Beobachtungsrohre verbundene Nonius .V an der Bewegung desselben theil. Schliesslich sei bemerkt, dass das Beobachtungsfernrohr mittelst der Schraube K. am Kreise festgekiemmt und hier- bei mittelst der Mikrometerschraube TF fein bewegt werden kann. Es zeigt sich bei dieser Einrichtung, dass in dem ganzen Mechanismus der Prismenkette kein todter Gang vorhanden ist, wobei besonders hei vorzu- heben ist, dass die mechanische Herstellung des Apparates bei weitem weniger Schwierigkeiten bereitet, als die Bewegung in Schlitzen. Damit wäre das Wichtigste bezüglich der Anordnung der Cabinetsspectroskope erschöpft. In Einzelheiten können wir uns hier nicht einlassen. Es sei jedoch hervorgehoben, dass manche dieser Constructionen sehr sinnreiche Ab- weichungen aufweisen, und dass vor- nehmlich amerikanische Mechaniker Apparate von grösster Exactheit und vollendeter äusserer Gestaltung in den Dienst der Spectralanalyse eingeführt haben. Zwei solche Apparate (Fig. 495 und Fig. 496), welche aus dem Ate- lier John Brashear’s (Cleveland) stammen und vom Constructeur dem Verfasser in schönen Photographien übermittelt wurden, sind hier abge- bildet. Man erkennt auf den ersten Blick die mancherlei Abweichungen von dem vorbeschriebenen Typus, nach welchem die meisten Spectralapparate dieser Art in den europäischen Ate- liers gebaut werden. Gehen wir nun zu anderen Con- structionen. . . Bei den bisher bespro- chenen Spectroskopen wird der Licht- strahl nicht nur dispergirt, sondern zugleich von seiner ursprünglichen Richtung abgelenkt. Esgiebt aber auch Prismensysteme, welche den Lichtstrahl nur zerlegen, ohne ihn abzulenken, eine