Die Spectralanalyse der Gestirne. 22Q F-Linie übereinstimmend), den zweiten gleich- falls im Grün, nahe bei der Linie E. In einer kleinen Entfernung von letzterem Streifen verschwindet das Spectrum gänz- lich und weist eine Lücke bis über das Gelb hinaus auf; nur im Roth erscheint noch ein wenig Licht. Bei Mars ist zu er- wähnen, dass in demselben — abweichend vom Sonnenspectrum — ein auffallend dunk- les Band im Roth auftritt und ein weiterer dunkler Streifen, an dessen Stelle sich im Sonnenspectrum 3 starke Linien zeigen. Die Nebelflecke zeigen entweder ein reines Linienspectrum oder ein solches nebst einem schwachen Continuum. Da- durch wurde die Sache complicirt, da ein gasförmiger Körper im glühenden Zustande nur ein Linienspectrum hervorrufen kann. Fluggins war der Erste, der es sich an- gelegen sein liess, darüber Untersuchungen anzustellen, ob diejenigen Nebel, welche sich im Teleskop mit Sicherheit in eine An- häufung von hellen Punkten auflösen las- sen, ein continuirliches oder gleichfalls ein Linienspectrum zeigen. Untersuchungen dieser Art bereiten wegen der ausserordentlichen Lichtschwäche der kosmischen Nebelmassen grosse Schwierigkeiten. Huggins theilte auf Grund seiner Beobachtungen die Nebelmassen in zwei Gruppen ein, und zwar 1. in solche, deren Spectren aus einer oder mehreren hellen Linien bestehen, und 2. in solche, deren Spectren im Grossen und Ganzen das Aussehen eines continuirlichen Spectrums haben. Im Allgemeinen hält Klein dafür, dass das Vorhanden- sein einer Anzahl sehr kleiner, dicht gestellter Licht- punkte in einem Nebel, welche als ein sicheres Anzei- chen ihrer sternartigen Constitution anzusehen sind, nicht als Beweis genommen werden kann, dass ein Nebel, oder ein Theil desselben, aus wirklichen Ster- nen gebildet sei. In manchem Nebel müssten die sternartigen Lichtpunkte als gasförmige Massen von dichterer Constitution anzusehen sein. Das Spectro- skop zeigt, dass diese ungeheueren Anhäufungen glühenden Gases zwar stellenweise verdichtet, aber nicht zu festen oder flüssigen Massen condensirt sein können. Auch läge die Vermuthung nahe, dass die scheinbare Dauer der allgemeinen Form dieser Nebel durch die Bewegung der dichteren Theile derselben, welche im Feleskop als Lichtpunkte erscheinen, bedingt sei. Ein besonders bevorzugtes Untersuchungs-Object nach dieser Richtung bildete seit jeher der berühmte Nebel im Orion. Der allgemeine Anblick der wolkenartigen Theile ist durch- aus der eines Nebels und nicht auflösbar. Die als »Trapez« be- zeichneten Sterne im dunklen Centrum des Nebels sind aber von einer Region umgeben, welche sich in dem Riesenreflector Ros- se’s als auflösbar erwies. Gleich- wohl fand Huggins im Spectrum des hellsten Theiles des Orion- Nebels, nahe dem Trapez, nur die drei Linien des Gasspectrums, wäh- rend jeder der vier Trapezsterne ein continuirliches Spectrum auf- wies. Secchi machte übrigens darauf aufmerksam, dass das Trapez, obwohl es in einem dunklen Raume zu liegen scheint, dennoch von einem starken Nebel umgeben sein müsse, da an dieser Stelle das Linienspectrum sehr deutlich sich entwickele und keineswegs durch die Gegen- wart des Spectrums der Sterne vermindert werde. Die Isolirung der Sterne könne sonach nur eine scheinbare sein, hervorgerufen durch das starke Ueberwiegen des Sternlichtes gegenüber dem Nebellichte. Nebel dieser Art, welche ein Hauptspectrum von einer Linie bis drei oder vier Linien geben, können sonach nicht als Anhäu- fungen von Himmelskörpern stern- Fig. 469. D-Linien im Spectrum der Sonnenflecke. B C Fig. 470. Young’s Beobachtung des Protuberanzenspectrums. D s D C Fig. 471- Young’s Methode bei Beobachtung der Protuberanzen spectren. D 1 I F m 1 Fig. 472. Das Spectrum des Uranus. G Hr «fr*-—' - .w.--Y» r r "1 V f . f/V L 4 Fig. 473. Spectrum des Saturn und seiner Ringe. Photographisch aufgenommen von W. W. Campbell (Lick), circa lomal vergrössert. Mond als Vergleichsspectrum. Mond Ring Kugel Ring Mond. artiger Constitution angesehen werden. Das Verhalten ihres Lichtes ist so verschieden, dass auch die Licht- quelle eine ganz andere sein muss. Die drei Gaslinien a, b, c in Figur 474, welche bei den eigentlichen Nebelflecken in der Regel beob- achtet werden, sind von verschiedener Intensität; a ist sehr stark und breit, b nur halb so stark aber noch sehr auffällig, c endlich sehr schwach. Alle liegen etwa in der Mitte zwischen D und SrS; die Haupt- farbe der Nebel ist also Grün, während Blau nur schwach auftritt. Von der hellsten Linie (a) wissen wir bestimmt, dass sie mit der hellsten Stickstofflinie zusammenfällt, doch tritt im Stickstoffspectrum noch eine grössere Zahl anderer Linien auf. Die schwächste Linie (c) fällt mit der grünen Wasserstofflinie H ß zusammen, ist also identisch mit der starken Ab- sorptionslinie F im Sonnenspectrum. Das gewöhn- liche Wasserstoffspectrum zeigt aber noch 2 andere Linien, \Ha (C im Sonnenspectrum) und Hy (nahe bei G im Sonnenspectrum). Die dritte Nebellinie (b), in der Mitte zwischen den beiden genannten, stimmt mit keiner der Linien des Sonnenspectrums überein; ihr zunächst liegt eine Magnesiumlinie. Wie an anderer Stelle erwähnt wurde, war es Huggins, der zuerst das Spectrum eines Nebelfleckes erhielt (1864). Dasselbe stellte sich, wie in Figur 475 veranschaulicht, als Linienspectrum dar, wobei die hellste Linie (1) mit dem Stickstoff, die schwächste (3) mit dem Wasserstoff, die mittelhelle (2) mit keiner der bekannten Linien des Sonnenspectrums überein- stimmt. Nebenher lief auch noch ein äusserst schwa- ches continuirliches Spectrum, welches auf eine Verdichtung der Gasmasse in ihrem Innern hinwies. Später gelang es Huggins, Nebelspectren zu photo- graphiren, auf welchem Wege er unter andern das in Figur 476 reproducirte Photogramm des Spectrums des Orion-Nebels erhielt. Zum Ver- gleiche ist das Spectrum eines Sternes vom Typus I (weisse Sterne) beigefügt. In dem Nebelspectrum zeigen sich die Wasser- stofflinien (//ß und Hy) gut begrenzt, während sie im Stern- spectrum breiter und verwaschen erscheinen. Bezüglich der Lichtschwäche der Nebelflecke wäre noch zu bemerken, dass man vielfach der Frage näher getreten ist (Struve, Herschel, Alberi), ob bezüglich des Lichtes der Gestirne auf seinem Wege bis zum Beobachter ein Verlust von der ursprüng- lichen Helligkeit zu constatiren wäre. Die Unter- suchungen führten zu entgegengesetzten Meinungen, und es muss im Besonderen bezüglich der Nebel con- statirt werden, dass uns jede Kenntniss über den Ver- lust der ursprünglichen Helligkeit des Lichtes bei seinem Durchgänge durch den Weltraum und durch die irdische Atmosphäre fehlt. Wir haben jedoch Grund zur Annahme, dass das Licht der gasartigen Nebel, bevor es zum Auge des Beobachters gelangt, einen geringeren Verlust erleidet, als das Licht eines Ster- nes derselben Helligkeit und derselben Entfernung. Ein Nebel- fleck dieser Classe sendet Licht von einem Grade, beziehungs- weise zwei oder drei verschiedenen Graden von Brechbarkeit, welche ungefähr der Mitte des sichtbaren Spectrums entsprechen; das Sternlicht hingegen umfasst alle Far- ben des Spectrums. Was schliesslich die K ometen anbetrifft, ergab die Spectralanalyse ein ähn- liches Resultat wie bei den Nebelflecken, indem auch bei jenen sowohl continuir- liche als discontinuirliche Spectren beobachtet worden sind. Die Entscheidung be- züglich des ersteren Spec- trums hängt mit der Frage zusammen, ob es von einem Bestandtheil des Kometen, der sich im festen oder flüssigen Zustande befindet, herrührt, oder von einer starken Verdichtung des Gases im Kerne des Ko- meten, oder von reflec- tirtem Sonnenlicht. Wich- tige Aufschlüsse hierüber werden erst zu gewinnen sein, sobald ein grösserer und lichtstärkerer Komet 58