208 Der Mond. grösserer und kleinerer, durch Thalschluchten getrennter Berg- massen. Hierbei treten freilich Hunderte von Kilometern lange Gebirgswände auf und die Detailformen der Gehänge erinnern in Vielem an die Staffelbildungen irdischer Gebirgszüge. Uebrigens darf bezüglich der Höhe der Gebirge nicht vergessen werden, dass bei dem Fehlen einer allgemeinen Niveaufläche auf dem Monde — wie die Meeresfläche auf der Erde sie bietet — für die Mond- berge sich keine absolute, sondern nur eine relative Höhe (über ihre Umgebung) ergiebt. Man denke sich per analogiam die irdischen Meere ausgetrocknet und stelle sich dann mit dem Aufwande * <■ k V i I * i'W X * f V L (Hämus mit Menelaus.) Fig. 434. Vergrösserte Mondpartie aus dem Originalnegativ Fig. 433. einiger Einbildungskraft die Bilder vor, welche — vom trockenen Boden des Stillen Oceans aus — die Japanischen Inseln, das Felsengebirge und Cordilleren u. s. w. darbieten würden. Man hat den Mondgebirgen die Namen von irdischen Gebirgszügen gegeben, was gerade kein glücklicher Gedanke war, weil die Entlehnung von Namen aus der irdischen Geo- graphie auf den Laien nur verwirrend wirken muss. Im Nach- stehenden sind die Mondgebirge aufgeführt, mit Angabe der Höhe ihrer culminirenden Gipfel, wobei jedoch bemerkt werden muss, dass die ziffermässigen Angaben der letzteren ziemlich schwankend sind. Als höchster Mondberg gilt »Curtius«, dessen Höhe mit 8800 Meter angegeben wird; er ist also fast genau so hoch, als der höchste Berg der Erde, der Gaurisankar im Himalaya (8840 Meter). Die wichtigsten Mondgebirge sind: Culminirender Gipfel Culminirender Gipfe Dörfel 7603 Meter Karpathen • • 1939 Meter Leibnitz . . . . 7600 » Apenninen . • • 5500 Rocky Mountains 1600 » Taurus . . . . . 2746 » Altai 4047 » Riphaeisches Ge- Cordilleren . . . 3900 birge . . ■ ■ 4UI » Pyrenäen .... 3630 » Hercynisches Ge- U ral 838 . » birge . . . . 1170 » d’Alembert . . . 5847 Kaukasus • • 5567 Haemus . . . . 202 i 1 Alpen . . • • 3Ö17 » (Albategnius.) Indess darf nicht übergan- gen werden, dass die höchsten Erhebungen in den Wällen und Ringgebirgen nicht minder be- merkenswerth sind. So würde man beispielsweise von der mitt- leren Kammhöhe des »Theo- philus« 4678 Meter tief in den Krater hinabschauen; aus letzte- rem erhebt sich der Centralberg 2144 Meter hoch. Von »Wer- ner« würde man 4075 Meter, von »Tycho« 4612 Meter, von »Sim- pelius« 4630 Meter, von »Mauro- lycus« 4477 Meter tief den Blick senken müssen, um den Grund des Kraters zu erreichen. Die Gestalt der Mondberge ist am deutlichsten aus der von Ebert veröffentlichten Tabelle der Ab- messungen von 92 derselben erkennbar. Das Profil steigt von aussen langsam an, unter einem Winkel, welcher nach des Genannten Schätzungen in 56 Fäl- len nicht mehr als 6°, in wei- teren 26 Fällen nicht mehr als 70; nur 10 sind steiler und erreichen i2°. »Plato« und »Tycho« bilden Ausnahmen. Bei Betrachtung der dem Texte beigegebenen Repro- ductionen von photographischen Mondaufnahmen sowie der Atlas- blätter wird man da und dort eigenthümliche Furchen, Sprün- gen ähnlich sehend, wahrneh- men, welche häufig quer über die Wälle und Bergringe hin- weglaufen, sich verästeln oder durchschneiden. Schröter war der Erste, welcher eine solche wunderliche Furche beobachtete (1787) und für diese Bildungen das seitdem als technischer Ausdruck eingebürgerte Wort »Rille« gebrauchte. Heute kennt man über tausend solcher For- mationen und ihre Zahl vermehrt sich noch immer. Des vorge- kennzeichneten Verlaufes we- gen, dann ihrer beträchtlichen Breite und Tiefe halber (bis 4000 Meter, beziehungsweise 400 Meter) lassen sie einen Vergleich mit irdischen Flussläufen nicht zu. J. Schmidt war der Ansicht, dass einst kräftigere Instru- mente nachweisen werden, dass die meisten Rillen ganz oder theilweise die Form aneinander gereihter, miteinander durch Walldurchbrüche in Verbindung stehender Kraterreihen besitzen, und dass diese Rillen nur als Eruptionsphänomen aufzufassen sind. Die neuesten Untersuchungen haben dies mehrfach be- stätigt. Die schönsten Rillen - Formationen befinden sich bei »Triesnecker« und dem Krater »Hyginus«. Die übrigen liegen in allen möglichen Gegenden des Mondes, und befinden sich unter diesen einige recht grosse und deutliche, z. B. die stark gekrümmten, parallel zu einander verlaufenden »Hippalus«- Rillen.