196 Die Glieder des Sonnensystems. : ‘‘n -K ' G* ••! Fig. 414. Der Komet 1874 III nach Mrs. Ne wall am 14. Juli. Manche Beobachter wollen auf dem Planeten Spuren von I Flecken gesehen haben, und nahmen auf Grund dessen eine Rotationsdauer von circa 12 Stunden an; das Ergebniss ist aber ganz unsicher und darf keinen Anspruch auf Beachtung erheben. Die Sonne erscheint auf Uranus ungefähr so gross, wie uns Venus im grössten Glanze, und ihr Licht ist ungefähr ßöomal schwächer als auf der Erde, demnach die Erhellung gleich der- jenigen, welche entstehen würde, wenn 1700 Vollmonde gleich- zeitig leuchteten. Die in London und Potsdam aufgenommenen Spectren des Uranus liefern den Beweis, dass weder Absorptionsbänder noch helle Linien in dem brechbaren Theile des Uranusspectrums auftreten, wohl aber zahlreiche Eraunhofer’sche Linien, und ist somit die Behauptung Lockyer’s, das Uranusspectrum sei als ein Emmissionsspectrum anzusehen, ganz hinfällig. Die Unter- suchungen, welche darüber am Lick-Observatorium durch K eeler ausgeführt wurden, sind mit diesem Ergebniss im Einklang. Der Genannte erwähnt ausdrücklich, dass die Helligkeit gewisser Stellen des Spectrums in Gelb und Grün bei Anwendung schwacher Dispersion den Eindruck des Selbstleuchtens gemacht habe; fortgesetzte Untersuchungen zeigten jedoch, dass dieser erste Eindruck illusorisch und nur durch den Contrast der hellen Stellen des continuirlichen Spectrums zu den dunklen Absorptionsbändern hervorgebracht sei. Neptun (Ip). Mit diesem Planeten erreicht vorläufig unser Sonnensystem seine äusserste Grenze, welche durch den grössten Sonnenabstand desselben bezeichnet ist, nämlich 4527 Millionen Kilometer (610 Millionen Meilen); im Perihel ist Neptun 4446 Millionen Kilometer (599 Millionen Meilen), im Mittel 4487 Millionen Kilometer (604 Millionen Meilen) entfernt. Der grösste Abstand des Planeten von der Erde ist 4680 Millionen Kilometer (630 Millionen Meilen), der kleinste 4295 Millionen Kilometer (578 Millionen Meilen). Neptun erfordert zu seiner Beobachtung grössere Instru- mente und selbst bei starker Vergrösserung erscheint er als ein winziges Scheibchen, dessen Durchmesser nur schwer mit eini- ger Präcision zu ermitteln ist. Etwa o*i" entspricht bei der enormen Entfernung von 30 Sonnenweiten 72o des gesammten Durchmessers, der von Kaiser zu 2" 87 bestimmt wurde. Aus diesen Zahlen entnimmt man, dass Neptun ein Weltkörper von bedeutenden Dimensionen ist und sein Durchmesser ungefähr 63.000 Kilometer (8400 Meilen) beträgt. Seine Masse beträgt das i7fache der Erdmasse, seine Dichte jedoch nur 072 derselben. Die Bahn des Planeten hat gegen die Erdbahn eine sehr geringe Neigung, nämlich nur i° 47'. In dieser Bahn bewegt sich Neptun während eines siderischen Umlaufes in 164 Jahren 280 Tagen; in 163 Jahren 270 Tagen vollführt er einen tro- pischen, in i Jahre 2 Tagen 5 Stunden einen synodischen Umlauf. In der Nähe der Opposition mit der Sonne ist er gegen 160 Tage rückläufig durch 2 Grad, in 98 Grad östlicher und westlicher Elongation ist er stationär. Von seiner Oberflächen- beschaffenheit und demgemäss von seiner Rotation weiss man nichts. Der Planet bewegt sich ausserordentlich langsam in seiner Bahn, nämlich nur etwa 5'6 Kilometer in der Secunde. Das Sonnenlicht ist auf ihm goomal schwächer als auf der Erde. Der Planet wird von einem von Lassell (Malta) entdeckten Mond in einer Entfernung von 454.100 Kilometer (61.200 Meilen) in 5 Tagen 21 Stunden und 3 Minuten umkreist. Sein Durchmesser ist zu 3600 Kilometer (485 Meilen) ermittelt worden. Er erscheint als Stern 14. Grösse, und es bedarf eines sehr lichtstaiken Instrumentes, um ihn zu sehen. Er ist rückläufig, gleich den Uranusmonden. — Im Jahre 1880 hatte Forbes auf Grund der beobachteten Lage von Aphelen einer Anzahl von Kometen die Vermuthung ausgesprochen, dass zwei Planeten jenseits des Neptun ihre Bahnen beschreiben müssen, der eine loomal, der andere 3oomal so weit entfernt, als die Erde von der Sonne. Daraufhin bewerkstelligte Isaac Roberts nach den Angaben Forbes’ in der betreffenden Himmelsgegend photographische Aufnahmen in Pausen von 7 zu 7 Tagen, um zu ermitteln, ob sich einer der dortigen Sterne bewege. Das Ergebniss von 18 Platten war ein negatives. Die Kometen. Äusser den Planeten und Planetoiden sind die unter dem Namen Kometen, d. i. »Haarsterne«, bekannten Himmels- körper entweder beständig oder vorübergehend Angehörige unseres Sonnensystems. Die Alten erkannten in ihnen keine eigentlichen Gestirne, sondern hielten sie für blosse Lufter- scheinungen. Die Wiedererwecker der Astronomie des Abend- landes — Purbach und Regiomontanus — wandten ihre Aufmerksamkeit auch den Kometen zu, und seitdem sind sie fast unausgesetzt Objecte der beobachtenden Astronomie geblieben. Freilich klingen die älteren Erklärungen über Erscheinung und Wesen der Haarsterne noch sehr abenteuerlich. Wie wir sehen werden, hat erst unsere Zeit annehmbare Hypothesen nach dieser Richtung gezeitigt, vornehmlich durch die geistvollen Untersuchungen eines Herz und d’Arloz. Ein Komet erscheint in der Regel als ein Stern, dessen leuchtender Kern von einer mehr oder weniger hellen Nebel- hülle umgeben ist. Kern und Nebelhülle zusammen bilden den Kopf des Kometen. Äusser dem dunstigen Lichtscheine wird der Kern des Gestirnes häufig von einem Streifen begleitet, dessen Länge für die verschiedenen Kometen — oder auch für einen und denselben — veränderlich ist, und welcher die Be- zeichnung »Schweif« führt. Es giebt Kometen ohne Schweif und glänzenden Kern, so dass sie sich einfach als kugelige Nebel- massen darstellen; anderntheils ist die Nebelhülle häufig sehr schwach ausgeprägt, wodurch solche Kometen sich kaum von den übrigen Gestirnen unterscheiden. Bei manchen Kometen zeigt der Schweif an verschiedenen Stellen Ausläufer, bisweilen ist er auch mehrfach. Am Kopfe des Kometen, der dem Schweif- ende gegenübersteht, erkennt man mitunter eine Erhöhung des Scheitels. Die überwiegende Mehrzahl der Kometen ist dem unbe- waffneten Auge nicht sichtbar, und man nennt sie diesfalls, da sie nur in grösseren Fernrohren beobachtet werden können, : »teleskopische« Kometen. Die Bahnen, in welchen sich letztere bewegen, sind entweder Ellipsen, Parabeln oder Hyperbeln. Kometen mit elliptischen Bahnen gehören durchaus unserem Fig. 415. Der Komet 1874 III nach Dr. Vogel. 6.Mai 1874 18.Mai lA.Juni 22.Juni 8. Juli ß.Juti 14. Juli