IQ2 Die Glieder des Sonnensystems. Süd. Fig. 404. Saturn am 27. Juni 1896. (Zeichnung von E. Antoniadi, Observatorium zu Juvisy.) der den Planeten, welcher sich wahrscheinlich noch im Zustande der Rothgluth befindet, umgebenden Dunsthülle angehören. Diese Gebilde werden fortgesetzt aufmerksam beobachtet und es hat sich herausgestellt, dass, trotz der fortwährenden Wandlungen, einige derselben für längere Zeit ihre Umrisse beibehalten. Dies gilt vornehmlich von mehreren Streifen der äquatorealen Zone. Im Jahre 1878 (August) sah man zum erstenmale einen leuchtend rothen Fleck, der auf der südlichen Hemisphäre auftauchte und erst nach fünf bis sechs Jahren verschwand. Auf den mitfolgen- den Darstellungen ist dieses Gebilde durch seine tiefere Nuance kenntlich. Im Jahre 1890 war der »rothe Fleck« wieder deutlich sichtbar. Später wurde er wieder schwächer, doch blieb er deutlich erkennbar. Die Flecke zeigen bezüglich ihrer Helligkeitsverhältnisse häufige Veränderungen. Von Zeit zu Zeit zeigen sich ganz helle, mitunter auch schwarze Flecke, die später in ein dunkles Roth übergehen. Beobachtungen auf der Arequipa - Station des Har- vard College liessen die Oberfläche Jupiters als eine weisse Wolkenmasse erscheinen, über welche ein dünner Schleier aus einer braunen Materie ausgebreitet war, dessen Structur jener der irdischen Cirruswolken nicht unähnlich erschien. An seinen Verdichtungsstellen stellt sich dieser Schleier in Form von Streifen dar; wo er Lücken hat, waren die erwähnten hellen blecke zu sehen. Barnard trat dieser (von Pickering ge- gebenen) Deutung entgegen, indem er diese Wolkenschichten nicht genügend plausibel zur Erklärung der fraglichen Erschei- nungen hält. Nach ihm bestünde die Oberfläche des Planeten aus einer teigartigen, plastischen Masse, deren verschiedene Färbungen durch Materien entstehen, welche durch Strömungen im Inneren, beziehungsweise durch Eruptionen an die Oberfläche kommen. Gegen diese Ansicht spricht mancherlei, z. B. die geringe Dichte, welche der Planet besitzt. Jupiter ist von fünf Traban ten umgeben, welche sich in kreisförmigen Bahnen um ihn bewegen. Vier von diesen Monden wurden bekanntlich von Galilei in dem Augenblicke entdeckt, als er das von ihm construirte Fern- rohr zum ersten Male nach dem Himmel richtete (1610). Auf den fünften Mond kommen wir sofort zu sprechen. Die vier von früher her bekannten Jupiter-Trabanten sind durchaus nicht so klein, um bei ihrer Beobachtung Schwierigkeiten darzubieten. Sie führen keine Namen, sondern bezüglich ihrer Entfernung vom Centralkörper die fortlaufenden Bezeichnungen mit den la- teinischen Ziffern I bis IV. Der hellste ist der dritte, er gleicht einem Sterne 5'2 Grösse; dann folgen der erste mit 5’6 und der zweite mit 5'8; der licht- schwächste ist der vierte, dessen Helligkeit der eines Sternes 6'4 Grösse gleichkommt. Es ist demnach begreiflich, dass Menschen mit aussergewöhnlich scharfen Augen die Jupiter-Satelliten ohne Fernrohr wahrzunehmen vermögen, wofür verschiedene Zeugnisse vorliegen. Die merkwürdigsten, zum Theile bis heute noch unaufgeklärten Er- scheinungen bieten die Veränderungen der Helligkeit der Jupitermonde, sowie die Phänomene, welche sich zuweilen bei den Vorübergängen einzelner Monde vor der Scheibe des Planeten darbieten. Im Allgemeinen glänzen der erste und zweite Satellit in goldgelbem Lichte, der letztere mit einem Stich ins Grünliche; der dritte erscheint grünlichgelb, der äusserste Trabant ist dunkel- grüngrau. Die vier Monde sind ihrer Reihenfolge nach 6’0, 9'6, 15’2 und 27’0 Jupiterhalbmesser vom Planeten entfernt. Ihre Durchmesser betragen der Reihenfolge nach 5758 (I), 3925 (II), 9927 (III) und 3525 (IV) Kilometer. Vom ersten Satelliten müsste einem Bewohner desselben die Scheibe des Planeten 4omal grösser (im Durchmesser) erscheinen, als einem Erdenbewohner die Sonne. Der erste Mond vollführt seinen Umlauf um den Planeten in i3/4, der zweite in 3’/2, der dritte in 7’/G, der vierte in i6’/3 Tagen. Die Trabanten sind auffällig durch ihre ellipsoidische Gestalt. Auf dem giössten derselben hat man einige dunkle Streifen wahrgenommen. Die Monde des Jupiter bringen fast täglich Finsternisse hervor, denn sie umkreisen, wie wir gesehen haben, den Planeten sehr schnell und ihre Bahnen sind gegen die Ebene des Jupiteräquatois nur sehr wenig (bis 30) geneigt. Die drei ersten Monde werden fast bei jedem Umlaufe von Planeten verfinstert; der vierte geht zuweilen über oder unter seinem Schatten vorbei. Vorübergänge der Monde vor der Planetenscheibe (welche auf dieser Sonnen- finsternisse verursachen) bieten im Allgemeinen die Erscheinung, dass der Satellit, wenn er vor den Planeten tritt, hell erscheint, dann allmählich blasser wird und endlich der Beobachtung sich entzieht, sobald er sich der Mitte des Planeten nähert. Manchmal aber kommt es vor, dass der Mond dunkler als die Planetenoberfläche erscheint, indem ersterer als elliptisch .’ ■ IV VIII ix XII Fig. 405. Uranus vom 28. April bis g. Juni 1896. (Von Leo Brenner, Observatorium zu Lussinpiccolo.) geformtes schwarzes Scheibchen vorüberzieht. Diese sogenannten »dunklen Durchgänge« sind bei den äusseren Monden häufiger als bei den inneren. Mondfinsternisse finden auf Jupiter im Laufe eines seiner Jahre gegen 4400 statt, wovon auf eine bestimmte Gegend in der Aequatorzone etwa 2000 entfallen. Die Dauer der Mondfinsternisse ist 2 — 3 Stunden, die der Sonnenfinsternisse für einen einzelnen Punkt 5 —10 Minuten. Am 13. September 1892 durchflog die Welt die überraschende Nachricht, dass Professor Barnard am 9. September am grossen Refractor der Lick-Sternwarte einen fünften Jupitermond ent- deckt habe. Derselbe hatte sich bisher seiner Kleinheit und ausser- gewöhnlich nahen Stellung zum Planeten der Wahrnehmung ent- zogen. Barnard fand den Satelliten — der einem Sternchen der 13. Grössenclässe gleicht — schwieriger zu beobachten als die Mars- monde. Der scheinbare Abstand dieses Mondes vom Planeten beträgt im Maximum nur i‘; seinen Umlauf vollendet er in nh 57m23s.