Die Glieder des Sonnensystems. I g I doch weichen sie von die- sem Mittel sehr stark ab und scheinen nach dem Mars hin dichter gedrängt zu stehen, als nach dem Jupiter. Die Breite des Gür- tels, innerhalb welchen die kleinen Planeten kreisen, dürfte etwa 323 Millionen Kilometer breit sein. Die Excentricitäten ihrer Bah- nen sind viel bedeutender als bei den Hauptplaneten, was eben zur Folge hat, dass diese Bahnen vielfach wie die Ringe einer Kette ineinandergreifen. Auch die Neigung der Bahnebenen gegen die Ekliptik ist sehr Süd. 3 - Fig. 400. Saturn im April 1896. (Observatorium zu Juvisy.) verschieden; den kleinsten Werth weist »Massalia« auf (o° 41'), den grössten »Pallas« (340 41'). Die mittlere Bahngeschwindigkeit beträgt 15—20 Kilo- meter in der Secunde. Die Planetoiden sind so klein, dass sie sich bislang der Entdeckung entzogen, da sie den Eindruck kleiner und kleinster Fixsterne machten und nur durch das Fortrücken im Raume ihre planetarische Natur verriethen. Auch im Fernrohre erscheinen sie nur als Lichtpünktchen, so dass sich ihre Grösse nicht durch Winkelmessungen, sondern auf dem Wege photometrischer Untersuchung des reflectirten Sonnenlichtes bestimmen lässt, und zwar nur in annähernden Werthen. Man nimmt an, dass sämmtliche Planetoiden, zu einem Körper vereint, kaum den hundertsten Theil von der Masse des Erdmondes enthalten. In neuester Zeit ist es Barnard gelungen, mittelst des grossen 5 Fernrohres des Lick-Observa- toriums die Durchmesser von drei der ältesten Planetoiden mit anscheinend grosser Si- cherheit zu messen. Darnach sind diese Durchmesser auf die mittlere Entfernung der Erde von Süd. der Sonne reducirt: Durchmesser in Bogensecunden Kilometer .. I-II5 .. . 804 • • 0-675 ... 486 Ceres . Pallas . Vesta . . . 0-536 ... 385 Saturn am 26. April 1896. (Observatorium zu Lussinpiccolo.) Die meisten dieser Him- I 401 • melskörper sind aber weit klei- ner und gehen die Durchmesser vielfach unter 50 Kilometer herab. Als kleinster Werth wurden 11 Kilometer gefunden. Es ist klar, dass man in Folge dieser Kleinheit von der physischen Be- schaffenheit der Planetoiden nichts weiss. Spectren konnten bisher nur von »Flora« und »Vesta« erhalten werden. Verän- derungen in der Lichtstärke, welche bei einigen dieser Welt- körper beobachtet wurden, würden auf eine atmosphärische Umhüllung schliessen lassen, wenn dem nicht die Erwägung gegenüberstände, dass bei der geringen Anziehungskraft, welche ihnen zukommt, eine Lufthülle sich nicht erhalten könnte. Da- gegen ist darauf hingewiesen worden, dass jene Himmelsregion eine grosse Zahl von hellen Monden aufweisen müsse, »welche für dieselbe eine bei uns nicht geahnte Fülle von immer wech- selnden glänzenden Constellationen schafft, da die übrigen kleinen Planeten wegen ihrer Nähe dort sehr hell, vielleicht theilweise wie eine Schaar von kleinen, in verschiedenen Phasen stehenden Monden erscheinen«. Jupiter (<(,). Dieser Planet ist — wenn man von Venus absieht, da sie nur am Morgen- oder Abend- himmel leuchtet — der hellste Stern am nächtlichen Firmament, doch erscheint er dem Auge je nach seiner Nähe oder Ent- fernung von der Erde ungleich Fis;. 403. Dimensionen des Fig. 402. Saturn und seine Satelliten. Saturn und seiner Ringe. (Daten siehe Seite 194, I. Spalte unten.) gross: in der Erdnähe unter einem Winkel von 51", in der Erdferne unter einem solchen von 31“. Da Jupiter eine starke Abplat- tung aufweist (*/15), ist sein Aequatordurchmesser um 2 “ grösser als der Poldurch- messer. Sein wahrer Durch- messer beträgt 144.000 Kilo- meter, er übertrifft also sei- ner Grösse nach die Erde i33omal. Dagegen beträgt seine Dichte nur etwa */4 der Dichte der Erde (1 J/3mal die des Wassers). Er besitzt demnach, ungeachtet seiner Grösse, nur 3o8mal so viel Masse als die Erde, und um der Sonnenmasse gleich zu sein, müsste Jupiter 1047mal so viel Masse in sich enthalten als er hat. Gleichwohl ist die Jupitermasse, wie schon einmal er- wähnt, 2t/3mal so gross als die Masse aller übrigen Planeten zusammengenommen. Jupiter ist von der Sonne im Mittel 772 Millionen Kilometer (105 Millionen Meilen), gegen 37 Millionen (5 Millionen Meilen) weniger in der Sonnennähe, beziehungsweise mehr in der Sonnen- ferne. Von der Erde ist er, je nach dem Orte, welchen er in seiner Bahn einnimmt, zwischen 587 Millionen Kilometer (79 Millionen Meilen) und 95g Millionen Kilometer (129 Millio- nen Meilen) entfernt. Die Bahn Jupiters ist gegen die Erdbahn i° 19', seine Aequatorebene gegen die Ebene seiner Bahn um 3° 26' geneigt. Da die Excentricität nur 0-048 beträgt, ergiebt sich, dass die Bahn Jupiters nur wenig von der Kreisform abweicht. Den Umlauf um die Sonne bewirkt der mächtige Planet in 11 Jahren 315 Ta- gen; die secundliche Geschwin- digkeit beträgt also 13 Kilo- meter. In der Nähe seiner Opposition mit der Sonne ist er gegen 119 Tage rückläufig, wobei er gegen io° zurück- schreitet; in ii7° östlicher und westlicher Elongation erscheint er stationär. Um die Umdrehungszeit des Planeten um seine Achse zu bestimmen, hat man die auf seiner Oberfläche sich zeigen- den blecken benützt, was nur ein unsicheres Resultat ergeben konnte, da jene Flecken der den Planeten umschliessenden Dunsthülle, also nicht seiner Oberfläche angehören. Daraus folgt, dass die Rotationsdauer eines solchen Fleckes nicht zwin- genderweise mit derjenigen des zugehörigen Punktes der Pla- neten-Oberfläche zusammenfallen müsse. Flecke, die sich vom Aequator bis gegen 50 jovigraphischer Breite erstrecken, geben eine Rotationsdauer von ungefähr gh 50m, während Flecke, welche eine jovigraphische Breite von 10—450 haben, Werthe liefern, die um dem Betrag von gh 55 m herumschwanken. Ein- zelne grössere Schwankungen sind nicht ausgeschlossen, was dafür spricht, dass es sich bei der Beobachtung thatsächlich um Flecke handelt, da ein Schwanken des Planeten selbst be- züglich seiner Umdrehungsgeschwindigkeit ausgeschlossen ist. Mit diesen Wahrnehmungen steht die eingehende, vor- nehmlich in den letzten Jahren mit grossem Eifer betriebene Beobachtung der Oberfläche des Planeten. Die erste umfassende Beschreibung derselben verdan- ken wir einem der Lick-Astro- nomen, J. E. Keeler (jetzt Di- rector des Allegheny-Observato- riums). Es wurde oben bemerkt, dass die Oberfläche Jupiters eine Anzahl von Flecken, sowie ver- schiedene zum Aequator parallel laufende Streifen aufweist, von welchen man annimmt, dass sie