18o Die Glieder des Sonnensystems. nommen, Saturn fast ßmal so schwer als die sechs anderen. Demgemäss ist auch das Grössen verhältniss ein ausserordentlich verschiedenes. Die inneren Planeten sind alle mittelgross von beträchtlicher Dichte, wenig abgeplattet, und mit Ausnahme der Erde und des Mars mondlos. Die äusseren Planeten sind alle sehr gross, wenig dicht, stark abgeplattet und mondreich. Die inneren Planeten rotiren langsam, die äusseren sehr rasch. Was die Dichte der einzelnen Planeten anbelangt, ergiebt sich, bei Annahme eines Werthes für die Erde von 5% (d. i. 5 '/2mal schwerer als eine Wassermasse von demselben Volumen)für Mercur...............4-85 Venus................4’34 Mars.................4’i i I Jupiter................i’jo Neptun................i'i3 Uranus................0-90 Saturn................o-6g Nachstehend sind einige Elemente der Hauptplaneten in tabellarischer Form zusammengefasst: Namen und Zeichen der Planeten Mittlere Ent- fernung von der Sonne in Mil- lionen Kilometern (Siderische) Umlaufszeit in Tagen Mittlere tägliche Bewegung in Secunden Rotationsdauer um ihre Achse Excentricität der Bahn Neigung der Bahn gegen die I Ekliptik Aequatoreal- durchmesser in Kilometern Abplattung Oberfläche in j Millionen Qua- dratkilometern Volumen Erde •= i Masse Dichte Erde ’ = i Sonne = 1 Erde = i (D <ü c Mercur £ 7 Venus 2 57'5 1075 87969 224-701 I4-732-5S 5.767-81 87-9 Tage 2247 » (?) 0'20560 0-00684 7° 0' S“ 3" 23' 35" o° 0' g“ 4.816 11.969 O O 73 45° O 05 083 1, /763G44Ü 7412150 Q 04 078 0-870 0'960 G § Erde 1487 365^56 3-548'33 23 St. 56 M. 4 S. 0-01677 12.7-6 V299 5II I 7322800 i i ►—t 2 Mars (J 226-5 686980 i.886'66 24 » 37 » 23 » 0'09326 i° 51' 2“ 6-745 7193 143 015 73093500 O'II 0'739 1 c Jupiter i| 773 4-332'585 299-27 9 St. 55 M. 34 S. 0'04825 U 18' 41“ J43-757 7t5 61.963 '334'7 71047 308 0234 OS ~ Saturn J? 1418 10.759'220 120-59 10 St. 16 M. 0-05607 2’’ 29' 40" 119075 V11 41.296 725'9 73490 92 0-126 § Uranus J) < Cu Neptun T 2852 4470 30.686-510 60.186-640 42'37 21-67 ? ? 0-04636 0-00849 o° 46' 21" x° 47y 2" 59-I7I 54-979 710 ? 10.407 9-493 919 8o'i /22000 719330 15 16 0-162 0-204 Mustert man die vorstehend gegebenen Zahlen, so ergiebt sich, dass die Erde eine bevorzugte Stellung im Sonnensystem einzu- nehmen scheint, indem sie in Bezug auf Erwärmung und Beleuchtung nicht solchen Extremen ausgesetzt ist, wie die anderen Pla- neten. Mercur empfängt beispielsweise 62/3mal so viel Wärme als die Erde, Mars dagegen nur noch etwa 3/5, Jupiter gar nur mehr ’/A derjenigen der Erde. Ebenso verhält es sich mit dem Lichte der Sonne. Ferner ergeben die Umlaufszeiten der Planeten, beziehungs- weise die Geschwindigkeit, mit der sie in ihren Bahnen fortschreiten, grosse Verschiedenheiten. Während der sonnennächste Planet Mercur zu einer einmaligen Wanderung um den Central- körper nur 88 Tage benöthigt, legt Neptun seine Bahn um die Sonne erst in 167 Jahren 286 Tagen zurück. Die Umlaufszeiten stehen in einem cau- salen Zusammenhänge mit den Entfernungen der Planeten von der Sonne. Die Umlaufszeit ist logischerweise umso grösser, je entfernter der Planet ist, das Mass der secundlichen Be- wegung in der Bahn entsprechend kleiner. Je entfernter also ein Planet, desto langsamer bewegt er sich in seiner Bahn vorwärts. Für Mercur ergiebt sich diesfalls der Werth von 6’4 Meilen in der Secunde, für Venus 4'7, für die Erde 4, für Mars 3’2, für Jupiter 17, für Saturn 13, für Uranus 0'9, für Neptun 07 Mei- len. Daraus folgert eine sehr verschiedene »Winkelgeschwindigkeit«; während nämlich Mercur einen Umlauf (360°) bewirkt, schreiten in derselben Zeit vor: Venus um i4O,8n, die Erde um 86'7n, Mars um 46'1", Jupiter um 7-3°, Saturn um 2'9n, Uranus um 1'03° und Neptun um 053". (Vgl. Fig. 371.) Die elliptische Form der Planeten- bahnen zeigt gleichfalls wesentliche Ab- weichungen. Neptun und Venus haben j Jj EL T ui i ß~ , 1 |L„ KO .'S.! * ■ Ö'V sililil Fig. 374. Leverrier’s Standbild vor dem National- Observatorium zu Paris. eine Bahn, welche sich noch mehr dem Kreise nähert als die der Erde; die Bahnen von Mars und Mercur hingegen weisen sehr be- deutende Excentritäten auf. Im Aphel steht Mercur l/.2mal weiter vom Centralkörper als im Perihel, Mars im ersteren um '/-. Die I Neigung der Bahnen aller Hauptplaneten gegen die Ekliptik ist sehr gering, nur bei Mercur erreicht sie 7 Grad, sonst ist sie kleiner als 3 '/2 Grad. Auch bezüglich der Monde zeigen sich bemerkenswerthe Verschiedenheiten, und kommen wir auf diesen Sachverhalt bei den einzelnen Planeten zu sprechen. Unter dem Eindiucke dieser Vielgestaltigkeit der planetarischen Welten in ihrem Verhältnisse zur Sonne möchte die nachstehende Betrachtung sich herausgebildet haben, die sich in Fechner’s »Zend-Avesta« vorfindet: »Die eine Weltkugel (Sonne) ist ein Riese, wogegen alle anderen winzige Zwerge, unter diesen wieder eine (Jupiter) ein Riese gegen alle anderen. Die eine (Saturn) fast platt, andere (Sonne, Mercur, Mond) fast rein kugelig. Die eine (Mond) rauh von Gebirgen, andere (Erde) verhältnissmässig viel glatter; eine (Mercur) dichter als die Erde (?), eine andere (Saturn) siebenmal dünner als die Erde, dünner als Wasser in Oel; auf einer (Sonne) eine Feder bleischwer, auf anderen (Asteroiden) Blei federleicht; auf der einen (Erde, Mars) Nebel, Wolken, Wasser, Eis, auf der anderen ewige Trockniss und klarer Himmel; auf der einen (Mond) ein Tag von einem Monat, auf anderen (Saturn, Jupiter) nur von 10 Stunden; auf der einen (Mercur) das Jahr 88 unserer Tage, auf einer anderen (Neptun) mehr als 160 unserer Jahre lang. Die eine um die Sonne schleichend, die andere eiligst rennend; die eine (Venus) in fast kreisförmiger Bahn, die andere (Pallas) in gestreckter Ellipse; die eine (Mercur) ganz nahe um die Sonne, die andere (Neptun) unsäglich weit davon; fast alle rechtläufig, doch einige (Uranusmonde) rückläufig. Fast alle Bahnen sind umschliessend» doch einige (der Asteroiden) wie Kettenglieder ineinander greifend; für die eine (Mercur) die Sonne gross wie ein Wagenrad und glühend wie ein Ofen am Himmel stehend, für andere (Uranus, Neptun) ein ferner kalter Stern, dort der Tag blendend hell, hier dämmerig dunkel; manche (Mercur, Venus) ohne Mond, andere mit 1, 4, 8 Monden.« Da die Anziehung eine Grund- eigenschaft aller Materie ist, sind die Bewegungen der Glieder des Sonnen- systems das Resultat der Gesammt- wirkung aller. Die Sonne überwiegt an Einfluss alle ihrem Systeme ange- hörigen Körper weit, aber der Einfluss der letzteren ist doch vorhanden. Der Theorie nach sollten alle Bahnen regel- mässige Curven sein, doch sind sie dies nicht und die Abweichungen hier- von werden als Störungen bezeichnet. Alan unterscheidet periodische Stö- rungen, welche sich auf die Oerter eines Planeten in seiner Bahn bezie- hen, und säculare Störungen, welche die Bahn überhaupt betreffen. Die periodischen Störungen hängen von den jeweiligen Standorten ab, welche die Planeten in ihren Bahnen ein- nehmen und äussern sich in Verän- derungen in der Bahnkrümmung, in beschleunigter oder ge- hemmter Bewegung, in einer Annäherung zur Sonne oder Ab- lenkung von derselben, schliesslich auch in Schwankungen bezüglich der Bahnneigung. Im Allgemeinen sind diese Störungen gering- fügig, obwohl die sonnenähnlichen Planeten, vornehmlich Jupiter, der in der Mitte des ganzen Systems steht und vermöge seiner Masse von grossem Einflüsse auf den ordnungsmässigen Verlauf der Bewegungsvorgänge ist, Erscheinungen zu Tage förderten, welche zu Zeiten schwere Besorgniss bezüglich des Bestandes des ganzen Systems aufkommen liessen. Selbst Newton war nicht frei von solchen Bedenken und erst die Autorität eines Laplace brachte Beruhigung, indem er durch seine scharf- sinnige Analyse den Satz aufstellte: Die Erhaltung des Sonnen- systems sei verbürgt, da die grosse Achse jeder Bahn und folg- lich — gemäss dem dritten Kepler sehen Gesetze — auch die Umlaufszeit jedes Planeten eine constante Grösse ist. Die Berufung auf Kepler veranlasst uns, in die unsterb- lichen Verdienste dieses Mannes für die mathematische Aus- gestaltung des Copernicanischen Sonnensystems einzugehen. Gestützt auf einige Voruntersuchungen Tycho Brahe’s, die Bewegung des Planeten Mars betreffend, gelangte er nach