Die Sonne. I 67 sammtergebniss seiner Untersuchungen, welche verschiedene Methoden zur Bestimmung der Sonnenparallaxe behandeln, findet Harkness die Sonnenparallaxe = 8,80905" + 0.00567", also kleiner, als man bisher meist annahm. Daraus ergiebt sich für die mittlere Entfernung der Sonne von der Erde ein grösseres Mass, als bisher an- genommen worden ist, nämlich 149,340.870 Kilometer mit dem wahrscheinlichen Fehler von J- 96.101 Kilometer. Die physische Constitu- tion der Sonne war den Alten unbekannt. Man hatte zwar von Zeit zu Zeit einige schwarze Flecke auf der Sonnenscheibe beobachtet, die man mit blossem Auge wahrnehmen konnte, wenn erstere dem Horizonte nahe stand, aber man hielt sie für Pla- neten, die zwischen der Sonne und der Erde ständen, oder für Erscheinungen, deren Ursache unbekannt sei. Noch zu Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte William Herschel die merk- würdige Ansicht, dass man durch die fraglichen Flecke den dunk- len Kern der Sonne sehe. Letztere sollte aus einem festen, dunklen Kerne bestehen, der von einer blendend hellen Gas- hülle umgeben und von ihr durch eine dunkle Atmosphären- oder Wolkenschicht getrennt sei, so dass die Oberfläche des dunk- len Kernes gegen übermässiges Licht und zu grosse Wärme geschützt wäre. Geleitet von dem Bestreben, die Sonderstellung der Sonne im Planetensystem zu beseitigen, eine gleichmässige Einheit der Natur und eine überall vorhandene Zweckmässigkeit sich vorzustellen, nahmW. Herschel an, dass auch die Sonne — gleich den Planeten — von lebenden Wesen höherer Art bewohnt XXIX, Lna^o OLIerualioniy »Indessen wollte ich doch mir allein nicht trauen, rief also den Vater (David), bei dem ich mich damals nach meiner Rückkehr aus den Nieder- landen befand. Wir fingen beide die Sonnenstrahlen auf, anfangs am Rande, gingen nach und nach gegen die Mitte, bis das Auge an die Strahlen gewöhnt war. bis wir die ganze Sonnenscheibe sehen konnten. Da sahen wir das Er- wähnte deutlicher und gewisser. ,. ^ M.DC.XXV a die r^.Iunij. ad fecundaj luhj . Roma sn domo ProfeHa S ocietatiy . Da sahen wir das Er- verging uns der erste Tag und unserer Neugier war die Nacht beschwerlich, die unter Zweifeln verging, ob der Flecken in oder äusser der Sonne wäre. Den folgenden Morgen erschien mir beim ersten Anblick der Flecken wie- derum, zu meiner grossen Freude, weil ich von den erwähnten beiden Meinun- gen der ersten gewesen war. Indessen schien der Flecken seine Stelle ein we- nig verändert zu haben, was uns Be- denken machte. Um die Augen zu scho- nen, liessen wir das Sonnenbild durch eine dunkle Oeffnung in ein finsteres Zimmer fallen. . . Nun war es drei Tage lang trüb. Als wir wieder heite- ren Himmel bekamen, war der Flecken von Osten gegen Westen in einiger Schiefe fortgerückt. Wir bemerkten am Sonnenrande einen anderen kleineren, der aber dem grossen folgte und in wenigen Tagen ins Mittel der Sonnen- scheibe kam. Noch einer kam dazu, wir sahen drei. Der grössere entzog sich am entgegengesetzten Rande nach und nach unserem Anblicke, und dass die anderen eben dergleichen vorhatten, sah man aus ihrer Bewegung. Eine Art von Hoffnung liess mich Wiederkunft erwarten. Nach zehn Tagen fing der giössere wiederum am östlichen Rande zu erscheinen; wie der weiter in die Sonnenscheibe hintinging, folgten auch die übrigen, die sich am Rande allemal undeutlich zeigten. Das leitete mich also auf eine Umwälzung der Flecken. Darüber wollte ich nicht aus einer einzigen Revolution urtheilen, sondern aus etlichen folgenden, die ich vom Anfang des Jahres bis auf die jetzige Zeit nicht allein angemerkt habe, sondern auch andere mit mir.« Fabricius hatte seine Entdeckung noch nicht veröffent- licht, als der Jesuitenpater Christoph Scheiner zu Ingolstadt im Jahre 1611 gleichfalls So A.Oncnj, B. 0 ccidens, AB, Ecliphca. et je. > 19 Curfuä fimtles Ans altora, anuorü,tempore . * r.v ■ o r ' ’ ' 2 *’•' /s v IVNII ♦ d._h._o:ee Notx 2. Juli 1621. _____ Ivi.11.____ d. _ h._o:ei. G . . t. m. 84- — ♦>. » x. m. 8^---18 « eod.u. +---55. •>. D1e5._H._0.Ei. 11. m. 84- — 58. od.m. 8 — Fig- 337- Aus Christoph Scheiner’s llosa Ursina siue sol. w— Kh x Sonnenflecken vom 19. Juni bis Bracciano 1626 —1630. (‘/8 Grösse des Originals.) unzweifelbar Flecken in der Sonne erkannte. Als er aber davon sei, welche durch die dunkle Atmosphäre gegen die über- mässige Strahlung der hellen Um- hüllung geschützt, auf dem Kern der Sonne ein edles und reines Dasein führen und geistig uns Menschen weit überragten. Wie schwer sich solche Vorstellun- gen, wenn sie von autoritativer Seite gestützt werden, beseitigen lassen, beweist der Umstand, dass noch in der ganzen ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Lehre von dem dunklen Kern und der hellen Hülle der Sonne Giltigkeit hatte, bis Kirch- hoff sein Absorptionsgesetz be- gründete und damit dem wahren Sachverhalte auf den Grund kam. Vor Erfindung der Fernrohre bestand bekanntlich das einzige Mittel, die Sonne zu beobachten, darin, dass man durch eine enge, runde Oeffnung in dem Fensterladen eines ganz dunklen Zimmers die Sonnenstrahlen einfallen liess und auf diese Weise ein Sonnen- bildchen auf einem Schirme erzeugte. Es war an einem Decembermorgen des Jahres 1610, als der ehrsame Pfarrer zu Osteel, Johann Fabricius, zum ersten Male mittelst des Fernrohres einen Sonnenfleck von bedeutender Grösse beobachtete und die Bewegung so weit verfolgen konnte, um daraus mit hinreichender Sicherheit auf die Achsen- drehung der Sonne zu schliessen. . . »Sie schien mir — erzählt der dänische Himmelsforscher — allerlei Ungleichheiten und Rauhheiten zu haben, auch um den Rand. Indem ich nun das aufmerksam betrachte, zeigt sich mir uner- wartet ein schwärzlicher Pieck von nicht geringer Grösse in Vergleichung mit dem Sonnenkörper. Ich glaubte, vorbeiziehende Wolken stellten den Fleck dar. Ich wiederholte die Wahrnehmung wohl zehnmal durch Fernrohre von verschiedener Grösse, versicherte mich endlich, Wolken verursachen diesen Fleck nicht. <0 A? V SOLARIS^ Fr‘"‘r Au.-tarr ft P Scheinero t i-ST® Fig. 338. Christoph Scheiner’s Sonnenbild. Aus Athan. Kircher’s Jlundus subterraneus. Amsterdam 1678. (‘/4 Grösse des Originals.) seinem Provincial Busäus Mit- theilung machte, wurde er von diesem so tüchtig abgekanzelt, etwas sehen zu wollen, wovon im Aristoteles nichts zu lesen sei, dass er erst nach sechs Mo- naten die Erscheinung wieder zu verfolgen wagte. Als er nun seine früheren Beobachtungen ent- schieden bestätigt fand, gab er unter dem Namen »Apelles« dem Rathsherrn Marcus Wel- ser in Augsburg, einem Freunde der Wissenschaften, Kenntniss von seinen Wahrnehmungen und Forschungen, welche dieser merkwürdig genug fand, um im Jahre 1612 die Tres epistolae de maculis solaribus scriptae ad Marcum Velserum im Druck er- scheinen zu lassen und an ver- schiedene Gelehrte, darunter auch an Galilei, zu senden. Scheiner, welcher die Erschei- nung ursprünglich für vorüber- gehende Planeten hielt, stellte über 2000 Beobachtungen der Sonnenflecken an, welche er im Jahre 1630 in dem Werke »Rosa Ursina« veröffentlichte. Nach Scheiner’s Tode publicirte Ath. Kircher ein Sonnen- bild und eine Mondkarte desselben. Die Mittheilungen Scheiner’s erregten auf das Lebhafteste die Aufmerksamkeit Galilei’s. Er erkannte alsbald das hohe Interesse dieses Gegenstandes, aber auch nicht minder die damit verbundenen Schwierigkeiten. Er begab sich ans Werk und hatte die Genugthuung, schon nach einigen Monaten die richtige Er- klärung geben zu können. Er fand nämlich, dass die Flecken dem