Die Fixsternwelt. 163 alle Sterne des Trapezes zu sehen, bedarf man schon eines sehr grossen In- strumentes. Der glänzendste Theil des Nebels befindet sich im Süden des Trapezes, während im Osten eine fast nebelfreie Einbuchtung wahrzunehmen ist. Die Helligkeitsabstufungen in dieser Nebelmasse sind so bedeutend, dass es erklärlich ist, wenn die älteren bildlichen Darstellungen (von Mairan, Le- gentil, Messier u. A.) so auffällig von einander abweichen. Bessere Zeich- nungen lieferten John Herschel (1824 und 1847), w- Bond (1848), O. Struve, Secchi, Stone und Carpenter (1864). Lamont hat zuerst einzelne Partien des Nebels in Sterne aufgelöst, was späterhin auch Bond und Rosse gelang, doch dürfte die Hauptmasse gleichwohl diffuse Materie sein, wie sich aus der spectralanalytischen Untersuchung unzweifelhaft ergiebt. G. P. Bond hat zuerst die spiralige Structur einzelner Theile des Orionnebels erkannt und in einer Zeichnung veranschaulicht. Von ihm rührt auch die umfassendste Arbeit über dieses Gebilde her. Neuerdings hat sich auch die Photographie desselben be- mächtigt, doch ergaben sich hierbei erhebliche Schwierigkeiten bezüglich der Belichtungsdauer, von welchen anderen Orts die Rede war (vgl. Seite 22). Die besten photographischen Darstellungen verdanken wir E. v. Gothard, Isaac Roberts und dem Harvard College-Observatorium, welch letzteres die an- gestellten Untersuchungen in einem umfangreichen Elaborate (»Anna les <>f tke Astronomical Observatory of Harvard College«, Vol. XXXII, Part. 1) niedergelegt hat. Das Sternbild des Orion enthält mehrere interessante, zum 1 heile von Nebeln eingehüllte Doppelsterne, welche aber nur in grossen Instrumenten beobachtet werden können. An den, in kleineren Fernrohren trennbaren Doppelsternen ist nichts Be- merkenswerthes. Ein ziemlich verwickeltes System stellt der Stern o (in 5h 33m AR, —- 20 40' D) dar, indem sich dasselbe aus zwei Gruppen von vierfachen Sternen zusammensetzt. Bei y1 Orionis erschien 1885 ein rother Stern 6. Grösse, der im April des darauffolgenden Jahres bis zur g. Grösse abgenommen hatte. 4. Lepus (Hase). Diese Constellation umfasst 37, dem unbewaffneten Auge wahrnehmbare Sterne, von denen nur zwei die 3. Grössenclasse erreichen; sechs weitere sind 4. Grösse, alle anderen bedeutend kleiner. Das Sternbild ist vornehmlich jenes merkwürdigen Ver- änderlichen wegen bemerkenswert!!, den Schmidt im Jahre 1855 als solchen erkannt, nachdem er seiner intensiv rothen Farbe halber schon geraume Zeit vorher das Interesse der Astronomen erregte. Er steht in 411 54"1 A R, — 140 59' D, und umfassen seine Lichtschwankungen eine Periode von 438 Tagen, während welchen er Helligkeitsabstufungen zwischen 6. und 9. Grösse durchläuft. 5. Canis major (Grosser Hund). Das Sternbild umfasst 55, dem unbewaffneten Auge wahr- nehmbare Sterne, darunter den hellsten des ganzen Himmels, den von altersher berühmten »Sirius« (a Canis majoris). Er gehört selbstverständlich der 1. Grössenclasse an. Auffällig sind weiter zwei Sterne 2. Grösse und vier Sterne 3. Grösse. Sirius, ist von der Sonne über eine Million Erdbahnradien, oder 17 Licht- jahre, entfernt. Er hat einen Begleiter 8. bis 9. Grösse, der um den Hauptstern in etwa 49’/3 Jahren einen Umlauf bewirkt. Bessel war der Erste, welcher auf Grund beobachteter Unregelmässigkeiten in der Eigenbewegung des Sirius die Duplicität ahnte. Die Masse des Sirius wurde mit 13’76 Sonnenmassen be- stimmt, jene des Begleiters mit 671 Sonnenmassen; die mittlere Distanz beider Körper beträgt 37 Erdbahnradien. In Bezug auf die Helligkeit verhält sich Sirius zu seinem Begleiter wie 1 :500, ein Beleg für die Behauptung, dass Glanz und Masse unter den Fixsternen in keiner nachweisbaren Beziehung zu einander stehen. Nächst dem Sirius enthält diese Constellation keine be- merkenswerthen Objecte, es wäre denn der in 6h 42m AR, — 2o°37'D stehende helle Sternhaufen, der schon in einem kleinen Fernrohre wahrnehmbar ist. 6. Argo navis (Schiff Argo). Diese Constellation, welche im Allgemeinen wenig auf- fallend ist und in ihrem nördlichen, uns sichtbaren Theile 59, dem unbewaffneten Auge wahrnehmbare Sterne umfasst, ist vornehmlich durch seinen Hauptstern 1. Grösse, a Argus oder »Canopus« bemerkenswerth, doch tritt dieser erst am Nordrande von Afrika in den Gesichtskreis des Beobachters. Er ist nächst dem Sirius der hellste Stern des Himmels. Zu erwähnen sind einige leicht trennbare Doppelsterne und zwei schon in der Milchstrasse stehende Sternhaufen. 7. Monoceros (Einhorn). Das Sternbild ist wenig auffällig, da seine Hauptsterne, welche die vierte Grössenclasse nicht überschreiten, vom Milch- gürtel maskirt werden. Es enthält 68, dem unbewaffneten Auge wahrnehmbare Sterne, mehrere leicht trennbare Doppelsterne und einige interessante Sternhaufen, die auch in kleineren In- strumenten beobachtet werden können. Einer derselben steht in 6h 26 m AR, -|-40 57' D und setzt sich aus Sternen 7. und 8. Grösse zusammen; der röthlich leuchtende Hauptstern gehört , der 6. Grössenclasse an. Eine andere Gruppe steht in 6h 22ra AR, — 4° 41' D und ist selbst mit freiem Auge zu erkennen. Der Hauptstern ist 5. Grösse. Schliesslich sei noch der zerstreute Haufen in 6h 34™ AR, -|- io° o' D erwähnt, dessen Hauptstern der 4. Grössenclasse angehört und ein Veränderlicher von nur schwer wahrnehmbarem Lichtwechsel ist. Im Einhorn wurden in den letzten Jahren auf photogra- phischem Wege ausgedehnte Nebelmassen entdeckt, in welche die Hauptsterne wie eingebettet erscheinen. Dies gilt insbesondere von der Gegend bei 15 Monocerotis, wie die Barnard’schen Photogramme auf Seite 12 und 154 veranschaulichen. 8. Canis minor (Kleiner Hund). Diese kleine Constellation, welche nur 15, dem unbewaff- neten Auge wahrnehmbare Sterne umfasst, ist bemerkenswerth durch den Hauptstern 1. Grösse a Canis minoris oder »Prokyon«, der gleich dem Sirius lange Zeit hindurch ein Beobachtungs- object ersten Ranges der rechnenden Astronomie bildete. Bessel erkannte bei Prokyon in dessen Eigenbewegung in Declination eine Veränderlichkeit, welche ihn vermuthen liess, dass ein dunkler Begleiter dabei im Spiele sei. Maedler constatirte (1851) eine solche Veränderlichkeit auch in Rectascension, und Auwers schliesslich stellte eingehende Bahnberechnungen auf. Er fand eine Parallaxe von 0*123°, was einer Entfernung Prokyons von der Sonne von 1,677.000 Erdbahnradien oder 26 Lichtjahren entspricht. Für die Umlaufszeit des dunklen Begleiters stellte der Genannte 39’97 Jahre auf, für dessen Masse 0*4 der Sonnenmasse. Im Jahre 1896 ist der Begleiter Prokyons durch J. Schaeberle (Lick-Observatorium) aufgefunden worden. 9. Hydra (Wasserschlange). Es ist ein in langen Windungen sich hinziehendes Stern- bild, das sich aus 91, dem unbewaffneten Auge wahrnembaren Sternen zusammensetzt, mit dem Hauptstern a (»Alphard«) 2. Grösse, vier Sternen 3. Grösse und elf Sternen 4. Grösse. Die Constellation enthält äusser einem hellen planetarischen Nebel von nahe kreisrunder Form und einem zuerst von Secchi beobachteten Kranz kleiner Sterngruppen innerhalb der Nebel- masse, einen sehr bemerkenswerthen Veränderlichen (R in T3h 23m A R, — 22° 40' D), der intensiv roth leuchtet und der die sehr bedeutenden Lichtschwankungen von 4. bis 10. Grösse auf- weist. DiePeriode des Lichtwechsels betrug 1877 nach Hartwig ' 437 hat aber seitdem beständig abgenommen. 10. Sextans (Sextant). Dieses Sternbild enthält äusser einem Stern 4. Grösse und fünf 5. Grösse durchaus kleine Sterne, wodurch es schwer auf- zufinden ist. Als interessante Objecte seien der selbst in schwachen Instrumenten leicht trennbare Doppelstern in ioh 37 m A R, i 4-5° 23' D und ein ausgedehnter, ziemlich heller Nebel mit dichterem Kern in 9h 59™ AR, — 7° 8' D hervorgehoben. 11. Crater (Becher). Auch diese Constellation ist ganz unbedeutend. Es umfasst blos 18, dem unbewaffneten Auge wahrnehmbare Sterne, von denen jedoch nur einer die 3. Grössenclasse erreicht; vier ge- hören der 4. Grössenclasse an. 12. Corvus (Rabe). Gleich den vorgenannten zählt Corvus mit seinen 17 dem freien Auge sichtbaren Sternen zu den unbedeutendsten Con- stellationen des Südhimmels. Immerhin weist es drei Sterne (7, 8, ß) der 2. Grössenclasse auf, welche sich mit einem Sterne (s) 4. Grösse zu einem unregelmässigen Viereck anordnen. Gould will an ihnen Spuren von Variabilität erkannt haben. Der Stern § j ist ein Doppelstern, dessen Begleiter der 8. bis 9. Grössenclasse angehört. Die Irennung kann schon in einem schwachen In- 1 strumente bewirkt werden.