i6o Die Fixsternwelt. Sonnenmonaten, welche die Griechen von ihnen übernahmen. Anders dagegen steht die Frage bezüglich der Thierkreisbilder, d. h. ob sie auch diese von den Babyloniern übernommen hatten, oder sie selbst für die vorhandene Eintheilung aufstellten. Die Assyriologie hat nun neuerdings auch die zwölf Thierkreisbilder in babylonischen Keilschrifttexten und auf babylonischen Bildwerken nachweisen wollen. G. Thiele weist aber in einer ebenso gediegenen als ausführlichen Abhandlung darauf hin, dass die Deutungen, wie sie Jensen und Hommel geben, sehr gezwungen sind, denn die Bilder sind nicht immer dieselben und haben bis auf zwei nicht die geringste Aehnlichkeit mit den Thierkreisbildern. Auffällig sei ferner, dass in den babylonischen Darstellungen die Beziehung auf den Sternhimmel, sowie jede Reihenfolge fehlen. Nach Thiele fusse der Hauptirrthum darin, dass man die babylonischen Benennungen auf die Thierkreisbilder beziehe, während sie nachweisbar nur einzelne Sterne betreffen. Dann heisst es bezüglich der Babylonier weiter: »Ihre grossartige Phantasie, in der sie den Griechen weit überlegen waren, verband mit jedem einzelnen Stern ein göttliches Wesen oder ein göttliches Symbol oder eine göttliche Eigenschaft, oder sie legten wenigstens irgend eine geheim- nissvolle Beziehung hinein. Wenn der Grieche einen einzelnen Stern eine Ziege nannte, oder drei zusammen die Krippe mit den Eseln, oder einen anderen den Bärenhüter, so war das für ihn ein Bild, ein spielender Vergleich seiner klaren Vorstellungsweise, der das Wesen des Sternes nichts anging. Der Orientale, zumal der sehr religiös veranlagte Assyrer, wollte die geheimnissvolle Kraft, das göttliche Wesen des Sternes durch dessen Namen ausdrücken. Der Grieche, der schnell dazu kam, die Sterne für feurige Dunstmassen oder gar für blosse Lichtpunkte zu halten, steht damit unserer Anschauungs- weise näher, als der Orientale.« Nach dieser Vororien- tirung gehen wir auf die ein- zelnen Constellationen des Thierkreises über. i. Aries (Widder). Das Sternbild umfasst 5 7, dem unbewaffneten Auge wahrnehmbare Sterne, von Fig- 325- Sternbild des Krebses. welchen drei am Kopfe des Widders nahe bei einander stehende zur Auffindung dieses Sternbildes am Him- mel dienen. Es sind dies a (2. Grösse), ß (3. Grösse) und 7 (4. Grösse). Letzterer ist ein selbst in schwachen Instrumenten trenn- barer Doppelstern. Sonst bietet diese Constel- lation nichts Bemerkenswerthes. 2. Taur (Stier). Während der Aufgang der Sterne des Widders unmittelbar nach Sonnenuntergang im ägyptischen Kalender die Zeit bezeich- nete, wo die Herden auf die nach der Nil- überschwemmung wieder trocken gewordenen Beider geführt wurden, bezeichnete das Stern- bild des Stiers die Zeit, in welcher die Feld- arbeiten ihren Anfang zu nehmen hatten. Die Gruppe, welche weitaus die bemerkens- werthesten Objecte unter allen Constellationen des Nordhimmels enthält und die sternreichste unter denselben ist, setzt sich aus 126, dem unbewaffneten Ange wahrnehmbaren Sternen zusammen. Fünf derselben — a, ff, 7, 6 und s — am Kopfe des Stiers bil- den die berühmte Gruppe der Hyaden (Fig. 317 und 318); a, besser bekannt unter dem Namen »Aldebaran« ist 1. Grösse und. strahlt im röthlichen Lichte. Auf dem Kücken des Stiers erblickt man eine grössere Anzahl Sterne nahe beisammen; sie bilden die Gruppe der berühmten »Plejaden«, in welcher ein scharfes Auge etwa ein Dutzend Sterne deutlich wahrnimmt (Fig. 314 und 315). Aber schon ein Dreizöller zeigt deren anderthalb Hun- dert, und was vollends die photographische Platte bei langer Exposition enthüllt, entnimmt man der ausgezeichnet schönen Aufnahme des Heidelberger Astronomen M. Wolf, welche dem Atlas als Kartenblatt einverleibt ist. (Vgl. auch Fig. 316.) Die Plejaden — auch das »Siebengestirn« oder die »Gluckhenne« ge- nannt — waren schon den Alten eine auffällige Gruppe, doch wiesen sie der- selben nur sechs Sterne zu; um das Verschwinden des siebenten Sternes zu begründen, identificirte man ihn mit Elektra, der Stammmutter der Trojaner. Sie war nach der bedrängten Stadt geeilt und als diese fiel, raufte sie sich vor Verzweiflung die Haare, welche fortan als Kometen umherstreiften, während die unglückliche Elektra selbst vom Sternhimmel verschwand. Die Alten gaben übrigens der Gruppe auch noch die Bezeichnung »Schiffergestim«. A. v. Hum- boldt weist darauf hin, dass die Gruppe von Mai bis November sichtbar ist, also in der Zeit der Mittelmeerschiffahrt. Sternbild der Jungfrau. »Alkyone« (?] Tauri) am Halse des Stieres, ist der schönste unter den Plejadensternen und bekannt dafür, dass Maedler in ihm den optischen Mittel- punkt des Gravitationscentrums der Fixsternwelt, welcher unsere Sonne an- gehört, erkannt zu haben glaubte. Der Stern gehört der 3. Grössenclasse an. »Elektra« und »Atlas« der 4., »Merope«, »Maja« und »Taygeta« der 5., »Ple- jane« und »Celeno« der 6. bis 7., »Asterope« endlich der 7. bis 8. Grössen- classe. . . Zu erwähnen ist noch der schöne Stern 2. Grösse im oberen Horn des Stieres; sein Name ist »Nath«. Das Sternbild des Stiers ist reich an Doppel- und mehr- fachen Sternen. So ist Alkyone ein vierfacher Stern; selbst schon in einem Opernglase trennbare Doppelsterne sind: ff1, ol und o2, x, t,