128 Beobachtende Astronomie. 264. Der Himmelsglobus des kaiserlichen astronomischen Observatoriums zu Peking. Jahr hatte; die übrigen Tage wurden eingeschaltet, und da noch gegenwärtig hohe Feste drei Tage lang gefeiert werden, so mochten derlei Feiertage solche Schalttage sein. Diese Ein- schaltung war umso leichter, als der Stand der Sonne in den Wendepunkten zur Correctur Anlass gab.« . . . Da 16 Runen- Male (die oben genannten) vorhanden waren, musste bei Gegen- überstellung der Thierkreiszeichen jedes Quartal eines der letzteren entfallen. Der Ausfall erfolgte regelmässig an derselben Stelle. Ein Eingehen in die sehr interessanten Details eines voll- ständigen Runen-Kalenders würde zu weit führen. Zur Erläu- terung desselben diene das nachfolgende Schema: Mal Bedeutung Zeitdauer Jahres- ’ zeit ■ Thier- kreis Fe Jahresanfang 25. Dec. bis 16. Januar J ö Ur Zeit des zunehmenden Lichtes 17. Januar bis 7. Februar Thurs » des Thauens 8. Februar bis 1. März A w Os » des Beginnes der Schifffahrt 2. März bis 24. März X X Reid Zeit der Keime 25. März bis 16. April ’S T Kann » der Knospen 17. April bis 8. Mai N Hagl » der Blüthen 9. Mai bis 3 !. Mai aw» ö Naud » der Befruchtung 1. Juni bis 24. Juni M II Is Zeit des Häringfanges 25. Juni bis 17. Juli •« O Ar » der Beeren und Schoten 18. Juli bis 8. August N Sol » der Getreideernte 9. August bis 31. August C P Tyr » der Jagd i. Sept, bis 24. Sept. w np Biörk Zeit des Abtriebes von der Weide 25. Sept, bis 17. October rh Laugr » der Heimkehr der Schiffer 18. October bis 8. Nov. Madr » des Schlachtens 9. Nov. bis 1. Dec. lil Yr Jahresende 2. Dec. bis 24 Dec & d Von der Urheimat alles astronomischen Wissens — Chaldäa — gingen auch die ersten Berechnungen der Himmelserschei- nungen aus. Einiges hiervon ist gerettet worden und befinden sich diese Bruchstücke des berühmten, von Sargon I. veran- lassten astronomischen Werkes »Die Beobachtungen des Bel«, im britischen Museum. Aus diesen Fragmenten geht hervor, dass die babylonischen Astrologen davon Kenntniss hatten, dass 233 Mondesumläufe ungefähr 19 Sonnenjahren gleich waren. Auf den Thontäfelchen heisst es gewöhnlich, dass »den Berechnungen zufolge« diese oder jene Erscheinung eingetroffen; zuweilen aber steht auch: »den Berechnungen entgegen« habe sich der Mond verfinstert. Erstaunlich ist die Berechnung der täglichen mittleren Bewegung des Mondes mit 130 10' 35", was mit der Wahrheit völlig übereinstimmt. Bruchstücke von Planiglobien lassen er- kennen, dass »das Joch des Himmelsgewölbes« (Ekliptik) in 360 Grade getheilt war, der Aequator dagegen auffälligerweise nur in 240 Grade. Ein weiterer Bericht verkündet, dass die Venus in ihrer Bahn regelmässig an Licht zunehme u. s. w. . . Von grossem Interesse ist ein Bericht in Briefform eines babyloni- schen Astronomen an seinen König, welcher einigen Einblick in die astro- nomischen Kenntnisse jener fernab- liegenden Zeit gestattet, und der im britischen Museum aufbewahrt wird. In diesem Briefe heisst es: »Dem Könige, meinem Herrn, dein Diener Abil-Istar. Friede dem Könige, meinem Herrn! Möge Nebo und Me- rodach dem Könige, meinem Herrn, gnädig sein. Lange Tage, Gesundheit des Leibes und Freude des Herzens mögen die grossen Götter dem Könige, meinem Herrn, gewähren. Am 27. v. M. ist die Mondesstellung aufgenommen worden. Am 28., 29. und 30. v. M. stellten wir Beobachtungen wegen der erwarteten Sonnenfinsterniss an; die Sonne trat indess nicht in den Schatten. Am 1. und diesen ganzen Monat Thammuz hindurch war der Mond bei Tage über dem Mercur sichtbar, worüber ich bereits dem Kö- nige, meinem Herrn, berichtet habe. Während der 5 Tage, in welchen der Mond Anu heisst (vom 1. bis zum 5.), erschien er abnehmend im Bering des Sternes Himmels- schäfer. Des Regens wegen liessen sich die Hörner nicht klar erkennen. Demgemäss habe ich während der gedachten fünf- tägigen Periode, worin der Mond Anu heisst, dem Könige, meinem Herrn, über seine Conjunction bereits Bericht erstattet; er stand deutlich sichtbar unter dem Stern Denebola. Während der fünftägigen Periode, in welcher der Mondlauf Bel heisst (vom 10. bis zum 15. Tag), ist derselbe bestimmt worden; er nahm seinen Lauf um den Stern Denebola. Seine Gonjunction damit kam nicht zu Stande; jedoch seine Conjunction mit Mercur, welcher in die fünftägige Periode Anu fiel, und worüber ich dem Könige, meinem Herrn, bereits eigenen Bericht erstattet habe, war nicht gehindert. Möge der König, mein Herr, Frieden behalten.« Das chaldäische System der Zeitbestimmung bediente sich auch der Planeten, und zwar in der Reihenfolge ihrer Entfer- nungen, wobei der entfernteste — Saturn — den Anfang machte. Der »Saturnstag« entsprach also unserem Samstag und eröffnete die Woche. Alsdann kam Jupiter, hierauf der Reihe nach Mars, Sonne, Venus, Mercur und Mond, conform dem späteren Ptolemae’schen System. Diese Reihenfolge erhielt jedoch dadurch eine Verschiebung, dass sie zugleich für jede Stunde eines Tages eingeführt wurde, so dass also in 21 Stunden sämmtliche Tagesregenten dreimal an die Reihe kamen, Sonne, Saturn und Mars (die Stunden 22—24) jedoch einmal. Der 2. Tag begann demnach mit der Sonne. Wiederholt man das vorbe- sprochene Verfahren, so ergiebt sich als Tagesregent für den 3. Wochentag der Mond, für den 4. Mars, für den 5. Mercur, für den 6. Jupiter, für den 7. Venus. Die Woche endete also mit dem h reitag. Die germanischen Benennungen ergeben sich unschwer aus der Gegenüberstellung mit dem Lateinischen. Der dem Mars geweihte »Dienstag« leitet sich von dem angel- sächsischen Kriegsgott »Thus« (Tuesday), der dem Jupiter ge- weihte »Donnerstag« von dem obersten Gotte »Thor« (Donnar, Thursday). Für Mercur endlich sprang Wodan (Wednesday) ein, doch ging man später auf die Bezeichnung »Mittwoch« über. Für die Technik des Kalenders war zunächst die Wahr- nehmung entscheidend, dass die Sonne in ungefähr 365 Tagen einen Lauf um die Erde vollende, eine Kenntniss, welche min- destens 3280 Jahre v. Chr. hinaufreicht. Herodot behauptet, dass die ägyptischen Priester zu seiner Zeit (um die Mitte des 5. Jahr- hunderts) genau gewusst hätten, um welches Zeitmass das Jahr länger sei als 365 Tage, doch bewahrten sie diese Kenntniss als Geheimniss. Da die Neumondfeier damals eine grosse religiöse Bedeutung hatte und die Nachricht von dem Verschwinden des letzten Sichelmondes einen umständlichen und unzuverlässigen Botendienst erforderte, wozu noch der Umstand kam, dass die entfernt Wohnenden die Nachricht viel zu spät erhielten, um sich zum Opferfest einfinden zu können, ging das Bestreben der