I2Ö Beobachtende Astronomie. Der zehnte Monat ist der Monat des Fleckens. Izdubar wird aussätzig und steigt ins Meer, um sich vom Aussatz zu heilen. Das Thierkreiszeichen ist der Steinbock — ein Monstrum, halb Ziege, halb Fisch und einem Walross ähnlich. Izdubar, der ins Meer steigt, ist die Sonne, welche im December unter- geht und neu geboren wird. . . Mit dem folgenden Monat, dem Zeichen des Wassermannes, ist die Sintfluthsage verbunden. Der zwölfte Monat ist die Vermessung. Auch hier fehlt das Täfelchen. Das Thierkreiszeichen ist das der Fische, zwischen denen sich auf dem Thierkreise von Denderah bewässertes Land befindet. Wir haben wiederholt erwähnt, dass im griechischen Thier- kreise die Wage fehlte. Die Erklärung, die Griechen hätten das wenig hervortretende Sternbild für die Scheeren des hellen Scorpionbildes gehalten, rührt von Professor Buttmann her und beweist, dass überhaupt an dieser Stelle des Himmels ein hervorleuchtendes Sternbild fehlte, und dass erst eine genaue mathematische Eintheilung des Himmels zur Ergänzung der zwölf Zeichen führte. Ideler (»Historische Untersuchungen über die astronomischen Beobachtungen der Alten«) widerspricht dem, weil »Menschen, die einigen Sinn für Regel- mässigkeit und Eben- mass haben, in Zeiten, wo Symmetrie die Hauptgrundlage des Kunstsinnes war «, eine Eintheilung in 11 gar nicht gehabt haben können. Dem gegen- über bemerkt mit Recht C. Faulmann (»Illustrirte Geschichte der Schrift«, S. 16g), dass nichts verfehlter sei, als unsere derzei- tigen Anschauungen massgebend für alle Zeiten zu halten und, weil wir den Thier kreis in 12 Theile zu theilen gewohnt sind, zu glauben, es hätte nie anders sein kön- nen. So theilten die Yucatan er den Tag in 13 Stunden, und diese Eintheilung ist sehr natürlich, wenn man das Jahr von 52 Wo- chen in 4 Theile theilt; die Yucataner theilten den Himmel nicht in 4, sondern in 6 Theile. diese wieder in 3 und erhielten so 18 Monate. Sie theilten ferner den Fig. 261. Mexikanischer »Kalenderstein«. , 1 Bi SW Kreis in 4 Theile und diese in 5 und erhielten so die Zahl von 20 Tagen, welche den Monat bildeten, also 360 Tage für das Jahr. Eine ähnliche Zeitrechnung hatte das Culturvolk der Az- teken in Mexiko. Es bildeten 20 mexikanische Tage einen Monat, so dass 18 Monate ein Jahr ausmachten. Äusser dieser Zeitrechnung gab es auch Perioden von 13 Tagen, welche sich enger an den Thierkreis anschlossen; 28 solcher kleiner Perioden von 13 Tagen gaben das Jahr von 364 Tagen; ein Cyclus von 52 Jahren, getheilt in 4 Theile zu je 13 Jahren, hatte eben so viele Wochen von 13 Tagen als das Jahr bürgerliche Tage; ein Cyclus von 52 Jahren umschloss 1460 kleine Perioden von 13 Tagen, und wenn man 13 Schalttage hinzufügt, so hat man 1461 kleine Perioden, das ist eine Zahl, welche vollständig mit der Sothisperiode der Aegypter übereinstimmt. Der Cyclus wurde in der Weise gezählt, dass Nullen von 1 —13 von den wechseln- den 4 Zeichen: Feuerstein, Haus, Hase und Rohr begleitet wurden; es wechselten also hier 4 und 13 in derselben Weise im 52jährigen Cyclus, wie bei den Chinesen die Zeichen des zehntheiligen und zwölftheiligen Cyclus in einfachem Wechsel eine Periode von 60 Jahren bilden. Der in Figur 261 abgebildete mexikanische »Kalenderstein«, ein riesiger Block aus Porphyr, der Jahrhunderte lang in eine Seitenwand der Kathedrale von Mexiko eingemauert war, mag an die selbstständigen Keime mittelamerikanischer Astronomie erinnern. Ob er eine Sonnen- uhr darstellt, wie angenommen worden ist, mag dahingestellt bleiben. Die Juden theilten das Jahr in io Monate und man hat damit die io Gebote in Zusammenhang gebracht. Man hat zwar auch auf die 12 Söhne Jacobs hingewiesen, aber erstens waren in Chaldäa nur 11 Söhne geboren und kam Benjamin erst in Palästina dazu; zweitens ist nicht erwiesen, dass die Juden aus 10 Monaten 12 gemacht hätten. . . Sehr abweichend ist hiervon die Zeiteintheilung der Araber. Sie theilten das Jahr in 28 »Mondstationen« ein, was bei der Zehntheilung nur 280 Tage für das Jahr ergiebt. Später suchte man Mond- und Sonnenjahr in Uebereinstimmung zu bringen, indem man die Monate Nebi und Dschumadi theilte und alle Monate auf 29 und 30 Tage brachte. Auch die Syrer theilten auf diese Weise das alte 10 Monat-Jahr in 12 Monate. Werfen wir noch einen Blick auf den äussersten Osten Asiens. Dort wurde von einem der ersten Herrscher Chinas, dem mythischen Fu-hsi (Fohi), das wunderliche »System desPa-Kwa« gegründet, um den Sinn der Götter zu ent- decken und den Um- schwung des Weltalls mit allen Begeben- heiten zu ergründen. Wenn der Name Pa- Kwa(Fig. 262) erklärt wird durch die » 8 Aus- gehängten«, da sie be- stimmt gewesen seien, das Volk zu unterrich- ten und ihm den Willen des Himmels bekannt zu machen, so kann sich dies ganz gut auf die Verwendung dersel- ben zur Zeittheilung beziehen, wie ja auch unser Wort »Kalen- der« von Ausrufen (xaXw) herstammt, in- dem der erste Tag eines jeden Monates, wofür der Eintritt des Neumondes bestimmt war, ausgerufen wurde. Damit war jedoch die Bedeutung der Zeichen so wenigerschöpft, wie bei den Runen, viel- mehr waren diese Zei- chen ausserZeitzeichen auch Zahlenelemente und Eigenschaften, wie folgende Zusammen- stellung lehrt: -■ ■ — - Kyen, Himmel und himmlische Materie, Yan, erstes Princip, welches alle Dinge erzeugt, Aether, flüssig, feucht; tui, Wasser, Bergquellen, Seen, aufsteigender Hauch, leicht; — —: li, Feuer, schön leuchtendes Element, Hitze als thätige Kraft, heiss; = tsin, Donner, Ausdünstung, feurig, Mutter des Blitzes und der Hitze, hart; : swen, Wind, Dünste und leichtes Wehen, beweglich, hineinschreitend, Holz, biegsam; =—= kan, Wasser, flüssiges Element, kalt; = = ken, Berg, Dichte, Bewegung hemmend, Ruhe, Schwere; = = kwen, Erde als irdische Materie, In, zweites Princip, zerstörend, Dunkelheit. Diese 8 Zeichen beruhen auf dem ersten Princip ----- yan (dem Zeugenden) und auf dem zweiten Princip---in (dem Zerstörenden); jenes ist das Licht, dieses die Dunkelheit, jenes das Leben, dieses der Tod, jenes der Himmel, dieses die Erde, jenes das günstige, dieses das ungünstige Omen. Dem Fu-hsi werden die Worte in den Mund gelegt: »indem er die Augen in die Höhe hob, sah er die Figuren des Himmels, indem er sie senkte, sah er die Vorbilder, welche auf der Erde nachzuahmen waren;« und weiter: »er fing an zu ziehen die 8 kwas oder Symbole in Zeichnungen, um zu durchdringen die Wahrheit der göttlichen Weisheit, wie die Natur unbeweglich und beweglich,