Der Kalender. 125 Schweine, hierauf die löwenköpfige Göttin Pacht mit dem Gotte Taur, endlich Osiris, der Richter oder Abschliesser des Jahres. Es ist nicht genau zu ent- nehmen, ob dieser zweite Kreis 16 oder 14 Sternbilder zählt; in letzterem Falle würde er die »Mondhäuser« bedeuten, welche noch gegenwärtig in Arabien statt der 12 Thierkreiszeichen gelten. Die 36 Dekane, welche den Rand des Himmelsbildes umgeben, entsprechen den ägyptischen Wochen zu 10 Tagen. Auffällig ist ihre ungleiche Vertheilung; an manchen Stellen sind sie zusammen- gehäuft, an anderen Stellen zeigen sich Lücken. Schon in der ältesten Zeit musste den Aegyptern das Zusam- mentreffen des heliakischen Aufganges des Sirius mit dem Beginne der grossen Nilüberschwemmung auffallen. Noch zur Zeit, in der nur Hirten im Nilthale wohnten, mahnte muthen. Der erste Monat ist der des Altares und bezieht sich wahrscheinlich auf die Opferzeit; im Thierkreise entspricht ihm das Zeichen des Widders, den Abraham statt seines Sohnes opferte. Der zweite Monat ist der des geflügelten Stieres, der dritte der des Baues mit Ziegelsteinen; letzterer entspricht dem Thierkreiszeichen der Zwillinge. Das vierte Täfelchen enthält die Geschichte des Meerungeheuers Bul, welcher das Land ver- wüstete und dem ebenfalls Menschen geopfert wurden. Das folgende Täfelchen bezieht sich auf den Monat des Feuers, es handelt von dem Löwen, der den Stier zerreisst, astronomisch die dieser Stern daran, die Heerden in Sicherheit zu bringen; die Flirten nannten ihn deshalb den »Hund«, den Wächter der himmlischen Heerde, den Warner der Menschen. Mit seinem Aufgange fing man ein neues Jahr an. Neben ihm musste am frühesten der nie untergehende Bär auffallen, der zugleich den Norden andeutet. Zur Zeitbestimmung dienten ferner: Sonne, Mond und die Planeten. Wegen ihrer grösseren Regelmässigkeit standen in- dess die Fixsterne in höherem An- sehen, und der Sirius wurde benützt, um grössere Zeitabschnitte zu regeln. Aus diesem Grunde kamen die Priester auf ein Mittel, das Wiedererscheinen des Sirius voraus verkünden zu kön- nen. Es wurde angenommen, dass zwischen zwei solchen Erscheinungen 360 Tage verfliessen. Dieser Zeitraum wurde in zwölf Monate zu dreissig Tagen getheilt, doch zeigte es sich bald, dass die Rechnung nicht genau stimmte. Schon im Jahre 3280 v. Chr. soll man über den dabei unterlaufe- nen Fehler von fünf Tagen vollkom- men im Reinen gewesen sein. Damals fand die erste historisch beglaubigte Kalenderreform statt, indem König Pepi verordnete, dass von nun ab je- dem Jahre fünf Tage zuzuzählen seien. Als einige Jahrhunderte verstrichen waren, zeigte es sich, dass die an- gestrebte Uebereinstimmung nicht er- zielt war. Da das Jahr einen Viertel- tag länger ist, liess man die Jahre ohne diese Einschaltung fortlaufen und fand, dass nach 1460 Jahren der Auf- gang des Sirius unmittelbar vor Auf- gang der Sonne mit dem ersten Tage des Jahres zusammenfiel, 1460 solcher Jahre aber 1461 bürgerlichen Jahren entsprachen. So entstand die »Sirius- periode«, welche im Jahre 138 n. Chr. zum letzten Male festlich begangen wurde. Wir haben weiter oben erwähnt, dass die Zwölftheilung des Thierkreises im alten Orient unbekannt war. Auch die Babylonier hatten ursprünglich zehn und nicht zwölf Thierkreiszeichen, wie die beigeschlossene Himmelskarte 1 L.'-' J B Ra 7 A 5 H - M..' V r 1 > z '“A - 1 •- V- 'N.AR \ / I \ b-v- IRR'" WA’ / Zf* / < In-. ar Ms? ? Fig. 260. Der Thierkreis von Dendera. heisse Sonne, welche die Wolken verjagt. Das sechste Täfelchen behandelt die Botschaft der Istar, die als Ceres mit den Aehren auftritt (mitunter auch als Amazone mit Bogen und Pfeil). Vom siebenten, achten und neunten Monat sind keine Täfelchen vor- handen; es sind die Monate des Hügels, der Haut und der Wolken, oder die Thierkreiszeichen der Waage, des Scorpions und des Schützen. Das Zeichen der Wage kannten die Griechen nicht, den sie hielten, wie bereits erwähnt, die kleinen Sterne dieses Zeichens für die Scheeren des Scorpions und warfen beide Zeichen zusammen, indem sie nur elf Zeichen annahmen, wie auch das phönikische Alphabet aus 2/11 besteht und Jacob nur elf Söhne in Mesopotamien zeugte. Damit dürfte der Beginn des Jahres im Monate September im Zusammenhänge gestanden sein. zeigt (Fig. 259). Die Zeichen sind vertre- ten durch fünf Altäre, drei liegende filiere mit steinbockähnlichen Köpfen, einen Vogel auf einem Gestell und einen Hund (wahrscheinlich der Sirius). Die zur Hälfte die Scheibe einschliessende Schlange stellt offenbar die Milch- strasse dar. Den Mittelpunkt des Bildes, welches zu zwei Drittel beschattet ist, nimmt die Sonne in dreifacher Gestalt ein, als heisse Zeit, als Regenzeit und als fruchtbare Zeit. Um diese herum sind noch einzelne Hieroglyphen, darunter das einzige der späteren Himmelszeichen, der Scorpion. Ganz verschieden davon ist der Thierkreis der Izdubar- Legende, welcher zum fheile auf einer Anzahl aufgefundener Thontäfelchen wieder entdeckt worden ist. Das erste, dritte, siebente, achte, neunte und zwölfte Täfelchen fehlen, doch lässt sich deren Inhalt aus den Keilschriftnamen der Monate ver- 32