Orientirung am Sternhimmel. welchem die Intensitäten abgelesen werden, wird einfach als »Intensitätskreis«, derjenige, an welchem die Farben bestimmt werden, als »Farbenkreis« (Colori- meter) bezeichnet. Durch gleichzeitige Drehung an beiden Prismen n, und n1. mit Hilfe der Handhaben FF' wird also nur die Intensität, nicht aber die Farbe geändert. . . Da das von der Glasplatte *S' unter einem Winkel von 4511 reflectirte Licht, wenn auch nicht vollkommen, so doch immer noch ziemlich stark pola- risirt ist, so muss das Nicol’sche Prisma n‘“ zur Erreichung eines möglichst geringen Lichtverlustes eine solche Lage haben, dass die Polarisationsebene des auf die Glasplatte fallenden Lichtes parallel derjenigen Ebene ist, in welcher ein gewöhnlicher, von dieser Platte in derselben Richtung 1 eflectirter Strahl polarisirt sein würde. Dies ist erreicht, wenn die kürzere Diagonale des Prismas parallel der Ebene der Glasplatte ist.« »Um das von der Hinter- und Vorderfläche der Glasplatte erzeugte, doppelte Spiegelbild der feinen Glasöffnung a der Ocularlinse möglichst nahe zu rücken und diese Bilder zugleich als Lichtpunkte ohne sichtbaren Durch- messer erscheinen zu lassen, ist bei l eine möglichst stark gekrümmte Concav- linse angebracht, welche dem beabsichtigten Zwecke auf das Vollkommenste entspricht. Die Oeffnung a wird hierdurch erstens bedeutend verkleinert, so dass die künstlichen Sterne in ihrem Ansehen den natürlichen vollkommen gleich werden; zweitens wird aber auch das Bild der Oeffnung a duich die Concav- linse l dem Spiegel beträchtlich näher gerückt, so dass das reflectirte Spiegelbild ebenfalls dem Ocular 0 genähert und dadurch eine allzu grosse Länge des ganzen Fernrohres vermieden wird.« Wir waren genöthigt, diese lange Erläuterung im Wort- laute des Originaltextes einzusclialten, weil ohne eine solche das Verständniss für die Construction und die Wirkungsweise des Zöllner ’schen Photometers nicht zu vermitteln ist. Die Messungen hat Zöllner derart be- wirkt, dass er den zu messenden Stern stets in die Mitte beider künstlichen Sterne brachte, wo- bei der links lie- gende hellere Stern zur Helligkeitsbe- stimmung diente, während der rechts- liegende weniger helle künstliche Stern, zur Controle, beziehungsweise als unterer Grenzwerth benütztwurde; denn es ist klar, dass innerhalb der Hel- ligkeitswerthe der beiden künstlichen Sterne die Intensi- tät des zu messen- den Sternes liegen muss. Da nicht alle . -s - ‘ i ii .SSi r ..._ j.. t-J > t • üi ‘»'j I ’ — Das Lick-Observatorium im Winter. Grössenclassen der Fig. 248. Sterne sich unter denselben optischen Bedingungen messen lassen, hat der Zöllner’sche Photometer die Einrichtung, dass die Objective (mit entsprechenden Auszügen) gewechselt werden können. Durch successive Anwendung grösserer Objectivdurchmesser (und dem- gemäss grösserer Brennweite) kann man bei den Messungen zu immer niedrigeren Grössenclassen hinabgehen. Das rege Interesse, welches die Astrophysiker dem Zöllner’schen Photo- meter wegen seiner ungemein glücklichen Grundidee bewahrt haben, prägt sich am deutlichsten in den fortgesetzten Bemühungen aus, das Instrument auf eine immer höhere Stufe praktischer Vollkommenheit zu erheben. Figur 232 zeigt das grosse Polarisations-Photometer, welches von dem renommirten Mecha- niker Wan sch aff für das astrophysikalische Observatorium zu Potsdam con- struirt worden ist. Näher soll hier nur auf die sinnreiche Neuconstruction des Zöllner’schen Photometers eingegangen werden, welche man Professor W. Ceraski, Director der Moskauer Sternwarte, verdankt.*) Figur 230 stellt eine Seitenansicht des Instrumentes dar, Figur 231 zeigt es von oben gesehen, Figur 229 endlich giebt eine perspectivische Ansicht dieses Instrumentes. Mit Hilfe des Ringes W wird das Photometer an dem Fernrohre befestigt und in seiner Lage durch das an der Stangen befindliche Laufgewicht ausbalancirt. Die Sttahlen der mit grosser Sorgfalt constiuirten Petioleumlampe S, die mit dem Photometer durch zwei in Ringen bewegliche Arme RR so verbunden ist, dass sie ihre Lage auch bei einer Drehung des Instrumentes um die Linie 0 0 beibehält, fallen durch eine kleine Oeffnung a auf eine Biconcavlinse bei ß und dann auf das erste Nicol bei y, welches mit dem Rohr G H und dem an demselben befestigten getheilten Kreise gedreht werden kann. Das zweite, mittelst der Schraube e verschiebbare Nicol befindet sich bei 0 in dem Rohre E F, das bei F einen festen Alhidadenkreis trägt, an welchem der Drehungswinkel des beweglichen Kreises abgelesen werden kann. *) Vgl. die Zeitschrift »Der Stein der Weisen«, XVII. Band, S. 257 ff. Nachdem die Strahlen dann noch eine achromatische Linse passiit haben, werden sie an der durch Schraube m in den Körper des Instrumentes einführ- baren und dort fixirten Glasscheibe £ in das vordere Ocular gespiegelt. Die charakteristische Neuerung des Ceraski’schen Instrumentes besteht in dem Vorhandensein eines zweiten seitlichen Oculares. In dem gewöhnlichen Ocular nimmt man den beobachteten Stein direct und den Vergleichsstern als Spiegelbild wahr. Umgekehrt dagegen sieht man in dem seitlichen Ocular den künstlichen Lichtpunkt direct durch die Glasplatte hindurch, den wirklichen Stern aber erst nach Reflexion seines Lichtes an der Glasplatte. Da nun die Strahlen beim Passiien der letzteren nur wenig geschwächt werden, während nur ein geringer Theil des Lichtes unter dem Winkel von 450 gespiegelt wird, so wird im ersten Falle das Bild des wirklichen Sternes viel heller sein, als im zweiten und zwar entspricht die Lichtschwächung einem Herabsinken um 4’7 Grössenclassen. In solcher Weise ist es möglich, ohne die Oeffnung des Teleskop-Objectives zu ändern, die relative Lichtstärke sämmtlicher durch das Fernrohr erreichbaren Steine photometrisch zu bestimmen, indem man die helleren Sterne im seitlichen, die schwächeren im gewöhnlichen Oculare beobachtet. Da, wie diesbezügliche Untersuchungen Pi ofessor C er aski’s ergeben haben, Nuance und Glanz der Petroleumflamme in ihren verschiedenen Partien merklich ungleich sind, so muss man sorgfältig darauf achten, dass die den Vergleichsstern erzeugenden Lichtstrahlenjmmer von deiselben Flammenregion ausgehen. Diesem Zwecke dient das rechts von der Lampe sichtbare Diopterrohr A', welches an seinem linken Ende ein Kreuz aus Silberladen und rechts eine kleine Oeffnung» besitzt. Die Achse des Diopters, d. h. die durch die Oeffnung o und den Kreu- zungspunkt der Fäden bestimmte Richtung, coincidirt mit der Achse 0 0 des Photometers, so dass also die den Vergleichsstern bildenden Strahlen von dem- jenigen Theile der Flamme ausstrahlen, welcher auf dem Kreuze liegt, und eine eingetretene Aenderung leicht erkannt und cor- rigirt zu werden vermag. Um die Farbe des Vergleichssternes der- jenigen des reellen Sternes möglichst gleich zu machen, werden in das Photometerrohr blaue Gläser verschie- dener Nuance einge- schaltet, die comple- mentär zu dem Gelb der Petroleumflamme, den Lichtpunkt weiss wie den Stern erschei- nen lassen. Zu den wich- tigsten Hilfswerk- zeug'en der Astro- nomie zählen die Uhren. Bernard Walter, ein Schü- ler Re gi omonta- n u s, war der Erste, welcher sich für astronomische Zwecke einer Uhr mit Rädertriebwerk bediente (1484). Selbstverständlich waren die ersten Constructionen dieser Art sehr pri- mitiv. Die Erfindung, als bewegende Kraft in kleinen Uhren und laschenuhren eine spiralförmig gewundene Eeder zu ver- wenden, fällt in das Ende des 15. oder an den Anfang des 16. Jahrhunderts. Huyghens hat 1676 als Erster bei Uhren das Pendel angewendet; auch scheint er der Erfinder der »Un- ruhe« in den Taschenuhren, welche die Wirkung der Eeder ausgleicht, gewesen zu sein. Der Genfer Mechaniker Facio führte Rubinen und Diamanten als Lager für die Räderachsen bei Taschenuhren ein, Graham ist der Urheber des sogenannten »Compensationspendels«, welches nachmals durch Short, Har- rison, Sheldon, Berthoud u. A. wesentliche Verbesse- rungen erfuhr. Das Quecksilber-Compensationspendel rührt von E. Troughton her. Ueberhaupt standen englische Mechaniker lange an der Spitze der Uhrmacherkunst, und aus ihren Händen ist auch das vollkommenste Werkzeug für Zeitmessung — das Chronometer — zugleich der vollendetste Mechanismus menschlicher Kunst, hervorgegangen. Die Uhren lassen sich in zwei Kategorien scheiden: in trag- bare Uhren (Taschenuhren, Chronometer) und Pendeluhren. Da man von einer transportablen Uhr nie dieselbe Genauigkeit fordern darf, wie von einer gleich sorgfältig gearbeiteten Pendel- uhr, ist letztere auf den Sternwarten die gebräuchlichere und hat seit ihrer Einführung durch Huy ghens und ersten wissen- schaftlichen Anwendung durch Flamsteed zu Ende des 17. Jahrhunderts, der Astronomie ausserordentliche Dienste geleistet. Selbstverständlich haben die diesfälligen Constructionen im