Beobachtende Astronomie. a a ’S™?? ■ ■" w Fig. 245. Das astrophysikalische Observatorium zu Meudon. zwei keilförmig ge- schliffene Gläser, von welchen das eine far- big ist, derart zu ein- ander gestellt werden, dass sie zusammen ein planparalleles Glas- stück bilden, die Licht- strahlen also nicht ab- gelenkt werden. Diese Einrich- tungen beziehen sich, wie man sieht, aus- schliesslich auf die Ob- jective, worunter den- jenigen Foucault’s der Nachtheil zu- kommt, dass das in der besprochenen Weise hergerichtete Instru- ment nur für den Zweck, dem es dient, verwendbar ist. An- dere Einrichtungen wieder beziehen sich auf dieOculare, welche man in diesem Falle »helioskopische« nennt, und deren Bestimmung dahin geht, alles überflüssige Licht vom Oculare fernzuhalten. Die sinnreichste und verbreitetste An- ordnung ist wohl jene von Merz, bei welcher das Ocular nicht in der optischen Achse des Fernrohres, sondern seitlich gerückt ist. Durch eine entsprechende Anordnung von vier Planspiegeln wird das Sonnenlicht gegen das seitwärts stehende Ocular hin viermal nach einander unter rechtem Winkel abgelenkt. Ausser- dem wird mittelst einer Vorrichtung, welche eine Drehung der Spiegel zu einander um go° gestattet, das intensivste Licht durch Polarisation ausgelöscht. Dem Merz’schen Apparate kommt der Vortheil zu Statten, dass er die Sonne in ihrer natürlichen Farbe zeigt, was bei Anwendung far- biger Blenden oder Keile nicht der Fall ist. Äusser diesen und ähnli- chen Einrichtungen werden Instru- mente eigens für helioskopische Zwecke gebaut, unter welchen dasjenige des berühmten Pater Secchi das bekannteste ist. Das- selbe ist in Figur 222 abgebildet und hat folgende Einrichtung: Es ist ein kleines Aequatoreal, das auf einem massiven Eisenstän- der (M) in besonderer Weise montirt ist. Es ist nämlich F die Polarachse, G ihre obere, I ihre untere Lagerung, F der Stunden- kreis. Das obere Ende dieser hohlgegossenen Achse trägt eine gezogene Gabel C D, welche die Declinationsachse des Fernroh- res A B aufnimmt. Das Fernrohr ist ähnlich einem Passageninstru- mente; es hat in seiner Mitte einen Cubus, an welchem der Ob- jectiv- und der Oculartheil des Fernrohres und ausserdem die Conen der Achse befestigt sind. Bei M trägt diese Achse den De- clinationskreis, >8 ist der Klemm- schlüssel für die Declinationsachse. Das Instrument dient nicht zur visuellen Beobachtung der Sonne, sondern es wird das Bild derselben auf einen weissen Papierschirm projicirt, womit ein wesentlicher Vortheil verbunden ist. Zu diesem Ende muss selbstverständlich der Beobachtungsraum völlig verdunkelt werden. Secchi liess demgemäss die ganze Kuppel mit schwarzem Sammt bekleiden und vor der Klappenöffnung einen Vorhang aus demselben Stoffe anbringen. In diesem letzteren war eine kleine Oeffnung freigelassen, durch welche das Sonnenlicht auf das Objectiv fallen konnte. Da aber diese Oeffnung den Raum erhellt haben würde, stellte Secchi mittelst eines langen Aermels eine lichtdichte Verbindung zwischen der erwähnten Oeffnung und dem Objectivkopfe her. Der Projectionsapparat selbst ist in der Abbildung zu sehen- Am Fernrohr ist die Latte K L angebracht, welche an ihrem unteren Ende das mit weissem Papier überzogene Brettchen 0 Q trägt. Das Ocular B wird nicht auf den Brennpunkt des Objectives eingestellt, sondern wirkt wie ein zweites zusammengesetztes Objectiv, wodurch eben die Projection des Sonnenbildes ermöglicht wird. Will man mit einem solchen Messungen am Sonnenbilde vor- LEO XIII PONTIFEX MA „»MC. lll Fig. 246. Die Gregorianische Sternwarte in Rom. nehmen, so wird entweder im Brennpunkte des Objec- tives ein Mikrometer ange- bracht, oder man begnügt sich damit, das Papier, auf welchem das Sonnenbild sich projicirt, mit einem Liniennetze zu versehen. Secchi begnügte sich an- fänglich damit, dem Instru- mente kein Uhrwerk zu geben, doch brachte er später ein solches an, um bequemer zeichnen zu können. Bei Projections- apparaten dieser Art tritt der Uebelstand hervor, dass die Tem- peratur innerhalb des Rohres während der Dauer der Beobach- tung beträchtlich zu- nimmt, wodurch die Bilder immer schlech- ter werden. Angeregt durch diese Beobach- tung, hat v. Konkoly eine Vorrichtung er- sonnen, welche er wie folgt beschreibt (in »Praktische Anleitung zu astronomischen Beobachtungen«, S. 628): »Ich verwandte zu diesem Zwecke ein dreizölliges Objectiv aus der optischen Werkstätte von Rein- felder & Hertel in München, mit 46 Pariser Zoll Brennweite, welches sich als vorzüglich bewährt hat. In der Absicht, die Anbringung eines geschlossenen Rohres ganz zu vermeiden, wurden auf ein ebenfalls durchbrochenes Metallstück, welches in der Wiege der Montirung befestigt war, vier Messingröhren mit Schraubenbolzen befestigt. Die oberen Enden dieser Röhren trugen eine kräftige Messingplatte, in welche das Objectiv ein- geschraubt war. Das Ocu- larende des Instrumentes war genau so beschaffen. Der Ocularauszug war auf der Platte, welche die vier gegen das Ocular liegen- den Röhren vereinigte, mit drei Zug- und drei Druck- schrauben befestigt, um dasselbe centriren zu kön- nen. Diese letztere Platte trug noch zwei Flanschen, welche weiter die Stützen der Projectionsscheibe auf- nahmen. »Die Bilder waren bei diesem Apparate möglichst ruhig, da keine Luftwal- lungen im Instrumente ent- stehen konnten; jedoch stellte sich bald heraus, dass diese Montirung des Objectives nicht stabil ge- nug sei, und dass, trotzdem Gegengewichte angebracht waren, um das Objectiv- ende gegen Durchbiegung zu schützen, sich doch noch solche Fehler zeigten. Daher sah ich mich veranlasst, die Messing- röhren durch zwei passende Eisenblechkonen zu ersetzen. Das Mittelstück blieb allerdings offen; der Ocularconus wurde nahe der Ocularplatte mit vier ziemlich grossen Löchern versehen, und ebenso der Objectivconus unmittelbar unter der Objectivfassung. Diese Löcher bieten neben dem offenen Mittelstück eine voll- kommene Ventilation im Rohre, die Bilder sind ruhig und die beiden Konen geben doch dem Instrumente eine vollständige Stabilität.« Das Haupterforderniss bei andauernder Beobachtung eines coelestischen Objectes beruht darauf, wie wir gesehen haben, dass dem Fernrohre eine Bewegung ertheilt werden könne, welche der scheinbaren Bewegung der Himmelskörper entgegen-