Orientirung am Sternhimmel. 107 nach der Sehne wirkende Feinbewegungsschraube, sowie den Nonius trägt. Auf der entgegengesetzten Seite ist ein ent- sprechendes Gegengewicht zur Ausbalancirung der Vorrichtung für die Feinbewegung angebracht. Diese Anordnung ist an sich einfach. Grössere Positionskreise erhalten diametral einander gegenüberstehende Nonien, sowie Lupen für die Ablesung. Zur zweiten Kategorie der Mikrometer gehören solche Vorrichtungen, bei welchen nur ein Bild der Messvorrichtung im Brennpunkte des Fernrohres hervorgerufen wird. Sie wurden früher fast nur bei Passageninstrumenten und Meridiankreisen, selten jedoch bei Aequatorealen angewendet und kommen immer mehr äusser Gebrauch. Uebrigens haben auch die Fadenmikro- meter die störende Eigenschaft, dass bei Berührung des Fadens mit der hellen Planetenscheibe in Folge Lichtbrechung Ver- zerrungen am Bilde des Objectes platzgreifen. Ferner verdecken die Fäden trotz ihrer Zartheit sehr kleine und schwer wahrzu- nehmende Details auf der Oberfläche der Planeten, wodurch die Messung sehr erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht wird. Dieser Umstände halber hat man schon vor längerer Zeit Constructionen erdacht, welche den Schwierigkeiten, die sich beim Gebrauche der Filarmikrometer ergeben, begegnen sollen. Das Princip dieser Constructionen beruht darauf, von dem durch das Fernrohr betrachteten Die Abbildung (Fig 21S) veranschaulicht die Anordnung und das Detail des Fraunhofer’schen Heliometers, das in den Händen Bessel’s so nutz- bringende Verwerthung gefunden hat. Das Stativ ist aus Holz, desgleichen das Rohr. Mit dem durchschnittenen Objectiv stehen zwei Stangen (Schlüssel) in Verbindung, mittelst welchen sich die Verschiebung der beiden Objectivhälften bewerkstelligen lässt. Diese letzteren sind an zwei Schiebern befestigt, welche beide unabhängig von einander mittelst sehr feiner Mikrometerschrauben ver- schoben werden können. Bei diesem Instrumente und allen späteren erfolgte die Verschiebung der beiden Objectivhälften in gerader Linie. Man erkennt, dass dies dem mathematischen Erforderniss nicht ent- spricht, da allen Bewegungen am Himmel der Kreisbogen zu Grunde liegt. Im vorliegenden Falle wird durch die Verschie- bung das entstehende Bild aus der Brennebene gerückt. Merz hat nachmals diesem Uebelstande dadurch zu begegnen gesucht, dass er die Schlitten nicht gerade, sondern in einem Bogen, dessen Radius der Brennweite entsprach, führte, wodurch er- reicht wurde, dass die Bilder bei jeder Verschiebung der Ob- jectivhälften an derselben Stelle entstehen. Repsold bildete dieses System dahin aus, dass er die beiden Objectivhälften mit einem gleicharmigen Hebel in Verbindung brachte, durch wel- chen erreicht wird, dass die zweite Hälfte des Objectives, welche keine Mikrometerschraube hat, die Bewegung der anderen Objecte Doppelbilder hervorzurufen, deren Verschiebung zu ein- ander dann das Mittel zur Messung abgiebt. Das vollkommenste Instrument dieser Art ist das Heliometer, welches von Bou- geur erdacht und im Jahre 1748, also zehn Jahre vor der Erfin- dung der achromati- schen Linsen, verwirk- licht worden ist. In dieser ursprünglichen Form bestand das He- liometer — welchen Namen es deshalb er- hielt, weil es zur Be- stimmung des Sonnen- durchmessers dienen sollte — aus zwei Objectiven gleicher Brennweite und einem gemeinschaftlichen Oculare. Durch diese Combination war es möglich gemacht, zwei Bilder zu erhalten, wel- .;«Ml 's» Ol io 11 ■53s. Fig. 237. Das königliche Observatorium zu Greenwich. ehe gleichzeitig beob- achtet werden konnten, wobei deren Abstand von der Entfernung der Mittelpunkte der Objective abhing. Indem die Einrichtung ge- troffen war, diese Entfernung nach Belieben ändern zu können, er- gab sich die Basis für die Messung, indem sich die Bestimmung des Werthes eines Winkels, der eine senkrechte, parallele oder schiefe Lage gegen die Richtung der täglichen Bewegung hat, auf die Beobachtung der Berührung der beiden Bilder, welche die Objective hervorbrachten, reducirte. Bougeur wendete für seine Objective einfache Linsen von gleicher Brennweite an, was in exacter Weise zu erreichen in jener Zeit immerhin schwierig war. Mit der Einführung der zusammengesetzten Objective musste sich diese Schwierigkeit vermehren, und so kam Dollond auf die Idee, nur ein Objectiv anzuwenden, dasselbe jedoch in der Mitte zu durchschneiden und die eine Hälfte beweglich zu machen. Fraunhofer endlich ging noch um einen Schritt weiter, indem er beide Objectivhälften beweglich machte. Den Anstoss hierzu gab der berühmte Leiter der Königsberger Sternwarte, Bessel, dem ein besonders leistungsfähiger Apparat für mikrometrische Messungen sehr am Herzen lag und Fraunhofer zur Flerstellung eines solchen die entspre- chenden Directiven gab. Letzterer nahm im Jahre 1824 die Arbeit in Angriff, wurde jedoch während derselben durch den Tod überrascht (7. Juni 1826). Die Vollendung des Instrumentes wurde nun Utzschneider anvertraut, unter dessen Händen es einen hohen Grad von Vollkommenheit erreichte, was die ersten von Steinheil an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen bezeugten. Im October 1829 endlich war die Aufstellung dieses Heliometers in dem eigens für dasselbe eingerichteten Thurme der Königsberger Sternwarte bewerkstelligt. Bessel scheint in seinen Erwartungen noch übertroffen worden zu sein, denn er äusserte sich: »Die Bequemlichkeit der Anwendung dieses grossen und schweren Instrumentes ist durch die Art seiner Aufstellung und das dabei an- gewandte Uhrwerk bis zum höchsten Punkte getrieben.« Hälfte mitmacht, jedoch in entgegengesetzter Richtung. Daraus ergiebt sich jederzeit eine symmetrische Lage der beiden Bilder zur Collimationslinie des Fernrohres. Die Abbildungen Figur 21g—221 führpn das grosse, neue Fleliometer der v. K uffner’schen Privatsternwarte in Wien vor, sowie Ocular- und Objectivkopf im grösseren Massstabe. Hierbei dürfte es am Platze sein, von diesem Instrumente — zur Kenn- zeichnung seiner jetzigen Ausgestaltung — eine erschöpfende Beschreibung zu geben. Wir folgen hierbei dem von den Con- structeuren verfassten Texte. Das Objectiv von Steinheil hat bei 3 Meter Brennweite 217 Millimeter Oeffnung; es ist also wesentlich lichtstärker als das bisher grösste Heliometer- objectiv, das zu Oxford, welches nur 190 Millimeter Oeffnung hat. Das Helio- meter wird getragen von einer gusseisernen Säule, die mit einem unter dem Fussboden liegenden Dreifuss verschraubt ist. Zwei der Füsse ruhen mit grossen Halbkugeln in grossen Gussplatten, die dritte enthält zur Polhöhenberichtigung eine Schraube, die auf einer Platte mit ebener Oberfläche steht. Den Säulen- kopf bildet ein Hohlkörper mit parallel zur Erdachse liegender Oberfläche. Er ist durch eine Stellschraube auf der Oberfläche der Säule im Azimuth zu berichtigen. Auf dem Säulenkopfe ruht die gusseiserne Lagerbüchse der Stunden- achse (a-Büchse, 1 in der Abbildung). Sie ist in der Hauptform cylindrisch und dient am oberen Ende zugleich als Drehungsmittel für den Uhr kreis (2), einen Kreis mit Gang ohne Ende für die an einem Aufbau des Säulen- kopfes gehaltene Schraube, welche vom Uhrwerk getrieben wird. Auf dem Mittelringe des Uhrkreises dreht sich die a-Klemme (4) mit tangentialer Anzug- schraube; sie hält an einem Doppelgelenk die Mutter einer Stellschraube, deren anderes Ende durch ein Kugellager mit den oberen Theilen des Instrumentes in fester Verbindung steht, und es überträgt sich daher, sobald die Klemme