Orientirung am Sternhimmel. o 0 o Fig 231. Ceraski’s Photometer (von oben gesehen). Schleif- und Polirmaschine mehr als 2 Millionen Striche. Der optische Theil des Instrumentes ist nach dem Principe Gasse- grain construirt, das Rohr daher an seinem unteren Ende mit einem Ocular, Sucher und Nebenapparaten versehen. Vier Fünftel der ganzen Länge des Rohres bestehen aber blos aus einem leichten Gitterwerk, in welchem der kleine Spiegel angebracht ist. Die Montirung ist eine parallaktische. Die sehr kräftig dimensionirte Polarachse ruht auf zwei ungleich hohen gemauerten Pfeilern, die Declinations- achse ist sehr kurz und tritt das Rohr hart an die erstere heran, was bei dem grossen Gewichte des Rohres nothwendig war. Es ist überdies sorgfältig aus- balancirt und überdies eine sinnreiche Anordnung getroffen, durch welche der starke Druck am unteren Ende der Polarachse grösstentheils aufgehoben wird. Diese Anordnung besteht, wie aus der Abbildung zu ersehen ist, darin, dass ein entsprechend schweres Gewicht, das an einer über Rollen laufenden Zug- vorrichtung, welche das obere Ende der Polarachse fasst, angehängt ist. Ausser- dem ist in gelungener Weise das Gewicht des Uhrwerkes mit der oberen Polarachse in Verbindung gebracht, wie dies gleichfalls aus der Abbildung zu ersehen ist. Die Polarachse trägt ferrer den Einstellungskrcis, alsdann über demselben ein grosses Zahnrad, mittelst welchem durch ein Getriebe und ein Schwungrad der Polarachse die grobe Bewegung ertheilt wird. Zwischen dem Einstellungskreise und dem Zahnrade sitzt ein grosses Segment, welches den Mechanismus für die unabhängige Bewegung trägt. Ein ähnliches Segment ist an der Declinationsachse zwischen dem Würfel und der Wiege an- gebracht und wird mittelst der am Oculare sichtbaren Vorrich- tung die Feinbewegung und Klem- mung bewerkstelligt. Das Uhr- werk ist in dem grösseren Pfeiler untergebracht und wird dessen Be- wegung durch eine Transmission der (neben dem Scheibengewichte sichtbaren) Schraubenspindel mit- getheilt. Sehr bemerkenswerth an dem ganzen Instrumente ist die Anordnung des Spiegels in un- mittelbarer Nähe der Rotations- achse, woraus der grosse Vortheil erwächst, dass der Beobachter nur geringe Bewegungen auszu- führen hat, um das Rohr in die gewünschte Lage zu bringen. Ausserdem bedingt die hervor- gehobene Art der Placirung des Spiegels für dessen Ruhelage eine gewisse Stabilität. Dieselbe würde aber bei dem grossen Gewichte des Spiegels Durchbiegungen des- selben schwerlich verhindern, wenn auf dessen Rückseite nicht ein äusserst sinnreiches System von Hebeln und Stützpunkten ange- bracht wäre. Es sind im Ganzen deren 48 vorhanden, entsprechend eben so vielen unter einander gleich grossen Theilen des Spie- gels. Durch die Anordnung von Verbindungsgliedern zwischen drei solchen Stützen, beziehungsweise ganzen Gruppen derselben, findet eine Uebertragung der Schwer- punkte aller 48 Segmente auf drei Punkte statt. Diese nun sind durch drei, dieSpiegelzelle durchbohrende kräftige Schrauben unterstützt. Man muss gestehen, dass eine genialere Lösung der hier in Frage kommenden Aufgabe nicht gut denkbar ist. Die Figur 206 ver- anschaulicht dieses System von Hebeln und Stützpunkten, durch Fig. 232. Grosses Positionsphotometer des Potsdamer Observatoriums. welches alle Spannungen im Spiegel in Folge Druckes auf die Zelle aufgehoben erscheinen. An eine Anzahl auf Seite 92 und 93 eingeschalteter Abbildun- gen von modernen mässig grossen Reflectoren seien einige Bemer- kungen geknüpft, welche die gewonnene Orientirung über diese In- strumente im Einzelnen ergänzen sollen. Die meisten Spiegeltele- skope werden nach wie vor in England gebaut, und zwar vorwiegend solche Newton’schen Systems. Da sie relativ billiger als diop- trische Fernrohre sind, haben sie grosse Verbreitung unter den Liebhabern der Himmelskunde gefunden, unter welchen es freilich solche giebt, welche den Berufsastronomen ebenbürtig zur Seite stehen. Von den Leistungen Isaac Roberts, der mit seinem zozölligen Reflector vorzugsweise der Beobachtung und photographischen Darstellung der Nebelflecke obliegt, war in dem vorangegangenen Abschnitte wiederholt die Rede. Auch Huggins favorisirt vielfach die Spiegelteleskope. Eugen von Gothard, Besitzer einer Privatsternwarte zu Hereny bei Stein- amanger, bedient sich eines Instrumentes von nur 10 Zoll (26 Centimeter) Oeffhung, mit welchem er besonders in der Nebularphotographie ganz Bemerkenswerthes geleistet hat. Der geringe Credit, den zuwei- len angesehene Astronomen den Reflectoren entgegen- bringen, scheint mehr aus einer principiellen Vorein- genommenheit hervorzu- gehen als aus praktischen Erfahrungen. Objectiv ur- theilende Fachleute (z. B. v. Konkoly) betonen nach- drücklichst, dass man be- züglich der angezweifelten Leistungsfähigkeit der Spie- gelteleskope diesen ent- schieden Unrecht zufüge. Lichtschwache Kometen sind wiederholt in mässig grossen Instrumenten (um 10 Zoll Spiegeldurchmesser herum) erfolgreich beob- achtet worden, was bezüg- lich der Refractoren nur solchen von grösseren Di- mensionen in gleich befrie- digendem Masse gelang. Wenn schon ein Uebelstand hervorzuheben wäre, möchte es die unvollkommene Mon- tirung sein, welche man früher den Reflectoren zu- kommen liess, wobei von dem verwerflichen Grund- sätze ausgegangen wurde, dass der relativ niedrige Preis der Spiegel nicht durch kostspielige mecha- nische Einrichtungen com- pensirt werden dürfe. Dem entgegen muss anerkannt werden, dass bei den modernen Reflectoren