Orientirung am Sternhimmel. 95 Fig. 216. Grosses Brachyteleskop. I complicirter Einrichtungen zu bedienen, angesichts der That- sache, dass der einfachste und constanteste Motor jederzeit derjenige sei und bleibe, welcher durch die Schwerkraft reprä- sentirt wird. Wir haben nun noch einige Mittheilungen bezüglich des Raumes zu machen, in welchem die Refractoren — und die Aequatoreale überhaupt -— aufgestellt werden. Insoweit es sich nicht um transportable Instrumente handelt, erfordert die Aufstellung parallaktisch montirter Fernrohre besondere Ein- richtungen, welche durch das Constructionsprincip der letzteren, die freie Beweglichkeit nach allen Himmelsrichtungen, bedingt ist. Das Ideal einer solchen Aufstellung wäre diejenige, welche das Instrument ganz ins Freie stellt, ohne einengende Wände und Eindachungen, was ja mehrfach bei Spiegelteleskopen der ball ist, da hierdurch der Beobachtung die grösste Freiheit in der räumlichen Bewegung des Instrumentes gewahrt bleibt und überdies der störende Temperaturunterschied zwischen der äusseren Luft und derjenigen in einem geschlossenen Beobachtungs- raume aufgehoben ist. Die Aufstellung im Freien ist selbstver- ständlich nicht so aufzufassen, dass so kostbare Instrumente, wie es die Aequatoreale sind, allen Witterungseinflüssen ausgesetzt Fig. 217. Secretah’s Positionsmikrometer. ■ (B= E-I Z-j Tä E liiiiinii' astrophysikalischer Arbeiten, zu welchen die erwähnten Hilfs- apparate dienen, haben die Triebwerke eine wesentliche Ver- stärkung gegen früher erfahren. Desgleichen haben in diesem Sinne die mächtigen Constructionen der Neuzeit eingewirkt, da es sich hier um die Bewegung von Massen handelt, welche früher unbekannt waren. Um nun die zur Verfügung stehende Kraft bald in grösserem, bald in geringerem Masse auszunützen, erhalten die Uhr- werke sogenannte Regulatoren von mannigfaltiger, mitunter höchst sinn- reicher Construction, deren Zweck darin liegt, einen gewissen Ueberschuss von Kraft zu reserviren, um ihn ge- gebenen Falles in Wirksamkeit treten zu lassen. Selbstverständlich geschieht dies auf automatischem Wege, so dass der Beobachter nicht den geringsten Störungen ausgesetzt ist. Die vor- nehmsten unter diesen Einrichtungen, mit deren Detailconstruction wir uns nicht befassen können, sind: das Watt- sche »Kegelpendel«; der Foucault- sche Regulator mit 2 Windflügeln; der sehr complicirte Villarceau’sche Apparat mit 3 Flügeln; der einfache Pendelregulator von Alvan Clarke; der Merz’sche Apparat, welcher aus einer Combination des alten Fraun- hofer - L i eb h e r r’schen Regulators mit dem Watt’schen Pendel besteht; die Regulatoren von Browning, Rep- sold, Gr ubb,Warner&Swasey u. A. Die Triebwerke, welche mitunter bedeutende Gewichte zu bewegen haben, werden bei den grossen In- strumenten der Neuzeit vielfach durch Wasserkraft oder elektromotorische Kraft in Bewegung gesetzt, wenngleich namhafte Astronomen der Ansicht sind, dass es überflüssig erscheine, sich so Fig. 218. Fraunhofer’sches Heliometer. würden; es werden vielmehr entsprechende Einrichtungen in Form von Schutzhütten, Schuppen u. s. w. getroffen, welche mittelst Rädern auf Schienen laufen, wodurch es ermöglicht wird, das Instrument bei Gebrauchnahme freizulegen, beziehungs- weise bei Nichtgebrauch mit einer schützenden Hülle zu umgeben. Bei Refractoren, welche ihrer Verwendungsart wegen eine unbe- schränkte Aussicht beanspruchen und demgemäss in der Regel den höchst- gelegenen Theil der Sternwarte ein- nehmen, ist vorstehende Anordnung unmöglich. Der Beobachtungsraum wird in diesem Falle entweder mit verticalen Wänden und einem Kegel- dache versehen, in welch letzterem sich die zu öffnenden Klappen be- finden, oder der Raum wird von einer auf einem runden Mauerkranz auf- ruhenden Kuppel überwölbt, oder es tritt an Stelle der Rundmauer eine durch Fenster durchbrochene flach- gedeckte Trommel mit den nothwen- digen Klappen und Ausschnitten für das Fernrohr. Alle diese Typen finden Anwendung, wobei die Dimensionen der betreffenden Sternwarten durchaus nicht massgebend sind. Man findet kleine Observatorien mit Kuppeln, dagegen grosse mit Kegeldächern oder Trommeln, und umgekehrt. Allen Typen aber ist gemeinsam, dass sich die Eindachung oder Einwölbung, beziehungsweise die verticale Rund- wand, um die Verticalachse des Beob- achtungsraumes drehen lässt, um den Ausschnitt oder Spalt jederzeit in jener Himmelsrichtung bewegen zu können, in welcher die jeweilige Beobachtung angestellt werden soll. Die drehende- Bewegung wird in der Art bewerk- stelligt, dass auf dem Mauerkranze rings