Beobachtende Astronomie. QQ hinr Fig. 202. Earl of Rosse’s Riesen-Spiegelteleskop. I Basis io/1? englische Fuss, am oberen Ende 4 X 8 Fuss. Auf der von einem Geländer umgebenen Plattform, zu der man auf einer eisernen Wendeltreppe emporsteigt, ist der 4 Tons schwere Kopf, der die Stundenachse trägt, aufmontirt. Die Lagerung dieser Achse ist, wie ein vergleichender Blick auf die Abbildung, sowie auf jene des Pulkowaer Refractors sofort erkennen lässt, von derjenigen des letzteren verschieden. Der Stundenkreis und die kreisförmige Handhabe sind hier in der Mitte der Achse angebracht, wozu die beiden Achsenlager einen hufeisenförmig eingebogenen Raum freilassen. Die Stundenachse ladet nur um Geringes aus, so dass die Declinationsachse mit ihrer Büchse fast hart an das nördliche Achsenlager der erstgenannten Achse herantritt. Der Declinationskreis befindet sich am unteren Ende seiner Achse. Die Stundenachse (mit Büchse) ist aus Stahl, 10 Fuss lang, hat 12 Zoll im Durchmesser und wiegt nicht ganz 11/2 Tons, während die gleichfalls aus Stahl erzeugte Declinationsachse zwar gleich- falls 10 Fuss lang, indess (mit der Büchse) nur 10 Zoll Durch- messer hat; ihr Gewicht ist ungefähr um 200 Kilogramm ge- ringer. Das Fernrohr, von bestem Stahl aus einer grossen Zahl ■ Fig. 203. Lassel’s Spiegelteleskop. von einzelnen Trommeln zusammengebolzt, hat eine Länge von 57 Fuss, in der Mitte 4 Fuss Durchmesser, von wo sich das Rohr nach beiden Enden konisch verjüngt, wodurch der Durch- messer an diesen auf je 38 Zoll herabsinkt. Das Gewicht des Rohres mit allem Zubehör beträgt 5 Tons, jenes des Objectives einschliesslich der Fassung 532 englische Pfund. In welcher Weise der optische Theil des Instrumentes für photographische Zwecke eingerichtet ist, wurde bereits früher mitgetheilt (vgl. Seite 35). Der Vereinigungspunkt der beiden Achsen liegt 37 Fuss über dem Podium des Beobachtungsraumes, der, beiläufig be- merkt, durch hydraulische Pressen um 16 Fuss gehoben werden kann, wodurch die hohen Fahrstühle überflüssig werden. Die Abbildung, auf welcher der Oculartheil des Rohres dargestellt selbstverständlich, dass mit der Steigerung der Dimen- sionen, wie sie an den erwähnten amerikanischen In- strumenten in wahrhaft überwältigender Wirkung zum Ausdrucke kommen, sowohl an die Montirung, sowie an die Kleinmechanik Anforderungen gestellt werden, welche ein hohes Mass von Intelligenz und technischem Können zur Voraussetzung haben. Die amerikanischen Meister, deren Genie es ge- lungen ist, Schwierigkeiten zu überwinden, welche man noch vor kaum einem Jahrzehnt für unbesiegbar gehalten haben würde, sind Warner und Swasey in Cleveland (Ohio). Ihr erster grosser Wurf war der gigantische 3Özöllige Refractor des Lick-Observatoriums, von dessen Leistungen wir schon Einiges in dem Abschnitte über Himmelsphotographie vernommen haben. Von diesem Wunderwerk der Präcisionsmechanik eine ein- gehende Beschreibung — gleich der vorangegangenen — zu liefern, würde zu weit führen. Im Uebrigen vermitteln die mitfolgenden schönen Reproductionen nach Photo- graphien in vorzüglicher Weise eine zutreffende Vor- stellung von der Gesammterscheinung des mächtigen Instrumentes, sowie von den constructiven Elementen, welch letzteres von den beiden Detailbildern, vornehmlich von der klaren Darstellung des Ocularkopfes gilt. (Vgl. die Figuren 186 und 187, sodann die Figur 15, Seite 7.) Der ßözöllige Lick-Refractor war noch bis vor wenigen Jahren der grösste seiner Art; seitdem ist er von dem 4ozölligen Refractor des Yerkes-Observatoriums überholt worden. Bei dem erstgenannten Instrumente ist ein mächtiger gusseiserner Thurm von 20 Tons Gewicht, der sich vom Kopf des isolirten Pfeilers in vier Ab- theilungen auf baut, der Träger der ganzen Construction. Die Dimensionen des Thurmes (oder der Säule) sind an der ( I ■ - •- I ii» lirir \ Fig. 204. Spiegelteleskop des Pariser National-Observatoriums.