Orientirung am Sternenhimmel. 89 der langen Mikroskope für Declinationsablesun- gen angebrachte Spiegel und von dort auf die Theilungsfläche des Declinationskreises geworfen. Ein anderer ebenfalls im Beleuchtungsrohre befindlicher elliptischer Spiegelring (21") von etwas grösserer Dimension erhält wegen des davor stehenden kleineren (21) nur einen schmalen Lichtring, den er hinter die Glastheilscheibe des elektrischen Zifferblattes wirft. Das Spectroskop bekommt das Licht für die Beleuchtung der Fäden seines Mikrometers durch einen zwischen den beiden erwähnten Spiegeln stehenden dritten Spiegel (22), von welchem es durch weitere zwei Spiegelungen am Spectroskop seitlich zu den Fäden desselben gelangt. Endlich wird noch ein Theil des für die Feldbeleuchtung bestimmten Lichtbüschels zur Beleuchtung der Auszugstheile (Scala zur Focussirung) benützt. Vor der Lampe ist ein Drehschirm (23) mit farbigen Gläsern angebracht, um die Farbe der Feld- oder Faden- beleuchtung zu ändern. Zur Verbin- dung des elektrischen Zifferblattes mit einer Pendeluhr sind — um hängende Drähte am Instrumente zu vermeiden —- zwei Drähte durch die Bohrungen beider Achsen geführt. Dieselben gehen im Innern der Säule bis zur Höhe des unteren Endes der Stundenachse hin- auf, werden durch zwei Schleifcon- tacte in die Achse geführt, verlassen sie am oberen Ende und gehen an der Declinationsbüchse entlang zum dün- nen Ende der Declinationsachse. Ein doppelter Schleifcontact führt hier in die Achse, von wo wiederum un- unterbrochene Drähte zum Zifferblatt hinuntergehen. Durch eine einfache Umschaltung können dieselben Drähte mit einem Contactschlüssel für chrono- graphische Registrirung verbunden werden. Bei einem parallaktischen Instrument von solchen Dimensionen, wie es das von Pul- kowa ist, sind viele Theile schwer zu er- reichen; es müsste demnach für möglichsten Schutz der empfindlicheren Theile Sorge ge- tragen werden. Als solcher ist sehr wirksam eine grosse Glasplatte, welche in zwei Theilen auf einem an der Declinationsbüchse be- festigten Eisenring mit breitem cylindrischen Blechbande ruht. Sie überdeckt den Uhrkreis und alle darunter gelegenen Theile, besonders den oberen Stundenkreis, dessen Theilung nach oben liegt. Der Gang ohne Ende des Uhrkreises, welcher der Schraube wegen von dem Blechband nicht mit umschlossen werden kann, ist durch ein besonderes schmales Band geschützt, welches in einer Nuth des Umfanges gleitet. Zum Schutze des Decli- nationskreises ist dieser von einem Eisenreif mit dünner Blechplatte umgeben; der Reif berührt fast den Kreis und hat nur gegen- über dem Mikroskop Durch- brechungen mit umschlies- senden Kappen. Ring und Blechplatte bestehen aus zwei Hälften, welche bei gelegentlicher Reinigung der Theilung leicht zurück- geschlagen werden können. Was die übrigen Kreise be- trifft, so bedarf der untere Stundenkreis eines Schutzes nicht, weil die Theilfläche nach unten umgekehrt liegt, und der kleine De- clinations - Einstellungskreis ist mit der Achse durch einen Deckel auf dem Mit- teltheil der Declinations- büchse völlig verdeckt. Es mussten auch besondere Vorkehrungen getroffen werden, um die Hauptachsenlager jederzeit leicht untersuchen und ölen zu können. Für die Stundenachse lässt sich leicht durch eine auf der Bühne aufgestellte und der Fig. 199. Das Gregory’sche Spiegel- teleskop. a Sucher, b Ocular. Fig. 200. W. Herschel’s Riesenteleskop zu Flough. (1789—1840.) Fig. 201. J. H. Schröder’s Spiegelteleskop zu Lilienthal bei Bremen (1793). Länge nach über die Stun- denachsenbüchse reichende Leiter bewerkstelligen, von wo aus man sowohl die beiden Achsenlager, als auch die Boh- rung des Uhrkreises von innen erreichen kann. Für die üb- rigen Theile ist eine leichte Leiter an der Säule angebracht; sie ist durch ein Charnier mit dem einen Ende eines Brettes verbunden, dessen anderes Ende mit zwei Zapfen am Säulen- kopf gehalten wird. Für gewöhnlich hängen Brett und Leiter an der Säule herab, um der Bewegung des Instrumentes nicht hinderlich zu sein. Will man aber zu den oberen Theilen gelangen, so schiebt man die Leiter hinauf, bis sie einen Vorsprung an der Säule erreicht hat und so das Brett in horizontaler Lage hält. Man kann alsdann durch eine Klappöffnung in dem Brett von der Leiter auf dieses selbst steigen und erreicht von hier aus die beiden Lager der De- clinationsachse, die Schraube des Uhrkreises und die Lager der grossen Gegengewichtsrolle unter der Stundenachse, welche übrigens mit sogenannten »Selbstölern« versehen sind. Die Durchbrechungen der grossen Achsenlager, durch welche man zu den Zapfen gelangt, sind mit dicken Filz- platten (in Leinen) ausgefüllt, um das Herablaufen des Oeles möglichst zu verhüten; sie sind ausserdem mit Staubblechen verschlossen. Nach O. Struve’s Urtheil ist die Montirung dieses mächtigen Sehwerkzeuges aus Meister Repsold’s Hand »über alles Lob« erhaben; sie hat sich gleich gut im Sommer als im Winter, selbst bei strengster Kälte, bewährt. Der einzige Uebel- stand, dessen zu erwähnen wäre, ist die zu geringe Widerstandsfähigkeit des Rohres gegen äussere Einflüsse, vornehmlich gegen Luftzug. Bei geringfügigem Anlass kann das Rohr ins Schwanken gerathen und man muss deshalb bei Mikrometermessungen stets sorgsam darauf bedacht sein, durch Schliessen der Seiten- klappen oder geeignete Stellung der am Dach befindlichen Schieber keinen Wind an das Rohr gelangen zu lassen. O. Struve hält es für fraglich, ob diesem Uebelstande, der haupt- sächlich der grossen Länge des Rohres zur Last fällt, durch Versteifung desselben in wirksamer Weise hätte abgeholfen werden können. Die grossen Dimensionen des Instru- mentes und des Thurmes machen es ferner nothwendig, dass für gewöhnlich äusser dem Beobachter noch zwei Leute bei den Beob- achtungen beschäftigt sind: ein Gehilfe zum Notiren der Beobachtungen und zur Beihilfe beim Einstellen des Instrumentes und ein Ar- beiter zum Einrichten des Beobachtungsstuhles (auf den wir weiter unten zurückkommen), sowie für die Manipulationen zur Bewegung des Thurmes, Oeffnen und Schliessen der Seitenklappen und Schieber u. s. w. Ersterer hat während der Beobachtungen in der Regel seinen Sitz auf einer neben der Säule befind- lichen Plattform, von welcher aus er Stunden- und Declinationskreis ablesen und die Ein- stellung mittelst kreisförmiger Handhaben leicht besorgen kann. Trotz der bequemen Einrich- tung der Fahrtreppe, beziehungsweise des Fahrstuhles und ungeachtet der vorzüglichen Vorkehrungen zu den Ablesungen am Mikrometerapparat und an den Einstellkreisen, erfordern die Beobachtungen gleichwohl nicht unbedeu- tende körperliche Anstrengung, der beträchtlichen Entfernungen wegen, welche die einzelnen Constructionstheile am Ocularkopf haben, und bei einem so mächtigen Instrumente nothwendigerweise haben müssen. Wir glauben, durch das vorstehend Mitgetheilte demLeser alles Nothwendige an die Hand gegeben zu haben, um sich eine ausreichende Vorstel- lung von der Anlage solch grosser Refrac- toren in ihrer Ge- sammtheit, sowie im Einzelnen machen zu können. Nun sind allerdings die Abmes- sungen des Pulkowaer 30-Zöllers durch die amerikanischen Rie- senfernrohre der Neu- zeit übertroffen wor- den. Der Ingeniosität, welche an Repsold’s Werkezum Ausdrucke kommt, thut dies ge- wiss keinen Eintrag. Es erscheint jedoch als 23