84 Beobachtende Astronomie. Fig. 188. Sucherkreise am i2zölligen Aequatoreal des Naval Observatory. Constructeur: G. N. Sägemüller, Washington. fortsetzen, da anderenfalls das Fernrohr an den Pfeiler anstossen würde. Die Umlegeoperation hätte nicht viel auf sich, wenn nicht bei gewissen Beobachtungen eine ganze Reihe von Hilfs- mitteln — Beleuchtungsapparat, elektrische Leitungen u. s. w. ■— die an das Fernrohr angehängt sind, vor dem Umlegen los- gemacht und alsdann wieder befestigt werden müssten. Die Engländer und Amerikaner helfen sich behufs Beseitigung dieses Uebelstandes auf verschiedene Weise. Beachtenswerth ist, wie Grubb (Dublin) seine Montirung bewerkstelligt. Zur Veran- schaulichung derselben verweisen wir auf die Abbildung des grossen Refractors der k. k. Universitäts-Sternwarte in Wien (Fig. 182). Hier liegt die schiefe Ebene am Kopfe des Pfeilers nicht wie sonst in der Richtung der Weltachse, sondern in der 12 i VA ksSb. Fig. 189. Sägemüller’s Sucherkreise. Ebene des Aequators. Auf der schiefen Ebene ist ein kräftiger, seitlich ausgiebig unterstützter Conus aufgebolzt, der die Stunden- achse aufnimmt, und senkrecht darauf endlich ist die Declinations- achse angebracht, welche — wie man sieht — in Folge dieser Anordnung sich in ziemlicher Entfernung von dem Kopfende des Pfeilers befindet. Zu den älteren Constructionen zählt das in Figur 178 ab- gebildete Aequatoreal von 12 Zoll Objectivöffnung der Pariser Sternwarte, welches noch vier Kreise, zwei mit grober, zwei mit feiner Theilung aufweist. Als wesentlicher Fortschritt gegen- über den diesem Instrumente vorangegangenen Typen ist die Einrichtung anzusehen, welche die Feineinstellung in Declination, sowie das Ablesen des Einstellungskreises in derselben Coor- dinate mit Schlüsseln (Zughandhaben) und langer Loupe vom Ocularende aus gestattet. Der Stundenkreis befindet sich am oberen Ende der Polarachse, der Einstellkreis am unteren Ende; letzterer wird durch zwei lange, in der Ebene der Stundenachse liegende Mikroskope — wie aus der Abbildung ersichtlich — abgelesen. Der kurze, kräftige Pfeiler ist durchbrochen con- struirt und dient sein Inneres zur Aufnahme des Triebwerkes, eine Einrichtung, die heute, wo es nur immer angeht, schon aus reinen Zweckmässigkeitsgründen als die Regel gilt. Die Reihe der modernen grossen Refractoren eröffnete das aus den Werkstätten von Warner & Swasey zu Cleveland (Ohio) hervorgegangene Instrument des Naval Observatory zu Washington. Wie bereits mitgetheilt, hat dasselbe eine Objectivöffnung von 26 Zoll und eine Brennweite von 30’5 Fuss (10 Meter). Das ganz aus Stahlplatten zusammengenietete Fern- rohr ist 11 Meter lang. Der Preis dieses Instrumentes mit seinen Nebenapparaten stellte sich auf 46.000 Dollars oder fast 200.000 Mark. (Siehe Fig. 180.) Diesem Riesenfernrohre gegenüber trat wenige Jahre später ein Rivale auf — der grosse 27zöllige Refractor der Wiener Sternwarte, dessen optischen Theil — wie denjenigen aller grossen Refractoren aus neuester Zeit — Alvan Clark & Sons geliefert hatte, während der mechanische Theil der Werkstätte Sir Howard Grubb’s in Dublin zufiel. Aus der Figur 182 ist Fig. 190. Das 2ozöllige Aequatoreal der Manilla-Sternwarte (Philippinen) mit Sägemiiller’schen Sucherkreisen.