Orientirung am Sternhimmel. zeug der Welt behauptete. Die Gesammtanordnung dieses In- i strumentes nähert sich bereits auffällig derjenigen bei den mo- dernen Constructionen. Auf dem übermässig stark dimensionirten Steinpfeiler baut sich das Rohr mit seinem Achsensystem sichtlich frei und leicht auf. Das Fernrohr ist aus Holz und bedurfte angesichts seiner Länge (6-8 Meter Brennweite) ent- sprechende Vorkehrungen, um das Durchbiegen zu verhüten, nämlich zweier langer Holzstangen, welche in der Mitte in einer cardanischen Suspension (innerhalb viereckiger Holzkästen) auf- gehängt, am oberen Ende in Messingringen befestigt sind. Auf der Ocularseite tragen diese Stangen schwere, mit Blei aus- gefüllte Messingkugeln. Die näheren Details der Construction übergehen wir. Nachdem durch Fraunhofer die Grundlagen für die Con- struction grosser Refractoren gegeben waren, folgten praktische Verbesserungen sozusagen von einem Instrumente zum anderen, sischen und amerikanischen Mechanikern gebaut werden. Sie sind entweder ohne Uhrwerk oder mit einem solchen; in ersterem Falle geht die Objectivöffnung bis auf 2y/2 Zoll herunter — und nie über 6 Zoll hinauf — und genügt als Stativ ein hölzerner Dreifuss. Der Preis eines solchen Instrumentes bewegt sich je nach der Objectivöffnung, beziehungsweise nach den dem ersteren beigegebenen Hilfsmitteln, zwischen 9 und 70 Pfund Sterling. Instrumente mit Triebwerken erfordern eine eiserne Säule, und geht man bei diesen Typen in der Regel nicht unter 4 Zoll Objectivöffnung herab. Der Preis bewegt sich zwischen 50 und 100 Pfund Sterling. Eine weitere Abbildung (Fig. 181) führt ein grösseres Aequatoreal deutscher Construction — einen 14-Zöller aus der Werkstätte von K. Bamberg zu Berlin-Friedenau — vor, im Preise von 9500 Mark. Die Zeichnung ist vornehmlich deshalb instructiv, weil sie das Instrument im Durchschnitte zeigt, womit Fig. 187. Das Innere des Refractorthurmes des Lick-Observatoriums mit gehobenem Podium. (Photographie von J. R. Ziel, San Francisco.) wobei es dem mechanischen Geschicke der betreffenden Con- structeure anheimfiel, mit den wachsenden Anforderungen die technischen Hilfsmittel der Neuzeit in Einklang zu bringen. Wir haben gesehen, in welcher Weise von Optikern und Me- chanikern den Wünschen und Bedürfnissen der Astronomen, welche nach Herstellung immer vollkommenerer Sehwerkzeuge drängten, Rechnung getragen worden ist. Immerhin sind diese Fälle, Dank der bedeutenden Kosten, welche die ganz grossen Instrumente beanspruchen, vereinzelt. Der Bedarf an kleineren Instrumenten ist insbesondere in unserer Zeit, in der sich viele begüterte Freunde der Himmelskunde deren praktischen Rich- tung zuwenden, ein ganz ansehnlicher geworden. Eine Anzahl Firmen befasst sich fast nur mit der Herstellung solch kleiner, sehr exact gearbeiteter und dementsprechend leistungsfähiger Refractoren. Ja, bei sehr bescheidenen Mitteln und in geschickte Hände gelegt, wird selbst ein nicht parallaktisch montirter Tubus von einer Objectivöffnung, welche allerdings nicht unter 3 Zoll heruntergehen sollte, vorzügliche Dienste leisten. Die Figuren 176 und 177 geben gute Proben solcher Instrumente, wie sie in un- gefähr gleicher Anordnung von deutschen, englischen, franzö- dem Uneingeweihten die wünschenswerthe Orientirung über alle Theile von innen und aussen geboten wird. Einer besonderen Erläuterung bedarf die Darstellung wohl kaum. Die Anordnung des Triebwerkes ausserhalb der Säule erscheint hier durch die schlanken Dimensionen der letzteren, sowie durch den Umstand, dass das Instrument als transportables gebaut ist, gehoben. Be- merkenswerth vor Allem aber ist die Art der Aufstellung be- züglich der Lage des Fernrohres zu dem Achsensystem. Man nennt sie die »deutsche Aufstellung« (Fig. 179), und sie charakterisirt sich darin, dass das Fernrohr ausserhalb der Mittel- linie der Stundenachse angebracht und durch ein entsprechendes Gegengewicht ausbalancirt ist. Typisch für diese Montirung ist, dass der Mittelpunkt der Bewegung des Instrumentes, das ist der Punkt, in welchem sich die beiden Achsen schneiden, fast über der Mitte des Pfeilers zu liegen kommt. Der Vortheil dieser Anordnung beruht lediglich darauf, dass der Mittelpunkt der Bewegung mit dem Schwerpunkt des Instrumentes zusammen- fällt. Dagegen ist als Nachtheil hervorzuheben, dass man das Fernrohr in der Nähe des Meridians umlegen muss, will man die vor dem Durchgänge gemachte Beobachtung nach demselben