Orientirung am Sternhimmel. 79 so kann derselbe durch Verstellen der Fadenplatten entweder beseitigt oder doch auf ein Minimum reducirt werden. Die schönsten und zweckmässigsten neuen Meridiankreise stammen aus der deutschen Werkstätte von A. Repsold & Söhne zu Hamburg, Troughton & Sims (England), Gautier (Paris) und einigen amerikanischen Firmen, von welchen War- ner & Swasey und G. N. Sägemüller besonders zu nennen sind. Das Seite 71 abgebildete Instrument Repsold's (big. 166), welches sich auf der Strassburger Stern- wartebefindet, zeigt die Anordnung, wel- che die genannte Firma ihren Meri- diankreisen giebt. Sie fällt vornehm- lich bezüglich der Achsenlager auf, deren freie und luf- tige Anlage in vor- theilhaftesterW eise zu der schwerfälli- gen Construction der eingangs be- sprochenen Instru- mente zu Greenwich und Paris contra- stirt. Die Objectiv- öffnung beim Strass- burger Meridional beträgt 16 Centi- meter (6 Zoll), die Brennweite rg Me- ter. Rohrund Achse sind aus Kanonen- metall hergestellt, welchen Materiales sich die Repsold's ausschliesslich bei ihren Instrumenten bedienen. Die Thei- lung der Kreise ist eine ausserordent- lich präcise. Ihr Durchmesser be- trägt nur 0’7 Me- ter. Die Beleuch- tung erfolgt mittelst zweier Eam pen, wel- che 11/? Meter von den Enden der Ach- senzapfen abstehen. Gleich denPas- sageninstrumenten lassen sich auch die Meridiankreise als »tragbar« einrich- ten , in welchem Falle sie selbstver- ständlich von be- scheidenen Abmes- sungen sind. Die Abbildung auf Seite 71, Fig. 167 veranschaulicht ein solches Instrument aus der Werkstätte KT IM w> Fig. 183. Der 3ozöllige Refractor der Nicolai-Hauptsternwarte zu Pulkowa. G. N. Sägemüller in Washington. Die Gesammtordnung ist ungefähr dieselbe, wie bei feststehenden Meridiankreisen. Das abgebildete Instru- ment ist ein Vierzöller, die Ständer sind aus Gusseisen, das Rohr und die Armatur aus Stahl; die die Achsen entlastenden Gegen- gewichte befinden sich im Innern der hohlen Ständer. Die An- ordnung des Niveaus, der Kreise und des übrigen Zubehörs sind aus der Zeichnung leicht ersichtlich. Conform den Passagen- instrumenten mit gebrochenem Fernrohr werden auch Meridian- kreise nach diesem Principe gebaut. Bezüglich der Vortheile, die ihnen zukommen, gilt dasselbe, was über die fraglichen Durchgangsinstrumente mitgetheilt wurde. Als Beispiel eines solchen Meridionals diene das auf Seite 72 abgebildete von Karl Bamberg in Berlin-Friedenau (Fig. 169). Wir wissen von früher her, dass das Passageninstrument auf der Beobachtungsmethode fusst, mittelst des Fernrohres, ohne Anwendung von getheilten Kreisen, am Himmelsgewölbe Winkelmessungen vorzunehmen, welche lediglich aus den Unter- schieden der Durchgangszeiten eines Himmelsobjectes sich er- gebenden Drehungswinkel der Erdrotation sich ergeben. Da aber der Nutzen, den Durchgangsbeob- achtungen auch durch alle anderen Vertical ebenen er- geben, sich immer überzeugender her- ausstellte, so verfiel man auf die Con- struction der von uns bereits bespro- chenen »Passagen- instrumente im er- sten Vertical«. Es mag nachgetragen werden, dass die Verwendung eines solchen Instrumen- tes schon von 01 a u s Römer vorgeschla- gen, dann von Hor- rebow empfohlen wurde, in der Folge aber wieder in Ver- gessenheit gerieth. Etwa 100 Jahre später regte B e s s e 1 die Idee, Polhöhe- bestimmungen mit- telst eines Durch- gangsinstrumentes im ersten Vertical zu bestimmen, aber- mals an, und wurde dieser Construction, und zwar sowohl in fester Aufstellung in grossen Stern- warten als auch in tragbarer Form zu Polhöhebestimmun- gen auf astrono- misch-geodätischen Stationen ein her- vorragender Rang gesichert. Insbeson- dere war es W. S t r u v e in Pulkowa, der sein Augenmerk ganz besonders die- sem Instrumente zu- wandte. Wie erwähnt, geben aber auch Durchgangsbeob- achtungen durch alle anderen Ver- ticalebenen Gele- genheit zu sehr sch ätzens werthen Winkelmessungen am Himmel. Das dieser Aufgabe dienende Instrument ist dem Constructionsprincipe des Theodoliten entlehnt, welch letzterer bekanntlich überall dort seine An- wendung findet, wo es sich darum handelt, verticale und azimuthale Winkel, vornehmlich aber beide zugleich zu messen. Von dem Höhenkreis unterscheidet sich der Theodolit haupt- sächlich dadurch, dass bei ersterem der verticale Kreis, bei letzterem aber der Horizontalkreis der wichtigere, daher auch der grössere und mit grösster Präcision ausgeführte ist. Die dem Theodoliten entwachsene, ihm eng verwandte Construction nun ist das sogenannte Universalinstrument,