Beobachtende Astronomie. Objectiv in das Ocular gelangen zu lassen. An diesem selbst ist der Einstellungskreis angebracht. 2. Der Meridiankreis. Das Passageninstrument wird, wie wir gesehen haben, sowohl im Meridian als im ersten Vertical verwendet und dient lediglich für Zeitbestimmungen. Der ihm verwandte Meridian- kreis findet, wie schon sein Name andeutet, ausschliesslich im Meridian seine Aufstellung. Was ihn aber im Principe ganz wesentlich vom Passageninstrument unterscheidet, ist eine Ein- richtung des Meridiankreises, welche es gestattet, die Sterne nicht nur in Rectascension, sondern auch in Declination, d. i. die Lage der beobach- teten Sterne in Be- zug auf den Aequa- tor oder den Him- melspol festzustel- len. Zu diesem Zwecke sind au der Achse des Roh- res, welches demje- nigen des Passagen- instrumentes völlig gleicht, ein oder zwei Kreise mit feinen Theilungen angebracht, deren Durchmesserjenach der Grösse des In- strumentes zwischen einem halben und einem ganzen Me- ter und darüber schwanken. Von den beiden Kreisen, welche ineinander gelagert sind und genau in der Ebene des Meridians ste- hen , sitzt der grössere fest an der Achse und ist mit der Theilung verse- hen, während der kleinere sich in er- sterem dreht und vier Nonien trägt und durch eine cir- culare Feder an den äusseren Kreis mässig stark ange- drückt wird. Unter der Achse befindet sich an diesem Kreise ein Ansatz, welcher durch eine Klemme angezogen und mit einer fei- nen, am Pfeiler be- festigten Schraube verstellt werden kann. Oberhalb der 1 V \ 1 \ 1 Fig. 180. Der 26zöllige Refractor des Naval Observatory zu Washington. Constructeure: Warner & Swasey, Cleveland. Achse ist an dem Kreise ein Querniveau (Libelle) angebracht, welches die genaue Einstellung des Nullpunktes der Nonien durch Bewegung der vorerwähnten Schraube ermöglicht. Das bemerkenswertheste Detail am Meridiankreis sind sonach, wie der Leser ohne weiteres entnimmt, die Kreise, durch welche, im Vergleiche mit dem Passageninstrument zu den constructiven Elementen des letzteren, ein weiterer, und zwar der wichtigste, hinzukommt. Die Kreise sind entweder von Rothguss oder Messing mit eingelegten Silberstreifen, welche die Theilungen tragen. Ausnahmsweise kommt für die Streifen auch Gold, Platin oder Palladium zur Verwendung. Eine voll- kommen exacte Theilung der Kreise ist eine der schwierigsten mechanischen Operationen, die es giebt. Die Theilung kann entweder unmittelbar auf dem Kreise bewirkt werden, oder sie erfolgt durch Uebertragung. Für die erstere Operation wurden und werden besondere Apparate verwendet, welche ebenso sinnreich als complicirt sind und auf deren Behandlung im Einzelnen wir hier nicht eingehen können. Besonders hervor- zuheben sind die Theilmaschinen von Troughton, Reichen- bach, Secretan und Sägemüller, von welchen die beiden letztgenannten hier in Abbildungen vorgeführt sind (big. 162 und 163). Um dem Eeser eine beiläufige Vorstellung von der Ein- richtung einer solchen Theilmaschine und den mit ihr zu bewerk- stelligenden Operationen zu vermitteln, sei an dieser Stelle diejenige Secretan's eingehender beschrieben. (Vgl. N. v. K.on- koly, »Praktische Anleitung zur Anstellung astronomischer Beobachtungen etc.«, S. 192 u. ff.). . . Secretan nahm bei seinen berühmt gewordenen Theilmaschinen drei Operationen vor: erstensbewerk- stelligte er eine Theilung des Krei- ses mit thunlichster Genauigkeit; zwei- tens schnitt er auf einen solcher Art getheilten Kreis ei- nenSchraubengang, welcher die Thei- lung repräsentirte; drittens endlich theilte er mit Hilfe dieser Schraube ei- nen zweiten Kreis, welchen er mit dem ersten verglich. Zu diesen Operationen wurden zwei gleiche Kreise von 1-15 Me- ter Durchmesser hergestellt und auf einem massiven gusseisernen Fusse befestigt, welcher unten in drei auf Stellschrauben auf Metallscheiben ru- hende Arme en- digte. Das Ganze ruhte auf einem vom Fussboden iso- lirten Steinpfeiler. Die Entfernung der beiden Kreise von einander betrug 8 Centimeter. Der untere Kreis war fest und diente zum Tragen der Hilfs- vorrichtungen; der obere Kreis war um eine beiden Kreisen gemeinsame Achse beweglich und trug am Rande seiner oberen Fläche einen in eine Nuth einge- legten Silberstrei- fen, welcher zur Auf- nähme der Theilung bestimmt war. Der an der unteren Kreis- fläche befestigte Messingring sollte an seiner Kante den Schrauben- gang aufnehmen. Die beiden Kreise liessen sich durch Klemmen in festen Zusammenhang bringen, und zwar in dem Masse, dass sich der obere Kreis auf dem unteren mittelst einer feinen Schraube bewegen liess. Die vorzunehmenden Operationen spielen sich nun in folgender Weise ab. Von einem beliebigen Punkte des Limbus des oberen Kreises wird ein radialer Strich gezogen und der Punkt ermittelt, welcher von dem ersteren genau um 1800 ab- steht, zu welchem Ende auf dem festen Kreise ein Einstellungs- mikroskop befestigt wird, und zwar derart, dass ein Faden den ersten Originalstrich, der als Ausgangspunkt zu dienen hat, genau deckt. Weiter wird auf dem oberen Kreise eine um seinen Mittelpunkt drehbare Alhidade, welche an ihrem Ende eine Comparateurnadel aus Aluminium trägt, befestigt. Die Nadel