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Beobachtende Astronomie.

dann genau so viel Abstand vom Meridian zeigen, wie vor der Drehung. Zeigt
also beispielsweise die Uhr vor der Drehung 3 Uhr Nachmittags, so muss sie
nach der Drehung 12 — 3 = 9 Uhr Vormittags zeigen.

Einen grösseren Anspruch auf Genauigkeit beansprucht Dent’s Diplei-
doskop. Dasselbe besteht, wie aus der Figur 153 zu ersehen ist, aus einem
Prisma (a b c, al bl <A), dessen zwei Spiegel-
flächen mit den Amalgamflächen nach
aussen gestellt, die Spiegelflächen also ein-
ander zugekehrt sind, und zwar unter dem
Neigungswinkel von 6o°. Die beiden Dreieck-
seiten des Prismas sind unbelegte Spiegel-
glasplatten. Das Prisma ist auf einem Mes-
singstücke montirt, dessen eine Begrenzungs-
fläche sich in den Sechsuhr-Stundenkreis
stellen lässt, also senkrecht zur Ebene des
Meridians. Bei richtiger Aufstellung des
Apparates fällt sonach die Kante der
beiden Spiegelseiten des Prismas mit der
Weltachse zusammen und wird die Ebene
des Meridians den von diesen Spiegeln ge-
bildeten Winkel halbiren. Es wird dann das
durch doppelte Reflexion von den Spiegeln
entworfene Sonnenbild und das von der
vorderen Glasplatte allein erzeugte in dem
Augenblicke der Culmination der Sonne zu-
sammenfallen.

Das bekannteste unter den hier zu
besprechenden tragbaren instrumentellen
Hilfsmitteln für Zeitbestimmungen ist wohl
der von Newton erfundene Spiegelsex-
tant, welcher vorzugsweise im Gebrauche
der Seefahrer steht. Die einzelnen Theile
dieses Apparates sind zunächst zwei Spiegel
(A in Figur 154 und 155), deren einer
festgelegt ist, während der andere drehbar
ist, wodurch er sich in jeden beliebigen
Winkel zu dem anderen stellen lässt. Um
d.esen Winkel ablesen zu können, ist das
Kreisstück M N mit einer Theilung versehen,
auf welcher der auf dem Ende C des mit
dem Spiegel B fest verbundenen Armes C D
angebrachte Nonius läuft. Als Visirvorrich-

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Fig. 164. Meridiankreis des Pariser National-Observatoriums.

Constructeur: W. Eichen s-S ecre t a n.

tung dient bei einfacheren Constructionen
lediglich eine beim Handgriffe (h) angebrachte Platte, welche durchlocht ist.
Bessere Instrumente dieser Art erhalten an Stelle der Platte ein kleines
Fernrohr. Es ist noch zu bemerken, dass der feststehende Spiegel nur in seiner
unteren Hälfte belegt ist, die obere Hälfte also durchsichtig ist.

Die Hantirung mit diesem Apparate ist die folgende. Man visirt bei senk-
rechter Stellung des Sextanten von A durch
die unbelegte Hälfte des Spiegels l) nach
irgend einem Punkte des Horizontes (H),
dreht alsdann den Spiegel B aus seiner zu
D parallelen Bahn so lange (in der Figur
bis C), bis durch die belegte Hälfte des
Spiegels das Bild der Sonne auf dem Wege
SB DA in das Auge fällt — das in diesem
Falle selbstverständlich durch eine Abdunk-
lung geschützt werden muss. Der Winkel
CBM, um welchen hierbei der Spiegel B
aus seiner zu D parallelen Lage gedreht
wurde, ist dann gleich dem halben Winkel-
abstande der Sonne von dem Horizonte
oder dem halben Winkel HAS, da das
Spiegelbild bei einer Drehung des Spiegels
immer den doppelten Winkel zurücklegt als-
der Spiegel. Der Octant, welcher nur den
achten Iheil eines Vollkreises zur Basis hat,
lunctionirt ganz nach demselben Principe.
Selbstverständlich giebt es auch compli-
cirtere Reflexionsinstrumente, wie beispiels-
weise der englische Sextant von Negretti
und Zambra, der Pistor’sche »Reflexions-
kreis« u. a. m.

Nach dieser Vororientirung
über die Construction und Gebrauchs-
weise einiger der wichtigsten trag-
baren Zeitbestimmungsapparate ge-
hen wir auf unser eigentliches
Thema, die fest aufgestellten Pas-
sageninstrumente über. Den
Typus eines solchen stellt die Fi-
gur 156 dar. Es ist dies die Form,
welche der Pariser Constructeur
Gambey grösseren Instrumenten
dieser Art gegeben hat. In einem
centralen Würfel vereinigen sich

einerseits die beiden konischen Ansatzstücke des Fernrohres AA,
andererseits die gleichfalls konischen Achsenkörper A B. Alle
diese Theile sind an dem Würfel mit Schrauben angebolzt. Die
konischen Achsenstücke endigen in cylindrischen Zapfen, welche
in den. Lagern ruhen. Die Art der Verbindung beider Achsen-
theile ist verschieden, erfordert aber immer ein grosses Mass

Fig. 165. Meridiankreis des Pariser National-Observatoriums.



von Genauigkeit, weil die Achsenlinie bei jeder Bewegung des
Instrumentes unverrückbar in ihrer horizontalen Lage verbleiben
muss. Um einerseits die Zapfen und Achslager zu schonen, an-
dererseits die Hantirungen mit dem Instrumente zu erleichtern,
wird der Achsenkörper durch ent-
sprechende Vorrichtungen (Hebel-
übertragungen mit Gegengewichten
u. s. w.) ausbalancirt.

Soweit das Principielle der
Construction eines Passagen Instru-
mentes. In ihrer Gesammtheit mit
allen Nebeneinrichtungen, sodann
in Bezug auf die Exactheit der
F unctionirung liegen indess die
Dinge durchaus nicht so einfach.
Von grösster Wichtigkeit ist zu-
nächst, wie bereits hervorgehoben,
die exacte Ausführung der Achsen-
zapfen. Während der eigentliche
Achsenkörper in der Regel aus
Messing besteht, werden die Zapfen
aus Stahl hergestellt. Die Achsen
sind fast immer hohl, weniger um
ihr Gewicht zu verringern, als zu
dem Zwecke, um bei nächtlichen
Beobachtungen seitlich Licht in das
Rohr führen zu können. Von grossem
Belange ist, dass die Pfeiler, auf
welchen die Achsen ruhen, kräftig
gebaut und vor jeder Erschütterung
bewahrt werden. Sie sind zu diesem
Ende auf besonderen F undamenten
aufgebaut und ohne alle Verbin-
dung mit dem Fussboden des Be-

obachtungsraumes.

entweder auf der Drehbank abgedreht
oder in der Art wie die Linsen geschliffen. Hierbei ist erforder-
lich, dass beide Zapfen genau gleiche Durchmesser haben, was
sich mittelst der Libelle

Die Zapfen werden

prüfen lässt. Ihre Achsen müssen ferner
in einer geraden Linie liegen. Von
gleicher Wichtigkeit ist die Be-
schaffenheit der Lager, deren ein-
fachste Form wohl die mit halb-
kreisförmigem Querschnitt — ent-
sprechend demjenigen der Zapfen
selbst — doch hat sich ergeben,
dass Lager mit dreieckigem Quer-
schnitte (Winkellager) vortheilhafter
sind, da sie die Zapfen weniger
angreifen, wobei sich noch ein
anderer Vortheil ergiebt. Wie man
weiss, beschreibt ein auf eine
Ellipse aufgesetzter Winkel einen
Kreis um den Mittelpunkt derselben.
Bei längerem (einseitigem) Ge-
brauche ist nicht zu verhindern,
dass der Querschnitt der Zapfen
ein elliptischer wird. In Berück-
sichtigung des vorerwähnten Um-
standes ergiebt sich hierbei, dass
die Achsen der Zapfen, trotz des
scheinbaren Gebrechens der letzte-
ren, stets in gleicher Entfernung
vom Scheitel des winkelförmigen
Lagers verbleiben. Vorrichtungen
zum Horizontalstellen der Achsen,
theils einfache, theils solche von
sinnreicher Construction, vervoll-
ständigen die Mittel zur exacten
Aufstellung des Passageninstru-
mentes.

Gleichwohl liegt es in der
Natur der Sache, dass die jeder
Fehler durch mancherlei Hilfsapparate

Construction anhaftenden

corrigirt oder compensirt werden müssen. Zu diesen Hilfsapparaten
zählt unter anderen die Umlegevorrichtung, welche mancherlei
Constructionen aufweist. Die in Figur 157 abgebildete zeigt eine
Anordnung, mittelst welcher ein einen Umlegebock tragender Roll-
wagen auf Schienen zwischen den beiden Pfeilern an das Instru-