Orientirung am Sternhimmel. 69 jedoch nicht geeignet, die betreffenden Werthe un- mittelbar und mit der nöthigen Schärfe zu ge- ben, vorzugsweise aus dem Grunde, weil diese Instru- mente nur selten oder gar nicht eine vollkommene Ebene ohne Wellen und Biegungen boten, daher sie auch nie als genau in der Ebene des Meridians ste- hend angenommen werden konnten, was doch die erste Voraussetzung sein musste. Das geeignetste In- strument zur Beobachtung des Durchganges der Ge- stirne (und zwar, wie wir weiter unten sehen werden, nicht ausschliesslich im Me- ridian) ist das von dem dä- nischen Astronomen Olaus Römer erfundene Pas- sageninstrument, das seitdem die mannigfachsten Wandlungen in Bezug auf Grösse, Details in der Con- struction und andere Ver- vollkommnungen durchge- E Wil j fei Fig. 162. Kreis-Theilmaschine. Constructeur: Söcretan, Paris. mit je einem Index von Messing (k, l, »j) verschieben lassen. Diese Theilpunkte der Scala sind mit Gradzahlen bezeichnet. Das Tra- pez qq', b b{ trägt ebenfalls zwei Sinustheilungen, und zwar auf den parallelen Seiten; hier sind die Theilstriche mit dem in Zeitmass ausgedrückten Bogen bezeichnet. Die gleichnamigen Theilpunkte der parallelen Seiten sind durch Transversalen verbunden, ausser- dem sind Linien parallel zu q q[ und bb' gezogen. Um aus der erhaltenen Sonnenhöhe die Zeit jenes Augen- blickes zu ermitteln, muss zu- nächst die Mittagshöhe und die Mitternachtstiefe der Sonne für jeden Tag festgestellt werden, was mit Hilfe der geographischen Breite des Beobachtungsortes und der Declination der Sonne ge- schieht. Diese Daten sind leicht zu beschaffen. Es ist dann nördlich des Aequators die Mittagshöhe = 98° — Breite -j- De- clination, Mitternachtstiefe = go“1— Breite — Declination, südlich des Aequators die Mittagshöhe = 90°— Breite — De- clination, Mitternachtstiefe = gon—Breite -{- Declination. macht hat und zu den meist benützten Instrumen- ten der Sternwarten zählt. Wir werden diese Con- structionen sofort kennen lernen, müssen jedoch zuvor darauf hinweisen, dass die Passageninstrumente (und die ihnen im Principe eng verwandten Meridiankreise) keineswegs die ein- zigen Instrumente zu Zeitbestimmungen sind. Äusser den in den Sternwarten fest aufgestellten Instrumenten giebt es auch eine Nun wird der rechte Zei- ger i des Apparates auf jenen Punkt der Schieberscala einge- stellt, welcher der Mittagshöhe ent- spricht, der Zeiger k auf die Mitter- nachtstiefe, der mittlere Zeiger l auf die abgemessene Sonnenhöhe, und der I Schieber derart bewegt, dass die Zeiger k und i genau die Ränder des Trapezes berühren. Verfolgt man die Transversallinie zzx bis zum Rande q q', so liest man daselbst die wahre Zeit der Beobachtung ab. Durch Anwendung der Zeit- gleichung (siehe Seite 52) wird dieselbe in mittlere Zeit verwandelt. Ein anderer recht brauchbarer tragbarer Apparat für Zeitbestimmung ist Anzahl von tragbaren Ap- paraten, von welchen wir die wichtigsten hier be- sprechen wollen. Die einfachste Vorrichtung dieser Art ist wohl das Horo- skop von M. Eble, welches nach dem Principe des Sextanten con- struirt ist und zur Beobachtung der Sonnenhöhe dient. Die Form des Apparates ist aus Figur 150 zu ersehen. Der Bogen a b des- selben wird in verticaler Stellung zwischen zwei Klammern von Messing eingesetzt. Dieselben sind einander diametral gegenüber am Rand eines hölzernes Gefässes, das auf drei Fussschrauben ruht, an- gebracht. In der Figur ist dieses Detail fortgelassen. Ein im Mittel- punkte des Sextanten bei c be- festigtes Loth taucht in das in der Höhlung des Gefässes befindliche Wasser, um die Schwankungen des Fadens nach Thunlichkeit zu beseitigen. Der Bogen ist in Grade und Minuten getheilt; d ist eine Messingplatte mit zwei feinen Oeffnungen. Dreht man das In- strument gegen die Sonne, so dass deren Strahlen auf diese Oeffnungen fallen, so entstehen auf dem Schirme s1 zwei kleine helle Scheibchen (»Porta’sche Bil- der«), welche mit dem Strich, der auf s1 senkrecht zur Ebene des Bogens a b gezogen ist, zur Be- rührung zu bringen sind. Die Ablesung am Lothfaden giebt als- dann die Höhe des Sonnenstandes an. Um daraus die Zeit zu er- halten, verwendet man das in Figur 151 abgebildete Diagramm, das mit einem Massstabe (cj mit einer Theilung (der natürlichen Sinuse) versehen ist. Die Leiste ist mit einer Rinne durchsetzt, in welcher sich drei kleine Schieber Fig. 163. Kreis-Theilmaschine. Constructeur: G. N. Sägemüller, Washington. 1 i B E. F. August’s Skiostat, der in Figur 152 abgebildet ist. Derselbe ist nach dem Principe einer hori- zontalen Sonnenuhr (vgl. Seite 51) construirt und besteht aus dem Stativ J, das durch Fussschrauben (A{ At A) und Libelle (P) rectificir- bar ist, aus der Säule E, welche den Breitenzeiger und die halb- kreisförmige, an dem Cylinder 0 befestigte Breitenscala N 8 trägt. Der Cylinder 0 ist in dem Ge- lenke D beweglich und endigt oben mit dem Zifferblatt K L, über welches (über die Rollen M N gehend) ein durch das Gewicht P straff angezogener Faden als Schattenwerfer spannt. Auf der Rücksäule des Cylinders befindet sich ein dreikantiger Stab (F G) mit Monats- und Tagesscala, J 1k ist eine dem Himmelsäquator pa- rallele Scheibe, die als Tageszeiger bezeichnet wird. Diese Scheibe wirft nur dann einen Schatten, wenn die Declination der Sonne über oder unter Null ist. Beträgt die Declination beispielsweise —20° (d. h. befindet sie sich 20° südlich des Aequators), so wird die Scheibe den Schatten J d werfen, wobei sich der Punkt d markiren lässt. .. Beim Gebrauche wird der Apparat mit Hilfe der Fuss- schrauben und der Libelle zuerst horizontal gestellt, mit der Orien- tirung des Fadens Al N nach Norden, worauf man noch um ein kleines Mass dreht, bis der Schatten des Tageskreises an der Scala F G denjenigen Theilstrich trifft, welcher dem Datum des Beobachtungstages entspricht. Um die Genauigkeit der Einstellung zu prüfen, dreht man den Apparat an der Sonne vorüber, bis der Schatten wieder genau an dem- selben Punkte der Scala ansteht, wie zuvor. Die Sonnenuhr muss