Orientirung am Sternhimmel. ö7 die chromatische Abweichung zu beseitigen. Der deutsche Mathe- I matiker Leonhard Euler bekämpfte diese Ansicht (1747), baute aber seine Theorie auf falschen Voraussetzungen auf, wodurch die Praktiker noch mehr verwirrt wurden. Glücklicher war der schwedische Physiker A. Klingenstierna, welcher wenige Jahre später die Newton’schen Untersuchungs- resultate modificirte, indem er nachwies, dass das Brechungs- und Zerstreuungsver- mögen durchsichtiger Körper von einan- der völlig unabhängig seien. Diesen Sach- verhalt griff John Dollond auf und seine Experimente ergaben, dass Newton schwer geirrt habe. Er ging weiter und wurde auf empirischem Wege zur Combination einer convexen mit einer concaven Linse geführt und das Ergebniss war ein — achromatisches Objectiv. Das von Dollond construirte erste Fernrohr dieser Art hatte Im Meridian. Süd W K Süd Nord« Im ersten Vertical 5 Süd Nord H Süd West 9o 2 s -m Süd M’ Süd Nord Ost Süd M1 W 8. 3-. 2 SoU s y K b] Nord Z. , Fs Nord b = - k-o M; 5 Fuss Brennweite. Die verwendeten Glas- sorten waren in England als Crown- (Kron-) und Flintglas bekannt. Die vordere Linse war aus Kron-, die rückwärtige aus Flint- glas hergestellt. Die optische Wirkung dieser Combination fusst darauf, dass das aus Kieselerde und Kali bestehende Kron- glas keine starke Dispersion (Farbenzer- streuung) hat, wogegen bei dem, eine ge- wisse Menge Bleioxyd enthaltenden Flint- glase die Dispersion eine ungleich grössere ist. Dass eine absolute Achromasie nicht zu erzielen sei, erkannte schon Dollond, der richtig herausgefunden hatte, dass die einzelnen Farbenstrahlen von dem Flint- glase nicht nach demselben Verhältnisse zer- streut werden, wie von dem Kronglase. Man nennt diese Erscheinung bekanntlich »secun- däres Spectrum« und ist dasselbe umso weniger störend, je besser das betreffende Fernrohr ist. Beiläufig bemerkt, schloss das Doppel - objectiv auch den Vorth eil ein, dass durch entsprechende Wahl des Krümmungshalbmessers bei Herstellung der Linsen die Z c - O Fig. 159. Zur Theorie des Passageninstrumentes im Meridian und ersten Vertical. (Nach Zeichnungen von Prof. L. Weinek.) M fes Süd k- - Nord r— \I? I sphärische Abweichung beseitigt werden konnte. Uebrigens combinirte Dollond auch die Linsen — eine Flintglaslinse zwischen zwei Kronglaslinsen — doch war damit kein Fort- schritt erzielt. Selbstverständlich wendete man von nun ab das Hauptaugenmerk auf die Her- stellung grosser, vor Allem aber möglichst reiner und gleichmässiger Stücke der zu verwendenden Glassorten, vornehmlich des Flintglases, wobei viel herumexperi- mentirt wurde, ohne erspriesslichem End- resultate. An diese Versuche knüpfen sich die Namen Lebaude(i7Ö6), Rochon(i774), Grateloup (1785), Grove, Steinheil, Oreily, Caroche u. a... Da gelang es einem Schweizer Bauer, Namens Guinand, be- deutende Fortschritte in der Herstellung ho- mogenen, reinen Flintglases zu erzielen und durch Gruner, einem höheren schweizeri- der die Ge- und sehen Bergbeamten, wurde die optische Anstalt in München, welcher damals Lieb- herr und Reichenbach vorstanden, mit diesem Verfahren und ihrem Urheber be- kannt. So kam Guinand nach München, wo er von 1807 ab die Herstellung Flintglasblöcke leitete und wobei er Verpflichtung übernommen hatte, das heimniss des Verfahrens zu wahren nur eine einzige Person in dasselbe einzu- weihen. Diese letztere war niemand Geringerer als der nachmalige berühmteste unter allen Optikern der Welt, der damals zwanzigjäh- rige Josef Fraunhofer. Vom einfachen Glaserlehrling war er die Stufenleiter des Ruhmes emporgestiegen, getragen von den Schwingen des Genies. Fraunhofer unter- Gesetze, nach welchen die Brechung des die warf zunächst Lichtes beim Durchgänge durch von Kugelflächen begrenzte transparente Körper vor sich geht, einer genauen Untersuchung und stellte die Formeln auf, nach denen eine Linse berechnet