6o Beobachtende Astronomie. Mer cur kann aus zwei Gründen nur schwer beobachtet werden: weil er klein ist und weil er sich nie weit von der Sonne entfernt. Er erscheint entweder Morgens vor Sonnen- aufgang oder Abends nach Sonnenuntergang am westlichen Himmel. Er hat hellweisses Licht. Auch Venus entfernt sich nicht weit von der Sonne, sie wird daher nie um Mitternacht, sondern nur am Morgen- oder Abendhimmelgesehen. Der Glanz, in welchem uns Venus erscheint, ist aus zwei Ursachen bedeu- Fig. 135. Zerstreuungslinsen. 1 biconvexe, 2 planconvexe und 3 concavconvexe Linse; 4 biconcave, 5 planconcave und 6 convexconcave Linse. Fig. 134. Sammellinsen. tenden Veränderungen unterworfen. Da die grösste Entfernung von der Erde 7mal so gross ist als ihre kleinste, müsste Venus im Perigäum 4gmal so hell erscheinen als im Apogäum, wenn wir jederzeit ihre ganze Scheibe von der Sonne beleuchtet sähen. Dies ist aber nicht der Fall, weil Venus dem Monde ähnliche Lichtphasen durchmacht. Sie sind übrigens dem unbewaffneten Auge nicht wahrnehmbar. Venus hat ihren stärksten Glanz 35 bis 38 Tage vor und nach ihrer unteren Conjunction, wenn noch nicht der vierte Theil ihrer Scheibe beleuchtet ist. Wenn zu dieser Zeit sich Venus gerade in ihrer Sonnenferne und die Erde in ihrer Sonnennähe sich befin- S Fig. 136. Bilder der Sammellinse. det (was circa alle 8 Jahre ein- tritt), so ist der Abstand zwischen beiden am geringsten und der Glanz der Venus kann dann so intensiv werden, dass man sie am hellen Tage am Himmel erblickt. Mars ist kenntlich an dem hellglänzenden röthlichen Lichte, in welchem er strahlt. Von keinem Planeten ist die physische und Oberflächen-Beschaffenheit so genau bekannt und bietet zugleich so wunderbare Erscheinungen dar, wie bei Mars. Wir kommen darüber in dem Ab- schnitte über die Planeten ausführ- lich zu sprechen. Zur Beobach- tung des Mars in vorstehendem Sinne bedarf man bedeutender optischer Hilfsmittel. Seine beiden, von Hall im August 1877 zu Washington entdeckten winzigen Monde sind nur in den grössten Teleskopen sichtbar. Jupiter glänzt als heller Stern am eigentlichen tiefen Nacht- himmel. Er ist der grösste aller Pla- neten und hat etwa 2 '/2mal mehr Masse als alle anderen zusammen. Die erleuchtende Kraft der Sonne Fig. 137. Vergrössertes, umgekehrtes, reelles Bild. B W a kann auf Jupiter nur 727 von der auf der Erde sein, weil er in mehr als fünffacher Entfernung steht. Dass wir ihn so hell sehen, rührt offenbar daher, dass dieser Planet sich noch in einem der Sonne ähnlichen Zustand befindet. Jupiter ist nichts Anderes als eine kleine Sonne. Er wird von 5 Monden umkreist, welche die Bezeichnung I bis V führen, und W 138. Aufrechtes, vergrössertes, virtuelles Bild. von welchen der fünfte von dem p;