Orientirung am Sternhimmel. 59 Fig. 132. Die beiden Tychonischen Sextanten an der k. k. Sternwarte in Prag. (Der kleinere wurde von Tycho nach Prag mitgebracht, der grössere von Erasmus Habermel 1600 gebaut.) von der Deformation der Kugelgestalt — eine Verrückung des Schwerpunktes platzgriff. Nach Hansen’s Untersuchungen liegt der Schwerpunkt des Mondes nicht in dessen Mittelpunkte, sondern etwa 8 Meilen (59'4 Kilometer) von diesem entfernt, und zwar in der Richtung der von uns abgewendeten Seite. Bei der Rotation des Mondes findet ein scheinbares Schwanken statt, welches man Libration nennt und auf mehrere Ursachen rückzuführen ist. Zunächst dreht sich der Mond zwar gleich- mässig schnell um seine Achse, bewegt sich aber in seiner Bahn um die Erde in der Erdnähe schneller, in der Erdferne lang- samer, was zur Folge hat, dass unser Blick in dem ersten Falle im Maximum um 70 53' westlich, in dem zweiten Falle um 7° 53' östlich auf die von uns abgewandte Seite der Mondober- fläche gelangt. Man nennt dies die Libration in Länge. Des Weiteren ist der Umstand zu berücksichtigen, dass die Achse des Mondes gegen seine Bahn geneigt ist, welcher Werth zwischen 6° 29' und 6° 47' schwankt. Die Folge hierbei ist, dass dann, wenn uns der Nordpol des Mondes zugewendet ist, wir um 6° 47' (im Maximum) über denselben hinwegsehen, und um das- selbe Mass über den lunaren .Südpol hinweg, wenn dieser uns zugewendet ist. Es ist dies die Libration in Breite. Schliess- lich leuchtet ein, dass ein Beobachter auf der Erde, welcher nördlich von der die Mittelpunkte der Erde und des Mondes verbindenden Centrallinie steht, weiter nördlich auf die uns ab- gewendete Hälfte der Mondoberfläche schaut. Aehnliches gilt von den Standpunkten südlich, beziehungsweise östlich und west- lich und überhaupt an jedem Orte seitlich der Centrallinie. Ob- wohl in diesen Fällen nicht eigentlich von einer Schwankung die Rede sein kann, hat man gleichwohl diese Erscheinung die parallaktische Libration genannt. Sie beträgt im Maximum nicht ganz 1 °. Die Librationen in ihrer Gesammtheit haben zur Folge, dass wir von der Mondoberfläche 4/7 zu Gesicht be- kommen, während 3/7 derselben uns ewig entrückt bleiben. Zu den aussergewöhnlichen Erscheinungen am nächtlichen Himmel zählen die Verfinsterungen des Mondes. DerVorgang hierbei ist so bekannt, dass er kaum der Erläuterung bedarf. Eine Mondfinsterniss findet statt, wenn der Mond zur Zeit seiner Opposition in den Erdschatten tritt (M in Figur 125), doch ist an diese Erscheinung die Voraussetzung geknüpft, dass eine totale Mondfinsterniss nur dann eintreten kann, wenn der Mond zur Zeit des Voll- mondes in den Knoten steht, weil in diesem Falle die bezüglichen Bahn- durchmesser zusammenfallen, Erde und Mond in einer Linie stehen. In allen anderen Fällen wird, da die Mondbahn um 511 gegen die Erdbahn geneigt ist, der Mond nur theilweise in den Schatten der Erde eintreten, und zwar ober oder unter.» der Erdbahn. Es findet alsdann eine partiale Mondfinsterniss statt (Fig. 126). Da sich der Mond von Westen nach Osten um die Erde bewegt, muss jede Verfinsterung desselben an seinem östlichen Rande beginnen. Die Dauer der totalen Mondfinsterniss richtet sich nach der Grösse des Schattenkegels, welcher in der Mondnahe 9350 Kilometer, in der Mondferne 8900 Kilometer Durch- messer hat. Die längste Dauer einer totalen Mondfinsterniss beträgt 2 Stunden. Da aber der Totalität eine partiale Verfinsterung von beiläufig einer Stunde vorausgeht, beziehungsweise nachfolgt, so ergiebt sich, dass die Zeit, die der Mond benöthigt, um bei einer totalen Mondfinsterniss durch den Schatten der Erde zu gehen, etwa 4 Stunden beträgt. . . Bei Mondfinsternissen macht man die auffällige Beobachtung, dass der Erdschatten auf dem Monde gewöhnlich nur in der Mitte schwarz erscheint, gegen seine Ränder hin aber röthlich, bald matter, bald intensiver. Diese Erscheinung wird dahin erklärt, dass diejenigen Sonnenstrahlen, welche die Ränder der Erdscheibe treffen, durch die Erdatmo- sphäre nach der Achse des Schattenkegels hin abgelenkt werden und hierbei — wie bei der terrestrischen Abend- und Morgendämmerung — eine rothe Färbung annehmen. In Folge der Ablenkung dringen die Strahlen in den Kernschatten ein und verursachen auf diese Weise die röthliche Färbung desselben in seinen äusseren Theilen. Wir haben nun noch einige Bemerkungen über diePlaneten- soweit dieselben der Beobachtung mit freiem Auge zugänglich sind (Uranus und Neptun ausgenommen), vorzubringeu. Das wichtigste Hilfsmittel zur Auffindung der Planeten besteht darin, dass dieselben in dem Thierkreise laufen. Die Ebenen der Bahnen fallen zwar nicht mit der Ebene der Ekliptik zusammen, aber die meisten machen nur so kleine Winkel mit ihr, dass sie nicht aus der Zone des Thierkreises sich entfernen. Nur einige Asteroiden entfernen sich beträchtlich weiter, am wTeitesten Pallas, nämlich 35° von der Ekliptik. Von den Asteroiden (Planetoiden), deren zur Zeit schon über 400 bekannt sind, kommen indess bei freier Beobachtung im besten Falle nur Ceres und Vesta in Betracht, da dieselben Sterne 6. Grösse sind. Alle übrigen sind so klein, dass sie vielfach nur in den grössten Fernrohren ge- sehen werden können. /F l !s ’ u-i Fig. 133. Tycho Brahe’s Mauerquadrant. AusTychonis Brahe Astronomiae Instauratae Mechanica. Nürnberg 1602. (*/5 Grösse des Originals.) A Verschliessbare Oeffnung in der Mauer. BCDE Mauerquadrant, aus Erz gegossen. DE Pinnacidia (Durchsehlöcher?). FGH Astronomen. IK Uhren. MPQ Mauer, mit der Fläche nach Süden gekehrt. LMNP Andere Mauer, zur früheren rechtwinkelig. -Reinschrift. T Tycho Brahe. X Globus. FZBilder des Königs und der Königin von Dänemark. 1—4 Instrumente. 5 8 Tische zum Rechnen. 6 7 (zwischen ihnen; Grosser Globus, 6 Fuss im Durchmesser. 9—11 Chemisches Laboratorium. 12 Jagdhund.