,G-ÜNTHEf(&RUCKER, MEISSNER, sc. IFI f'-A/ ’ j iva-.üL'■: . - ... .■ 111.11.111111111111111111 inJ fÜ.'& l£T 'SSSP*1*! ,3ak?. ihi 1 ii i .jlllllllllnlllillk Fig. 86. Die Nicolai-Hauptsternwarte zu Pulkowa. ZWEITER ABSCHNITT. Beobachtende Astronomie. Orientiruiig am Sternhimmel. 'er Leser, welcher das voranstehende Capitel in seinen ö Einzelheiten sich zu Eigen gemacht hat, wird sich . der Erkenntniss nicht verschliessen, dass ihm, ohne Darlegung der Elemente der astro- nomischen Wissenschaft, auf Basis einer modernen Hilfstechnik, Ein- blicke in die Himmelskunde eröffnet wurden, welche ein gewisses Mass von Kenntnissen ohne weiteres voraussetzen. Denn es handelte sich hierbei in erster Linie um die photographische Technik in ihre Anwendung auf coelestische Ob- jecte, also um eine Methode zu deren graphischen Darstellung, welche mit dem eigentlichen Wesen der Astronomie nur äusserlich zusammenhängt. Es wäre sonach zweckmässiger gewesen, die Himmelsphotographie nicht als Prolog, sondern als Epilog vorzuführen, läge das Schwergewicht dieses Werkes nicht in dem Atlas, dem eine schöpfende Erläuterung vorausgesendet werden : T Die Himmelssphäre (a). Fig. 87. s ! annähernd er- musste. Diesem einführenden Capitel muss nun ein zweites, ähnliches angefügt werden, welches die eigentliche Vorstufe der Him- melskunde bildet. Denn es ist (nach Bran- des) diese letztere der Inbegriff aller Kennt- nisse, die wir von den, Weltkörpern und ihren scheinbaren und wahren Bewegungen erlangen können. Demgemäss haben wir zu unterscheiden: die sphärische Astronomie, welche die Erscheinungen behandelt, wie sich dieselben an der Himmelskugel dar- stellen, und die theoretische Astronomie, welche aus den Beobachtungen die wahren Bahnen der Himmelskörper zu bestimmen sucht. Als drittes Glied schliesst sich die physische Astronomie an, welche die Naturgesetze entwickelt, nach welchen die Bewegungen erfolgen. Die Untersuchungen Fig. 88. endlich, welche sich auf die natürliche Be- schaffenheit der Weltkörper beziehen, bilden das erst in jüngster Zeit mit grossem Eifer und reichen Erfolgen gepflegte Gebiet der Astrophysik. Der Begriff »beobachtende Astronomie« wäre sehr eng gezogen, wenn man darunter lediglich die Feststellung gewisser sphärischer Elemente verstehen wollte. Man begreift nämlich unter astronomischer Beobachtung eines Gestirnes die Aufgabe, dessen gerade Aufsteigung (Rectascension) und dessen Abweichung (Declination) zu bestimmen, gütig für den Augen- blick, in welchem diese Beobachtung gemacht wurde. Erweitert man diese Definition dahin, dass astronomische Beobachtungen unabhängig von der vorstehend gekennzeichneten Aufgabe sich auf einzelne coelestische Weltkörper beziehen können, wobei es sich nicht um Be- wegungsgesetze oder überhaupt Fragen astro- sphärischer Natur zu handeln braucht, so er- schliesst sich uns das grosse Gebiet der Gesammt- astronomie, insoweit hierbei all die mannigfaltigen instrumentellen Hilfsmittel in Betracht kommen, welche die exacten Beobachtungen überhaupt erst ermöglichen. Von diesem Gesichtspunkte aus erwächst uns eine dreifache Aufgabe: erstens die Dar- legung der astronomischen Eintheilung des Himmels, welche die elementare Grundlage jeder Beobachtung bildet; zweitens die Classificirung und Beschreibung der die Beobachtung ermöglichenden Instrumentarien und drittens eine allgemeine Schilderung jener Baulichkeiten, in welchen diese Instrumente untergebracht, beziehungsweise die astro- nomischen Arbeiten durchgeführt werden, also die Sternwarten oder Observa- torien... Um die Stellungen der Gestirne zu bestimmen, war es nothwendig, Kreise und Punkte am Himmel und auch Linien und Punkte am Beobachtungsorte ein- für allemal der Lage nach festzusetzen, auf welche man die Oerter der Gestirne be- stimmt. Durch Vergleichung der Sternörter mit diesen festen Linien und Punkten zu verschiedenen Zeiten erhält man die Grund- lagen zur Beurtheilung über Stillstand und Bewegung, über Richtung der Bewegung und Geschwindigkeit derselben. Die Himmelssphäre (6). Der Himmel erscheint uns als ein Gewölbe, als eine Hohlkugel, von welcher wir höchstens eine Hälfte auf einmal übersehen können. Wir befinden uns scheinbar in jedem Beobachtungsorte im Mittelpunkte des Himmelsgewölbes. Betrachten wir die obenstehende Figur 87 und denken wir uns die Erde in 37, so ergiebt eine durch den Mittelpunkt derselben gelegte wagrechte Ebene den wahren Horizont. Dem entgegen bezeichnet man als scheinbaren Horizont diejenige Fläche eines Gesichtskreises, der sich nach dem jeweiligen Standorte des Beobachters er- giebt, somit mitVeränderung des Standortes in Bezug auf Mittelpunkt und Lage T2