Photographische Sonnenaufnahmen. Eigenbewegung des Kometen angepasst war. Dadurch ergab sich ein Bild des Schweifes von beträchtlicher Länge und sehr interessantem Aussehen. Bei zwei weiteren Aufnahmen wurde die kleine Camera mittelst eines starken Bindfadens an das Teleskop festgemacht und nun mit beiden Instrumenten gleichzeitig operirt. Hierbei zeigte es sich, welch relativ gute Negative selbst bei Anwendung einer so kleinen Objectivöffnung (i'/4 Zoll) erhalten werden können. Eine Be- lichtungsdauer von 70 Minuten ergab ein hinlängliches scharfes Negativ, auf welchem izn des Schweifes mit allen Eigenheiten und ausserdem noch die Spuren von 500 Sternen sichtbar waren. . . . Die meisten Platten waren mit der sehr empfindlichen Emulsion nach Cramer präparirt, der Hussey — zum 1 heil gestützt auf seine Erfahrungen bei Aufnahme des Andromeda-Nebels — vor allen anderen Marken den Vorzug giebt. Die erste mit Erfolg bewerkstelligte Kometenaufnahme fällt in das Jahr 1881, in welchem der vonTebbutt entdeckte Komet (»1881 III«) von Dr. Draper in New-York photographirt wurde. Eine Belichtung von 2 Stunden und 42 Minuten ergab ein Negativ, welches den Kern und io° des Schweifes, sowie viele Spuren von kleinen Sternen zeigte. Einige Tage später photo- graphirte der Genannte das Spectrum des Kometen, nachdem dies vonHuggins bereits vorher, am 24. Juni 1884, geschehen war. Auch Janssen (Paris) griff in diese Arbeiten ein. Die Aufnah- men des Kometen vom Jahre 1882, bekanntlich des grössten und schönsten, der seit dem Donati-Kometen (1858) erschienen war, zeig- ten bereits nennenswerthe Fortschritte, doch war die Betheiligung an diesen Ar- beiten eine geringe, da die Himmelsphotographie da- mals noch wenig Beach- tung fand. Bezüglich des Nutzens der Kometenphotographie ist Folgendes zu bemerken: Die Beobachtung der Ko- meten hat ergeben, dass viele derselben innerhalb kurzer Zeit sehr weitgehen- den Gestaltveränderungen unterworfen sind, was sich vornehmlich bei den grossen Kometen unschwer consta- tiren liess. Auf Grund dieser Wahrnehmungen wurden nun Zeichnungen angefer- tigt, welche, wie dies in der Natur der Sache liegt, die subjective Auffassung der betreffenden Astronomen Wiedergaben, Grund genug, um deren Reellität zweifel- haft erscheinen zu lassen. Die photographische Me- thode hat diesem Uebel- stande einigermassen abge- holfen. Bei kleinen, lichtschwachen Kometen tritt noch das wichtige Moment hinzu, dass Lichteindrücke, die sich der Ocular- beobachtung entziehen, bei längerer Belichtungsdauer von der Platte aufgenommen werden. Ein wichtiges Moment in den Ergebnissen der Kometen- photographie ist — wie Hussey hervorhebt — dass alle Kometen noch weit weniger Stabilität in der Form bekunden, als man auf Grund der bisherigen Ocularbeobachtungen anzunehmen geneigt war. In Kern, Koma und Schweif, somit in allen Theilen des Kometen, äussert sich diese Unbeständigkeit der Gestaltverhält- nisse. Der Stern erscheint bald scharf umgrenzt, sternähnlich, bald verschwommen, bald in den Schweif verschwimmend. Der Schweif besteht aus einem scheinbar dichten Streifen, er umgiebt die Koma entweder bündelartig oder als scheinbar lose An- hängsel. Zuweilen zeigt sich der Schweif gerade gestreckt und compact, in anderen Fällen zerrissen, spiralig eingedreht, oder vollends in Stücke getrennt, wie vom Winde verwehte Dunst- ’J ft 1Ä a V 1 '‘tu* B i ÄS Fig. 54. Solare Absorptionszonen. Nach Photographien von K. W. Zenger (Prag). streifen. Das Aussehen von heute lässt nicht den mindesten Schluss auf das kommenden Tags zu Erwartende zu, da die äussere Erscheinung des Kometen fortgesetzten Wandlungen unterworfen ist. Die photographische Methode hat diesen Sach verhalt viel überzeugender dargelegt, als es bisher auf dem Wege der Ocular- beobachtung möglich war. Mitunter gehen diese Veränderungen so rasch vor sich, dass sie — insbesondere bei längerer Expo- nirung — das photographische Bild beeinträchtigen, indem dieses nicht einen bestimmten Zustand während einer bestimmten Zeit darstellt, sondern ein während der Belichtungsdauer aus mehr- fachen Formveränderungen combinirtes Durchschnittsbild. Schliesslich sei noch der nachstehenden merkwürdigen Beobachtung gedacht. Professor J. Schaeberle (Lick-Observa- torium) hatte bei der Durchmusterung der in Chile erhaltenen photographischen Aufnah- men, welche während der totalen Sonnenfinsterniss am 16. April 1893 von Seite der Expedition des Lick- Observatoriums gemacht worden waren, zwischen den Coronastrahlen einen Kometen aufgefunden. Da- raufhin wurden auch die Platten anderer Expeditio- nen untersucht und der fragliche Komet auch auf diesen vorgefunden, wenn- gleich weniger deutlich. Bei Vergleichung der ameri- kanischen Aufnahmen mit jenen der englischen (in Afrika) zeigte es sich, dass der Komet auf letzteren um 10 Bogenminuten voraus war. Nun betrug der Zeit- unterschied zwischen den Aufnahmen in Afrika und jenen in Chile 1 ’/4 Stunden, woraus sich ergiebt, dass jener Komet in seiner Sonnennähe eine tägliche Bewegung von 31// hatte. Wie man sieht, hat man es hier mit Beobachtungen von allergrösstem Interesse zu thun, die man aus- schliesslich dercoelestischen Photographie verdankt. In jüngster Zeit ist auch der stets lichtschwä- cher werdende Encke’sche Komet auf photographi- schem Wege aufgefunden worden, und zwar in Heidel- berg am 30. November 1894, nachdem Director Back- lund der Nicolai’schen Hauptsternwarte zu Pul- kowa den Ort seines Er- scheinens vorausberechnet hatte. Rechnung und photo- graphische Aufnahme (sowie die gleichzeitige oculare Beob- achtung zu Nizza und Teranno) stimmten genau überein. Photographische Sonnenaufnahmen. Wesentlich abweichend von dem Verfahren, welches bisher besprochen wurde, erweist sich die photographische Fixirung des Sonnenbildes. Selbst dem Laien leuchtet ein, dass an eine Sonnenaufnahme ganz andere Voraussetzungen gestellt werden müssen, als beispielsweise an die eines teleskopischen Nebel- fleckes, oder von Sternanhäufungen, deren Vorhandensein nur durch stundenlange Exposition der lichtempfindlichen Platte festgestellt werden kann. Nach Zöllner’s photometrischen Unter- suchungen ist das Licht der Sonne 6i8.ooomal so hell als der Vollmond und dieser nach J. Herschel zy.ooomal so hell als der hellste Stern im Centaur. Nach Bond ist die Leuchtkraft 7