den fascinirenden Zauber der pracht- vollen Milchstrassenzone des Südhim- mels vom Centaur durch das Sternbild des Kreuzes zur Mitte des licht- strahlenden Schiffes Argo gepriesen, zu deren fernem Glanz sich noch das räthselhafte Phänomen des Zodiakal- lichtes gesellt. »Das Licht (Kosmos, III, 338), welches diese Region aus- giesst, ist so ausserordentlich, dass ein genauer, in der Tropenwelt von Indien heimischer Beobachter (der Capitän Jacob) ganz mit meiner vierjährigen Erfahrung übereinstimmend bemerkt: man werde, ohne die Augen auf den Himmel zu richten, durch eine plötz- liche Zunahme der Erleuchtung an den Aufgang des Kreuzes und der dasselbe begleitenden Sonne erinnert.« Die hier reproducirten Photogramme v; Argus, welche von David Gill mit einem Die Nebularphotographie. ’ ■ 4, Fig. 50. Sternhaufen im Herkules. Vergrösserung nach einer Photographie von W. E. Wilson vom 2. September 1894. Exponirt: 151“. ißzölligen photographischen Teleskop gewonnen wurden (siehe die Abbildungen auf Seite 18 und 19), gestalten sich durch die Nebenein- anderstellung von Aufnahmen von sehr ver- schiedener Belichtungsdauer im hohen Masse instructiv. Bei einer Exponirung von 45 Minuten treten die Sterne sehr deutlich hervor, wogegen die Nebel kaum angedeutet erscheinen. In der zweiten Auf- nahme (Belichtungsdauer 3 Stunden 12 Minuten) blassen die Sterne ab, während die Nebelmassen deutlicher hervortreten; in der dritten Aufnahme endlich (Belichtungsdauer 12 Stunden 12 Minuten) sind die Sterne kaum noch an- deutungsweise vorhanden, die Nebel noch ausgebreiteter, aber ziemlich ver- waschen. Hier ist offenbar einem anderen Umstande, als der langen Belichtungs- dauer, Rechnung zu tragen. Auf dem Sternphotogramm Seite ig, welches mit demselben Instrumente und gleichfalls bei einer Belichtungsdauer von 12 Stunden 12 Minuten gewonnen wurde, treten nämlich sowohl Sterne als Nebel sehr hell und scharf hervor. Das ungleiche Ergebniss mag hier vielleicht in der Behandlung der betreffenden Platten liegen. Grundsatz in der Nebularphotographie ist, schwache Nebel mit alten Platten aufzunehmen und zum Hervorrufen schnell wirkende Entwickler zu be- nützen. Bei relativ lichtstarken Nebeln hingegen sollte immer nur ein langsam wirkender Entwickler ver- wendet werden, da es nur in diesem Falle möglich ist, feine und detaillirte Zeichnungen zu bekommen. Eventuell ist auch Standentwickelung anzuwenden, bei welcher bekanntlich die Platte stundenlange in der äusserst schwach wirkenden Entwickelungs- flüssigkeit belassen wird. E. v. Gothard wendet Pyrosoda an. Als Standentwickler empfiehlt sich Glycin, doch soll dasselbe (nach Wolf) möglichst wenig schwefligsaures Natron enthalten, weil es Glycinschleier begünstigt, von welchen nur ganz frische Platten verschont bleiben. Aus diesem einen Beispiele von vielen ergiebt sich, dass Photogramme von einem und demselben Nebel, mit Instrumenten von verschiedener Grösse und bei ungleicher Belichtungsdauer aufgenommen, auffällige Abweichungen in ihrer Gestaltung erhalten können, wobei die Methode der Hervorrufung des Negativbildes häufig complicirend hinzutritt. Gleich- wohl zeigt die Erfahrung, dass die in ihrer Gesammt- erscheinung verschiedenartigen Bilder bezüglich der Grundform eine Uebereinstimmung zeigen, die man in den Zeichnungen sehr vermisst. Deshalb waren in der graphischen Astronomie die Nebel diejenigen Objecte, deren Gestaltverhältnisse in der Darstellung am meisten der subjectiven Auffassung der zeichnen- den Astronomen unterworfen waren. Auf diese That- sache hin ist es ohneweiters verständlich, wieso es kommen konnte, dass ein und dasselbe Nebelgebilde eine so abweichende Darstellung erfuhr, dass es dem Uneingeweihten nicht möglich war, aus den vor- handenen Zeichnungen dasselbe Object zu erkennen. Hierbei fällt auch der Umstand ins Gewicht, dass die meist sehr lichtschwachen Objecte viel zu grell und .a'Io 3 Sgl Kor BKsSr-' Ä * s . , , 'F ’’ G K X HS Fig. 51. Komet Rordame, 16. Juli 1893. Photographie von W. J. Hussey (Lick-Observatorium). Exponirt: 1 von tieferen Contouren umrissen, dabei aber zugleich vielfach mehr schematisch als reell dargestellt wurden. Es waren dies meist — wenn man sich so ausdrücken darf — ideale Bilder. Ein Vergleich der beigefügten Abbildungen des Dumb-Bell-Nebels im Sternbilde des Fuchsen nach einer Zeichnung J. Herschel’s mit den beiden Photogrammen von W. E. Wilson, von welchen das eine bei 20 Minuten, das andere bei ein- stündiger Belichtungsdauer gewonnen wurde, dürfte diesen Sachverhalt instructiv genug beleuchten (siehe die Abbildungen S. 20). Die Astrophotographie hat übrigens ergeben, dass der Weltraum allenthalben von Nebelmassen erfüllt ist. Solche Ver- schleierungen des Himmelsgewölbes hat Archenboid im Stern- bilde des »Perseus« auf photographischem Wege festgestellt und sind dieselben nachmals von Barnard am 3Özölligen Refractor des Lick - Observatoriums verificirt worden. Ferner hat Wolf durch ent- sprechend lange Expositionen ge- funden, dass der von den Brüdern Henry photographisch entdeckte »Ple- jaden-Nebel« sich weiter nach Osten ausdehne, als ursprünglich angenommen wurde, ja, dass sehr lichtschwache Ver- bindungsarme zu den benachbarten Nebelmassen wahrnehmbar seien, wo- durch sich der Raum, in welchem die Plejadengruppe liegt, gewissermassen zu einer dunkleren Oase gestaltet. Auch in der Umgebung des Orion- Nebels zeigen sich Spuren solcher »Brücken« , welche zu den benach- barten Dunstmassen hinüberleiten, woraus sich der Schluss ziehen lässt, dass zwischen den scheinbar getrennten Massen ein Zusammenhang besteht, welcher sich der Wahrnehmung ent- zieht und in Folge dessen von der weitreichenden Verschleierung des Fir- mamentes nur verstreute, an ihren Grenzen kaum mehr zur Lichtwirkung gelangende Fetzen von den photographischen Platten wieder- gegeben werden. Minder befriedigende Ergebnisse hat die Photographie der Sternhaufen zu verzeichnen. Der am meisten hervortretende Uebelstand ist der, dass durch die lange Exposition die Licht- wirkung sich in der Weise äussert, dass die Sterne des centralen Theiles des Haufens in Folge Ueberlichtung völlig ineinander fliessen. An der Hand der hier stehenden Abbildungen (Fig. 47 bis 50) lässt sich dieser Sachverhalt in interessanter Weise erläutern. Die Dar- Stellungen betreffen einen der schön- sten und ausgebreitetsten Sternhaufen, jenen im Herkules (zwischen den Sternen 7] £). Er wurde als schwacher Nebel 1714 durch Hailey entdeckt und 1764 von Messier wiedergesehen. W. Herschel löste ihn 1773 in Sterne auf, J. Herschel gab 1833 eine schematische Zeichnung des Nebels. In dem Riesenrefractor Lord Rosse’s erhielt der Sternhaufen eine sehr detail- reiche Gestalt, welche vornehmlich durch das Vorhandensein von drei sogenannten Canälen bemerkenswert!! ist. Eine viel spätere Zeichnung von M. Trouvelot zeigt diese Canäle nicht. Um nun über die Existenz dieser letzteren ein unbefan- genes Urtheil zu erhalten, liess 1887 Har- rington durch einen Maler, dem die Rosse’sche Zeichnung unbekannt war, mit Refractoren von 6 und 12 Zoll Oeff- nungen Abbildungen des Sternhaufens an- fertigen. Auf diesen Zeichnungen sind die Canäle deutlich sichtbar. Im Jahre 1877 geschah die erste photographische Aufnahme des Objectes, dann neuerdings besonders durch S c h e i n e r (Potsdam), der, nebenbei bemerkt, die fraglichen Canäle vergeblich mit dem gzölligen Leitfernrohre des photographi- schen Refractors zu Potsdam zu finden sich bemühte. Nach Scheinens Ansicht wäre die Trouvelot’sche Zeichnung (aus- geführt am i4zölligen Refractor der Stern- warte zu Cambridge, Massachusetts) die beste unter allen vorhandenen Darstellungen. Dieselbe zeigt den Sternhaufen mit starker Verdichtung nach der Mitte und mit unauf- gelöstem Nebel. Von den 171 eingezeichneten Sternen sind viele in den Randtheilen in Uebereinstimmung mit der Photographie, in der Mitte dagegen scheinen sie willkürlich angegeben zu sein. Die Photogramme zeigen eine der Trouvelot’schen Zeichnung ähnliche Form, wie dies aus Fig. 50 und der Lick-Aufnahme (siehe das betreffende Kartenblatt) sich ersehen lässt. Sch ein er hat auf Grund seiner photographischen Auf- nahme eine Zeichnung in lofacher Vergrösserung angefertigt,