Die Photographie der Planetoiden. 17 $ Ä. ’W J? 1 ' ■ ■ jiiÄKT ' Fig. 33. Orion-Nebel. Gezeichnet von J. W. Watts nach den Angaben von G. P. Bond (Cambridge 1867). Diese ebenso einfache wie ergebnissreiche Beobachtungs- methode hat in den letzten Jahren zur Entdeckung einer grösseren Zahl von Planetoiden geführt. Der Erste, welcher diese Methode in Anwendung brachte, war Professor Dr. Max Wolf in Heidel- berg. Am 22. December 1891 wurde der erste neue Planet (323, Brucia) auf photographischem Wege aufgefunden. Später hat sich Charlois an der Bischoffsheim’schen Sternwarte bei Nizza diesem Verfahren angeschlossen und nach dem Zeugnisse Wolf’s »mit bewunderungswürdiger Geschicklichkeit in die Methode eingearbeitet«, wobei er in seinen Erfolgen nicht un- wesentlich von dem klaren Himmel Nizzas unterstützt wurde. Wolf bediente sich bei seinen ersten Operationen einer 5zölligen Linse von Kranz, seit Februar 1892 aber einer özölligen Porträt- linse vom Lichtverhältnisse 1:5 von Voigtländer in Braun- schweig, also eines Instrumentes von kurzer Brennweite, welches nur schwache Vergrösserungen ergibt, aber sehr lichtstark ist und ein grosses Gesichtsfeld umfasst. Die schwache Vergrösserung hat zur Folge, dass innerhalb eines kleinen Raumes die Sternchen dicht gedrängt bei einander stehen. Hierbei kann es vorkommen, dass — vornehmlich bei nicht /u langer Expositionsdauer — auch ein sich bewegendes, aber sehr lichtschwaches Object auf der Platte nur ein Licht- pünktchen projicirt, daher der Wahrnehmung sich entzieht. Wird nun eine solche Aufnahme stark vergrössert, so werden die Pünktchen der Fixsterne zu kleinen Scheibchen, während ein etwa anwesender Planet seine Existenz durch einen mehrere Millimeter langen Strich verräth. Dieser Sach verhalt ist von grossem Interesse, weil er zu der Wahrnehmung führt, dass die photographische Aufnahme an sich nicht immer genügt, um zu Entdeckungen zu führen. Das Wolf sehe Photogramm (big. 28, S. 14) erläutert dies in sehranschaulicherWeise. Die betreffende Originalplatte war durch zwei Stunden belichtet und ergab sich nur eine Anzahl verstreuter Lichtpünktchen; als aber eine lofache Vergrösserung (linear) vorgenommen wurde, trat ein etwa i'Millimeter breiter und etwa 6 Millimeter langer Streifen in die Erscheinung. Damit war die Anwesenheit eines Planetoiden constatirt. Er erhielt den Namen »Swea« und ist der 329. der ganzen Reihe. Seitdem haben Wolf und Charlois eine grosse Zahl von kleinen Planeten auf photographischem Wege entdeckt. Beson- deres Interesse knüpft sich an die Auffindung eines solchen Weltkörpers der 11. Grössenclasse durch Wolf am 1. Novem- ber 1894. Derselbe zeigte nämlich eine bisher nie beobachtete, ungewöhnlich grosse geocentrische Bewegung, deren Mass mehr als eine Vollmondbreite täglich beträgt. Daraus folgt, dass die Bahnebene dieses Asteroiden eine beträchtliche Neigung gegen die Ekliptik hat. In der That führten Bahnberechnungen, welche Fig. 34. Der Orion-Nebel. Nach einer photographischen Aufnahme von E. v. Gothard. ■W - WB* 'W- Fig- 35- Photographische Aufnahme eines Spiralnebels. in Paris und Berlin durchgeführt wur- den, zu dem merkwürdigen Ergebniss, dass der fragliche Planet der Erde bis auf 12 Millionen Meilen nahe kommen kann, also näher als irgend ein anderer der vielen Asteroiden. . . . Die unaus- gesetzten Bemühungen Wolfs haben auch noch zu anderen bemerkens- werthen Erfolgen geführt. So hat er unter anderen zwei seit geraumer Zeit verschollene Planeten auf photo- graphischemWegewiederaufgefunden. Der Planet »Medusa» (Nummer 149) war am 1. October 1875 durch visuelle Beobachtung entdeckt worden, doch blieb derselbe nur durch acht Tage sichtbar. Hierauf verschwand er und entzog sich beharrlich jeder Nach- forschung. Am 14. August 1891 fand ihn Wolf in der zwölften Opposition wieder. Gleichfalls auf photographi- schem Wege fand der Genannte den kleinen Planeten »Erigone« (Nummer 163), der im Jahre 1876 entdeckt wor- den war und bald hierauf verschwand, 5