1 2 Die Photographie im Dienste der Himmelskunde, Die eigenartige Anordnung des Beobachtungsfernrohres in die Declinations- achse, die in dieser Weise am Heyde’schen Refractor wohl zum erstenmale Anwendung gefunden hat, ist auf besonderen Wunsch des geistigen Urhebers dieser »Aequatoreal-Camera« — Professor W. Ceraski — getroffen worden. Es ist ein nicht zu übersehender Vorzug dieser Anordnung, dass der Beobachter während der viele Stunden dauernden Exposition das Ocular in jeder Stellung des Achsensystems leicht erreichen, beziehungsweise die erwünschte Controle vornehmen kann. Nach einer mit diesem Instrumente aufgenommenen Pixstern- platte (Sternbild des Schwan) im Formate von 24X3° wurde — nach einem vergrösserten Ausschnitt — das diesbezügliche grosse Atlasblatt reproducirt. 1 Objecte immer unbefriedigende Resultate ergeben. Wenn das Verfahren gleichwohl hin und wieder angewendet wird, kommt demselben lediglich die Bedeutung eines Nothbehelfes zu. Objecte, i welche ausserhalb des Brennpunktes photographisch aufge- nommen werden, vertragen zudem nur mässige Vergrösserungen, wodurch in vielen hallen (z. B. in der Selenophotographie) ihr wissenschaftlicher Werth gering anzuschlagen ist oder gar nicht in Betracht kommt. Die zu Sonnenaufnahmen be- gOj - 4 ■ ’< hig- 23. Die Milchstrasse im Sternbilde des Einhorn. (Nebelregion bei 15 Monocerotis.) Photographische Aufnahme des Lick-Observatoriums - Professor E. E. Barnard - mit einer sechszölligen Porträtlinse. Exponirt: 3h. Tn ihrer Gesammtheit lassen sich die Instrumentarien, welche in der Himmelsphotographie Verwendung finden, in zwei Gruppen scheiden, wobei es gleichgiltig ist, ob dieselben dioptrisch oder katoptrisch sind. Die erste Gruppe umfasst alle Apparate und Vorrichtungen, welche derart angeordnet sind, dass die Auf- nahme im Brennpunkte des Objectives (beziehungsweise Spiegels) bewerkstelligt werden kann. Bei den Instrumentarien der zweiten Gruppe findet die Aufnahme nicht im Brennpunkte statt, sondern ausserhalb desselben, und zwar mittelst eines vergrössernden Linsensystems. Das letztere \ erfahren wird fast nur bei Sonnen- aufnahmen angewendet, da bei dem starken Lichtverluste, der bei dieser Anordnung stattfindet, lichtschwache coelestische stimmten Instrumentarien führen die Bezeichnung Photohelio- graphen. Auf die neueren Ein- richtungen derselben kommen wir weiter unten zurück. Zwei ältere Anordnungen sind hier ab- gebildet. Die einfachere derselben zeigt eine pyramidenförmige Camera, welche am Ocularaus- zug angeschraubt und mit einem rasch wirkenden Momentver- schluss versehen wird. Bei der zweiten hier abgebildeten An- ordnung kommt ein ganz kurzes Objectivrohr, welches mittelst Streben an das Mittelstück be- festigt ist, zur Anwendung. Die Camera ist von aussergewöhn- lichen Dimensionen. . . Schliesslich sei noch er- wähnt, dass in der Himmels- photographie vielfach auch die Heliostaten, mittelst welchen das Spiegelbild eines coelestischen Objectes in das Fernrohr reflectirt wird, Verwendung finden. Da aber ihre Anwendung auch sonst eine ganz allgemeine ist, finden diese Instrumente in dem Ab- schnitte über beobachtende Astro- nomie eingehendere Würdigung. Erwähnt sei vorläufig, dass die mancherlei Constr uctionen von Heliostaten selten allen Anforde- rungen, die man an sie stellt, entsprechen. Wer die Fixsternblätter des Atlas oder die mitfolgenden 'Textabbildungen betrachtet, wird neben dem Fesselnden der Er- scheinung manche instructive Belehrung schöpfen. Bei den ersteren wird man sich kaum der Täuschung bewusst, dass es sich hierbei um ein — papierenes Weltenall handelt. Wenn auch in diesem Falle die wunderbare Erscheinung der Scintillation — des kunkelns und Zitterns der Sterne — nicht in Betracht kommt, empfindet man gleichwohl etwas Aehnliches. Die verblüffende Vielzahl grosser, kleiner und klein- ster Sterne in bald schütterem, bald dichterem Gewimmel ruft ein Flirren und Füttern vor den Augen hervor, dass man über die Reellität der Erscheinung hin- weggetäuscht wird. Ohne nachhaltige Wirkung wird man keines dieser Blätter betrachten. Es wurde früher dargelegt, wie man einen Abschnitt des Himmels nicht nur einige Stunden, sondern eine ganze Nacht hindurch, ja durch mehrere Nächte, fortgesetzt auf die photo- graphische Platte ein wirken lassen’kann. Kein Wunder also, dass sich auf dieser letzteren Sterne zeigten, welche noch niemals ein menschliches Auge gesehen. Mit Staunen nahmen die Astronomen von diesem Sachverhalte Kenntniss. Es war gelungen, durch Anwendung eines an sich so unscheinbaren Hilfsmittels in Tiefen des unendlichen Raumes einzudringen, welche sich bisher selbst in den stärksten Fernrohren als sternarm oder vollends als sternleer erwiesen. Eine neue Etappe in der Erkenntniss von der