IO Die Photographie im Dienste der Himmelskunde. (inneren) um seine Achse drehbaren Tubus ein, welcher mit einem würfelförmigen Objectivkopf abschliesst. Das Objectivrohr hat auf der diametral entgegengesetzten Seite des Centralwürfels gleichfalls eine rohrförmige Fortsetzung, welche aber bedeutend länger als der kurze Conus des Ocularrohres ist und vornehmlich zur Ausbalancirung des Systems dient. Die mechanische Ein- richtung des Ocularkopfes übergehen wir der vielen Details wegen, welche für das Verständniss der principiellen Anordnung des Ganzen irrelevant sind. Der gusseiserne Objectivkopf schliesst den einen (im Winkel von 450 zur Rohrachse stehenden) Spiegel ein, der Centralwürfel den zweiten, und lagert letzterer derart, dass seine Planfläche sowohl zur Achse des Ocularrohres, als zu jener des Objectivrohres im Winkel von 45° steht. Der Objectiv- köpf trägt ausserdem die in der Aequatorebene — also senkrecht zur Welt- achse — liegende Objectiv- linse. Aus dieser Anord- nung ergiebt sich, dass ein senkrecht auf die Objectiv- linse auffallender Licht- strahl durch diese auf den Spiegel im Objectivkopf fällt, hier rechtwinkelig ge- brochen und zum Spiegel im Centralkopf abgelenkt wird, wo eine abermalige rechtwinkelige Ablenkung in der Richtung der Achse des Ocularrohres, also zum Ocular des ganzen Systems, stattfindet. Die Abmessungen der ein- zelnen Details des Instrumentes sind die folgenden: Meter Länge des Objectivrohres, zwischen den Mittel- punkten beider Würfel gemessen.................5 Länge des Ocularrohres, zwischen dem Mittel- punkte des Centralwür- fels und dem Messkreise am Ocularkopf.........12 Länge des inneren O bj ectiv- rohres ................. 4 Länge einer Kante des Centralwürfels..........1 • 146 Länge einer Kante des Objectivwürfels.......1’076 m (Ocularrohres am Cen -c tralwürfel............1 1- äusserenj Objectiv-j . . 1 am Centralwürfel äusseren (Objectiv-1 . . 0’864 inneren I rohres J . . 0 656 am Objectivkopf Oeffnung des Objectives . o-6 Focuslänge» » .18 Durchmesserjd. Objectiv-f 0’858 Dicke J Spiegels | 0’135 Durchmesser des Spiegels im Centralwürfel .... 0734 Dicke des Spiegels im Centralwürfel.............0’113 Fig. 20. Photographisches Aequatoreal der kaiserl. Sternwarte in Moskau. Constructeur: G. Hey de, Dresden. Camera-Objectiv: 42zölliger Aplanat; Plattengrösse 24X30 Centimeter; Beobachtungsrohr in der Declinationsachse, Objectiv: 2*/2 Zoll. HöhejNordpfeilers|überd.j 13’03 des | Südpfeilers fBoden) 3’65 Wie aus der Abbildung zu ersehen ist, befindet sich nur 1 das Ocularende des ganzen Instrumentes im Beobachtungsraume selbst, während alle anderen Theile frei liegen und durch eine elliptische Doppeltreppe zugänglich sind. Zum Schutze dieser Theile dient ein auf Schienen rollendes Gehäuse, welches dicht an die äussere Mauerflucht anschliesst, bei Benützung des Instru- mentes aber fortgerollt werden kann. Die Vortheile der ganzen Anordnung des Equatoreal coude sind in die Augen springend. Abgesehen von der dem Beobachter gebotenen Bequemlichkeit, welchem, am Ocular sitzend, in naturgemässer Haltung des Kopfes die Arbeit ungemein erleichtert wird, ist derselbe den Unbilden des Wetters — vornehmlich der Winterkälte, welche in den weit- läufigen Räumen, in welchen die grossen Refractoren unter- gebracht sind, und die bei weitgeöffneten Dachklappen sehr empfindlich werden kann — entrückt. Wie bereits bemerkt, wurde nachmals das zuerst in Ver- wendung genommene Objectiv durch ein anderes, gleichfalls | von den Brüdern Henry hergestelltes, speciell für photographische Zwecke achromatisirtes Objectiv ersetzt. Der photographische Apparat selbst — von Gautier construirt — erhielt eine un- gemein sinnreiche Anordnung in Form von drei ineinander greifenden Cylindern, welche eine Bewegung des Plattenhalters sowohl um die Rohrachse, als in der Längsrichtung derselben und damit die schärfste Einstellung im chemischen Focus ge- statten. Die verwendeten Platten sind vom Formate 18 X 24 Centi- meter; die Focalbilder haben eine Grösse, wie sie bisher bei keinem zweiten Instrumente der Weit erzielt wurden, was ins- besondere für Mondaufnahmen von Wichtigkeit ist. Die weiter unten folgende Reproduction eines solchen Photogrammes, sowie die grosse Zahl der auf Basis dieses Focalbildes durch Professor L. Weinek, Director der k. k. Sternwarte in Prag, vorgenommenen fast vier- undzwanzigfach en Vergrös- serungen einzelner lunarer Objecte des Originalnega- tives geben die Handhabe zur Beurtheilung dieses Sachverhaltes. Die eigenartige An- ordnung des Equatoreal coude gestattete nicht, den zum »Pointiren« (Festhal- ten) des der photographi- schen Aufnahme unterzoge- nen coelestischen Objectes unerlässlichen Sucher an- zubringen. In Anbetracht des erzielten grossen Ge- sichtsfeldes im chemischen Focus des Instrumentes konnte jener Mangel mit in den Kauf genommen werden. Es ist übrigens insoferne Ersatz geschaffen worden, als ein an der photographischen Cassette angebrachtes, zum Be- trachten der Platte ein- gerichtetes, frei beweg- liches Ocular ein für diesen Zweck ausreichendes Hilfs- mittel abgiebt. Bei kurzen Expositionen — wie sie beispielsweise Mondauf- nahmen bedingen — wird das Pointiren selbstver- ständlich überflüssig; bei langen Expositionen darf man sich einigermassen auf die Exactheit des Uhr- ganges verlassen. Etwas ungeschlacht und scheinbar noch weit schwerfälliger als die Dop- pelrefractoren nach dem Muster des Potsdamer In- strumentes nimmt sich die durch das photographische Aequatoreal der vaticanischen Sternwarte (Specula vaticana) repräsentirte Type aus. Das Uebermass von Versteifung des ganzen Systems bedingt zwar eine grosse Stabilität und demgemäss eine hohe Exactheit in der Durchführung der photographischen Aufnahmen, aber die freie Beweglichkeit, wie sie am Grubb’schen System trotz der Schwere der Massen in so graziöser Weise zum Ausdrucke kommt, geht verloren. Neben den Refractoren finden auch die Reflectoren viel- fach, und zwar mit grossem Erfolge, Anwendung in der coelesti- schen Photographie. So arbeitete Isaac Roberts, Eigenthümer der Privatsternwarte zu Crownborough Hill (Sussex), dessen Nebelphotogramme eine internationale Berühmtheit erlangt haben, in den letzten fünf Jahren ausschliesslich mit einem zozölligen Reflector und haben die mit diesem Instrumente gewonnenen Platten alles Aehnliche in den Schatten gestellt. Man erinnert sich noch des Aufsehens, welches im Jahre 1888 das Robert’sche Photogramm des grossen Andromedanebels sowohl durch seine