Die Astrophotographie. Was nun die Messungen selbst betrifft, hat man die Wahl unter verschiedenen, vornehmlich drei Methoden. Die erste der- selben betrifft die Messung nach Polarcoordinaten. Hierbei wird die photographische Platte entweder unter ein mit Faden- netz versehenes Mikroskop gebracht, oder das letztere ist fest und die Platte durch eine Mikrometerschraube — mittelst welcher die Sterndistanzen gemessen werden — verschiebbar. Der Mess- apparat bewegt sich um den Mittelpunkt eines getheilten Kreises, an welchem die Richtung der Verbindungslinie abgelesen werden kann. Das Verfahren gestattet die exacte Abmessung der Distanzen zwischen einem jeweils in den Mittelpunkt des Kreises einge- stellten gut bestimmten Stern und den übrigen Sternen, beziehungsweise Netzknoten der Platte. Dreht man den Apparat um 18o° und wiederholt man die Messung, so ist die Einstellung eines Fundamentalsternes im Mittel- punkte des Kreises nicht unbedingt nöthig. Die zweite Methode — die der rechtwinkeligen Coordinaten — ist der vorbesprochenen ähnlich, indem hier gleichfalls über der Platte ein durch Mikrometerschrauben nach zwei senk- recht aufeinander stehenden Rich- tungen verschiebbares Mikroskop in Anwendung kommt. Man kann die Messungen unmittelbar im Anschluss an das Netz bewerkstelligen, doch ist es wünschenswerth, letzteres derart zu orientiren, dass in eine Fadenreihe Punkte gleicher Declination zusammen- fallen. Die Möglichkeit oder Vor- aussetzung einer nicht senkrechten Stellung der beiden Mikrometer- schrauben erfordert ein Umlegen des Apparates um 90" (eventuell auch eine solche um 1800 und 2700) und eine Wiederholung der Messung. Weniger genau, aber sehr bequem ist die vornehmlich von Kapteyn angewandte Methode, nämlich die senkrechte Aufstellung der Platte vor einem in entsprechender Entfernung postirten Theodolithen, mittelst wel- chem Sterne und Netzknoten in der Weise gemessen werden, dass die Ablesungen von den Kreisen des Instrumentes für die Berechnung der Sterndistanzen die erforderliche Grund- lage liefern. A. Repsold und Söhne in Hamburg haben einen Messapparat construirt (Fig. 12 und 13), der von den besprochenen Apparaten insoferne ab- weicht, dass er auf zwei Arten ver- wendet werden kann, nämlich erstens zur Bestimmung von Distanzen und Positionswinkeln, zweitens zur Be- stimmung von rechtwinkeligen Coordi- naten. Ein solcher Apparat steht in der v. Kuffner’schen Sternwarte zu wärtigen (mittelst eines Zapfens in einem länglichen Schlitze des Fusses d ver- schiebbar und durch zwei Stellschrauben x verstellbar ist, während er auf der anderen (vorderen) Seite durch die Schraube z einfach festzuklemmen ist. Auf diesem Cylinder ruht die Platte P längs zwei passend gehobelten schmalen Streifen a, ß, während sie sonst hohl aufliegt. Auf der anderen Seite ruht sie mit einem eben geschliffenen Fusse auf der eben gehobelten Leiste L. Die quadratische Platte Pvon 16’5 Centimeter Seitenlänge wird an die Unter- lage nur durch ihr eigenes Gewicht und den Druck der auf derselben befind- lichen Instrumententheile angedrückt. Ein in ihrer Mitte kreisförmig gedrehter Ausschnitt von 10 Centimeter Durchmesser dient als Führung für einen nach abwärts gehenden ringförmigen Hals der ober der Platte P befindlichen Scheibe Q, welche von P noch durch die ringförmige Scheibe 9*1 getrennt ist. Letztere schlingt sich zwischen Fund Q um den führenden Hals, so dass sich Q und Ql gegeneinander i to****^ k i i5- 1 Wien-Ottakring in Verwendung. Da dessen Einrichtung und Gebrauchs- weise weit über das Laieninteresse hinausgehen, erscheint es nothwendig, uns mit diesem Apparate in eingehendster Weise zu beschäftigen, wodurch auch dem Laien das Verständniss für Arbeiten dieser Art in interessanter Weise vermittelt wird. Die Abbildungen und Beschreibungen des Repsold’schen Messapparates verdankt der Verfasser der Freund- lichkeit Dr. L. de Ball’s, Directors der vorerwähnten Sternwarte. 1 ext und Zeichnungen sind übrigens auch im II. Bande der »Publicationen« des genannten Institutes enthalten. Das Schema (Fig. 13) zeigt uns zunächst eine gusseiserne Platte f.p, welche auf drei Füssen (!') aufruht. Sie ist durch einen starken Ring (ab) und durch zwei Rippen (von a gegen g und von b gegen j) sicher versteift. Ihr äusserer Durchmesser beträgt 36 Centimeter; in der Mitte hat sie einen con- centrischen Ausschnitt von 15 Centimeter Durchmesser. Auf derselben, in den beiden Füsschen c und d eingelagert, befindet sich der Leitcylinder B von -2’5 Centimeter Durchmesser, welcher auf der einen Seite (in der Zeichnung der rück- Ocularkopf des 3Özölligen Refractors des Lick-Observatoriums. (Photographie von J. R. Ziel, San Francisco.) j und gegen P um eine durch den Mittelpunkt von P gehende Achse frei drehen lassen. Durch einen an den führenden Hals unterhalb P angeschraubten Flansch ist jedes Schlottern verhindert. Der Ring Q (von 20 Centimeter Durchmesser) hatzur leichteren Handhabung vier Ansätze (g); ()' ist rückwärts mit einer durchbohrten Nase versehen, durch welche eine Schraube (*) geht, durch deren Anziehen Ql mit Q fest verbunden werden kann. Die Nase selbst liegt zwischen zwei Stiften, von denen der eine durch eine starke Feder (f) auf sie drückt, der andere gegen die Spitze der Feinbewegungsschraube (g) stösst. Da die Lager für f und g an die Platte P angeschraubt sind, ist durch dieselben die Lage von und in Folge dessen nach der Klemmung mittelst s auch die Lage von gegen P festgelegt, aber durch die Schraube g etwas zu verändern. Die Platte P selbst ist längs des Leitcylinders B verschiebbar. Zu diesem Zwecke ist an dieselbe unten eine Zahnstange (Z) befestigt und greift in die- selbe ein kleines Zahnrad, das mittelst des grossen geränderten Kopfes Z1 ge- dreht wird Die Grösse der Verschiebung wird an einer Millimetertheilung (-,) durch das Mikroskop abgelesen. Zur Feststellung der Platte P dient eine an I der unteren Seite befestigte Nase (i), welche zwischen zwei Hebeln (k, h ) gefasst