4 Die Photographie im Dienste der Himmelskunde. Fig. 9. Lewis Morris Rutherfurd. (1816 —1892.) stelligte. Es war ein Vollmondbild, das sich, ohne verwaschen zu werden, bis zu einem Durchmesser von 18 Centi- meter vergrössern liess. Ein Monat später kam das weiter oben erwähnte neue Instrument in Verwendung und es traten sofort dessen Vorzüge zu Tage. Stern-Photo- gramme bei relativ kurzer Exposition fixirten Fixsterne bis zur io. Grössen- classe herab. Eine am 6. März 1865 bewerkstelligte Mondaufnahme (kurz nach dem ersten Viertel) ergab ein U/J Centimeter grosses Vocalbild, wel- ches eine zwanzigfache Vergrösserung vertrug, ohne durch das sich mit vergrössernde »Korn« der Collodium- schicht zu leiden. Wie nicht anders zu denken, hatten diese Arbeiten die Aufmerk- samkeit der Astronomen erweckt und Fig. 10. John Draper. (1837 —1882.) (Vater Henry Draper.) Amerika war es zunächst Henry Draper, der in den Fussstapfen seines Eandsmannes wandelte und sich mit der Zeit eine grosse Fertigkeit und Erfahrung in der lunaren Photographie aneignete (seit 1863). Alsdann bemächtigte sich Warren de la Rue (London) der Methode und waren seine Arbeiten die ersten, welche in den Handel kamen und dadurch in weiten Kreisen bekannt wurden. So kam die Zeit, in der man in den besseren Kreisen für die de la Rue’schen photographischen Mond- Stereoskopbilder schwärmte und dem populären astronomischen Anschauungs-Unterrichte zu huldigen begann. De la Rue sie angeeifert, die Methode selbst- ständig praktisch zu erproben. In Die Astrophotographie. Die vorbesprochenen Factoren nun sind es, welche in glück- licher Vereinigung jenes ausgezeichnete Hilfsmittel geschaffen haben, dessen sich die Himmelskunde bedient, um Erscheinungen und Vorgänge zu fixiren, welche durch die optische Beobachtung entweder nur ungenügend oder gar nicht festgehalten werden können. Trotz allen diesen in die Augen springenden Vor- richtete sein Augenmerk vornehmlich auf die Ver- finsterungen der Sonne und des Mondes; ferner bewerk- stelligte er lunare Aufnahmen verschiedenen Mondalters, sodann Photogramme des Jupiter, des Saturn, der Sonnen- flecken u. s. w. Im Jahre 1865 gewann auch in Paris die coelestische Photographie Boden. Hier waren es Wolf und Ray et, welche sich mit dem damals noch mit grosser Reserve aufgenommenen neuen Hilfsmittel der Astronomie be- schäftigten. Verwendet wurde ein Foucault’sches Teleskop mit versilbertem Glasspiegel von 7 Zoll Objectivöffnung und 38 Zoll Brennweite. Die bewerkstelligten Aufnahmen blieben hinsichtlich ihrer Güte hinter den vorbesproche- nen zurück. . . Glücklicher war Ellery auf der Sternwarte zu Melbourne, der mittelst des grossen Grubb’schen Spiegelteleskopes Focalbilder des Mondes von über 8 Centimeter Durchmesser erhielt, die selbst auf den alten Praktiker de la Rue Eindruck machten, obwohl er zu der ihm zugesendeten Probe die kritische Be- merkung machte, dass das Bild nicht so scharf sei, als die mit seinem viel kleineren Instrumente gewonnenen Photogramme sich darstellten. Gleichwohl anerkennt er die Leistung und ist überzeugt, dass durch Ausgestaltung der Methode noch grosse Erfolge von ihr zu ge- wärtigen seien. Im Allgemeinen litten die ersten Versuche in der Himmels- photographie an dem Uebelstande viel zu langer Expositionen. Alsdann trat der Umstand bestimmend hervor, dass Aufnahmen, welche ein ge- wisses Mass von Vergrösserung vertragen sollten, Focalbilder sein mussten. Um nun solche in entsprechend grossen Dimensionen zu erhalten, bedarf man der modernen Rieseninstrumente, die zur Zeit der ersten Versuche — und auch späterhin — nicht zur Verfügung standen. Schliesslich war auch die ältere photographische Methode, das sogenannte »nasse« (Collodium-) Verfahren ein wesentliches Hinder- niss in der Entwickelung dieser Technik. Die nass präparirten Platten waren wenig empfindlich und vertrugen keine lange Belichtung, weshalb ihre Anwendung in der coelestischen Photographie eine beschränkte blieb. Daher legte man im Grossen und Ganzen den Arbeiten Rutherfurd’s, Draper’s, Warren de la Rue’s — zu welchen sich später noch Common und Huggins gesellten — keinen tiefer gehenden Werth bei. Das änderte sich indess sofort, als die soge- nannten »Trockenplatten« durch den englischen Arzt Dr. Maddox er- funden wurden. Während die Collodiumplatten nur in nassem Zustande verwendet werden konnten und mit dem Trockenwerden unbrauchbar wurden, verbanden die neuen Bromsilber-Gelatineplatten den Vortheil beständiger Gebrauchsfähigkeit mit dem hoher Empfindlichkeit, wozu noch die leichte Behandlungsweise und die tadellose Güte erprobter Fabrikate kamen, an deren Verbesserung übrigens fort und fort gearbeitet wird. Hand in Hand damit ging die Verbesserung der astronomischen Instru- mentarien einerseits und der photographischen Apparate andererseits. Fig. ii Der Potsdamer photographische Doppelrefractor.